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Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Der letzte Mohikaner: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Fenimore Cooper
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spät käme, so hinterbringt ihm«, fuhr sie mit allmählich sinkender, ihr zuletzt beinahe versagender Stimme fort, »die Liebe, die Segnungen, die letzten Gebete seiner Töchter, und sagt, er solle nicht trauern über ihr frühes Ende, sondern mit demütigem Vertrauen nach dem Ziel der Christen, wo er seinen Kindern wieder begegnen werde, emporblicken!«
    Die harten, verwitterten Züge des Kundschafters begannen zu arbeiten, und als sie geendet hatte, stützte er sein Kinn auf seine Hände, in tiefes Nachdenken über den Vorschlag versunken.
    »Es liegt Vernunft in ihren Worten!«, brach endlich eine Stimme aus den zusammengedrückten, bebenden Lippen hervor, »ja, und sie atmen den Geist des Christentums; was gut und recht für eine Rothaut ist, kann Sünde für einen Mann sein, der keinen unechten Tropfen Blutes hat, um damit seine Ungewissheit zu entschuldigen. Chingachgook! Uncas! Hört Ihr die Worte des schwarzäugigen Weibes?«
    Er sprach jetzt in delawarischer Sprache mit seinen Genossen, und seine Rede, obgleich ruhig und bedächtlich, schien dennoch sehr entschieden. Der ältere Mohikaner hörte ihm mit feierlichem Ernste zu und schien seine Worte abzuwägen, wie wenn er die Wichtigkeit ihres Inhalts fühlte. Nach augenblicklichem Zögern gab er durch einen Wink mit der Hand seine Zustimmung und sprach mit dem seinem Volke eigentümlichen Nachdruck das englische »Gut!« Dann steckte der Krieger sein Messer und seinen Tomahawk wieder in den Gürtel und schritt schweigsam auf die Ecke des Felsens zu, die von dem Gegenufer aus am wenigsten gesehen werden konnte. Hier hielt er einen Augenblick, wies bedeutungsvoll auf die Wälder unten, und sprach einige Worte in seiner Sprache, als wollte er den von ihm beabsichtigten Weg andeuten, warf sich dann in das Wasser und seine Bewegungen waren dem Auge der Zuschauer entschwunden.
    Der Kundschafter schied erst, nachdem er einige Worte mit der hochsinnigen Cora gesprochen hatte, deren Atem leichter wurde, als sie sah, dass ihre Vorstellungen Eingang fanden.
    »Weisheit«, sprach er, »wird oft auch der Jugend wie dem Alter gegeben, und was Ihr gesprochen habt, ist weise, um nicht mehr zu sagen. Wenn man Euch, das heißt diejenigen, welche für eine Weile verschont werden, in die Wälder führt, so knickt die Zweige an den Büschen, wo Ihr geht, und macht die Merkzeichen Eures Zuges so stark, als Ihr könnt. Wenn dann sterbliche Augen sie entdecken können, so verlasst Euch darauf, dass Ihr einen Freund habt, der Euch eher bis ans Ende der Erde folgt, als dass er Euch verließe.«
    Er schüttelte Cora liebevoll die Hand, hob seine Büchse auf, betrachtete sie einen Augenblick mit schmerzlicher Zuneigung, schob sie dann sorgfältig beiseite, und begab sich nach der Stelle hinab, wo Chingachgook soeben verschwunden war. Einen Augenblick hing er am Felsen und fügte bitter hinzu, indem er vorsichtig um sich blickte: »Hätte das Pulver ausgehalten, so wäre diese Schande nicht über uns gekommen.« Dann ließ er seine Hand los, das Wasser schloss sich über ihm, und er war gleichfalls verschwunden.
    Aller Augen waren jetzt auf Uncas gerichtet, der sich in unbeweglicher Ruhe an den rauen Felsen gelehnt hatte. Cora zauderte einige Augenblicke, wies dann auf den Fluss und sprach:
    »Deine Freunde sind nicht mehr sichtbar geworden und jetzt wahrscheinlich in Sicherheit. Ist es nicht Zeit, dass du ihnen folgst?«
    »Uncas bleibt«, antwortete der Häuptling ruhig in englischer Sprache.
    »Um die Schrecken unserer Gefangennehmung zu vermehren und unsere Rettung weniger möglich zu machen! Geh’, edler junger Mann«, fuhr Cora fort, ihre Augen unter dem Blicke des Mohikaners senkend, und vielleicht im Bewusstsein ihres Einflusses auf ihn, »geh’ zu meinem Vater, wie ich dir gesagt habe, und sei der vertrauteste meiner Boten. Sag’ ihm, er solle dir die Geldmittel anvertrauen, um die Freiheit seiner Töchter zu erkaufen. Geh’! Es ist mein Wunsch, meine Bitte, dass du gehst!«
    Der gefasste, ruhige Blick des jungen Häuptlings ging in den Ausdruck düsterer Traurigkeit über, aber er zögerte nicht länger. Mit geräuschlosem Tritt überschritt er den Felsen und stürzte in den unruhigen Strom. Kaum wagten die Zurückgelassenen Atem zu holen, bis sie, weit im Strome hinab, sein Haupt einen Augenblick auftauchen sahen, um Luft zu schöpfen – dann verschwand er wieder und ward nicht mehr gesehen.
    Die schnellen und anscheinend glücklichen Versuche hatten nur wenige

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