Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)
dann ließ er seinen Sax angewidert fallen. »Wo ist diese Laus!?«, brüllte er.
»Von wem sprichst du?«, fragte Arima.
»Von …«, Scurfa betonte jedes einzelne Wort, »Adalric de Gasconha, dem Sohn des Dux de Gascogne.«
Arima fuhr mit allen Anzeichen der Überraschung zu Afdza herum. Afdza nickte. »Er gehört zu diesem Komplott dazu.«
»Wo hast du ihn zuletzt gesehen?«, fragte Arima mit so viel Wut in der Stimme, dass Scurfa einen Schritt zurückwich.
»Im Palas.«
»Jemand soll ihn aus meinem Haus holen«, sagte Arima, ohne einen Menschen anzublicken.
Bis Adalric gefunden wurde – versteckt in einem Vorratslager hinter den Fässern mit dem gepökelten Fleisch – brachten die Franken und die Mauren, die sich nun Afdza Asdaq unterworfen hatten, halbwegs Ordnung in den Burghof. Arima trieb mit Chlodwig, der das Wunder vollbracht hatte, sich binnen weniger Augenblicke mit der Leithündin anzufreunden, die Hunde zurück in den Zwinger, und Chlodwig blieb dort, um sich die Wunden der verletzten Tiere anzusehen. Sie ließen ihn gewähren, nachdem die Leithündin sie angeknurrt hatte. Um Abu Taur kümmerte sich niemand; der Statthalter von Wasqah blieb einfach schwer atmend mitten im Burghof liegen. Seine ehemaligen Krieger machten einen Bogen um ihn. Abu Taur hatte tiefe Ringe unter den Augen, das Haar hing fettig unter dem Turban heraus, er war bleich und erschauerte ab und zu. Sein rechter Arm endete am Ellbogen. Die Binden, mit denen der Stumpf umwickelt war, waren nass von Blut und Wundflüssigkeit und stanken.
Die überlebenden Sachsen wurden gefesselt und in der Schmiede neben das Feuer gesetzt. Als einer der Franken auch Scurfa fesseln wollte, wehrte dieser sich. »Lass mir meine Würde«, bat er Afdza.
Afdza wies auf Arima. »Sie ist hier die Herrin.«
Arima musterte ihn, und Afdza wusste, was ihr durch den Kopf ging: der Anblick des Leichenhaufens am Fuß des Felsabbruchs. »Fesselt ihn«, sagte sie.
Adalric de Gasconha wurde herbeigeschleift, weil er sich wehrte wie ein Verrückter. Er war nicht allein. Eine junge Frau war bei ihm, die sich losriss, auf Arima zueilte und schluchzend ihre Knie umklammerte. Sie trug eines der Gewänder Arimas, aber sie hatte ein blaues Auge, das Gesicht war zerkratzt, und Afdza sah voller Horror, als ihr das Kleid von einer Schulter rutschte, dass sie ausgepeitscht worden war. Arima hörte mit weit aufgerissenen Augen zu, was das Mädchen hervorstieß. Afdza verstand nur, dass sie im gascognischen Dialekt der fränkischen Sprache redete, dessen er nicht mächtig war. Arima antwortete in der gleichen Sprache.
Afdza musterte Adalric, den seine Bewacher auf die Knie gezwungen hatten, die zitternde Unterlippe des Mannes und seinen vergeblichen Versuch, eine trotzige Miene zu machen. Dann wandte er sich an Scurfa.
Scurfa wies mit dem Kopf auf die junge Frau. »Der Gascogner hat geschworen, dass die Herrin von Roncevaux in der Burg sei. Er habe sie die ganze Zeit über beobachtet. Das Miststück dort gab er dann als sie aus. Sie trug den Kittel einer Magd, aber er sagte, das sei eine Verkleidung. Sie hat es zuerst abgestritten, aber nachdem wir ihn eine Weile mit ihr alleinließen, hat sie zugegeben, Arima Garcez zu sein.«
»Weil Adalric sie geschlagen und gedroht hat, sie Scurfa und seinen Männern auszuliefern, wenn sie nicht seine Lüge unterstützt«, erklärte Arima, die hinzugetreten war. »So, wie die Frauen und die meisten Kinder des Gesindes.«
Afdza wandte sich an einen der Mauren. »Wo sind diese Unglücklichen?«, fragte er scharf.
»Wir haben sie bereits aus dem Verlies geholt, Sidi. Wir haben gehört, was die Sachsen mit ihnen getrieben haben, aber ich schwöre beim Namen des Propheten, SIDI, dass wir uns nicht daran beteiligt haben.«
»Aber ihr seid auch nicht eingeschritten.«
Der Maure ließ den Kopf hängen. »Nein, Sidi.«
Scurfa sagte: »Woher hätte ich denn wissen sollen, dass der verdammte Grünschnabel gelogen hat?«
»Du hast also gedacht, das Mädchen wäre ich?«, warf Arima ein.
Scurfa zuckte mit den Schultern.
»Und du hast zugelassen, dass Adalric das Mädchen mehrfach vergewaltigt hat, dass er sie schlug und peitschte und dass er ihr« – sie riss das Kleid des Mädchens, das sich immer noch an sie drängte, auf, und alle zogen den Atem ein, als sie die Bissspuren an ihren Brüsten sahen; wo ihre Brustwarzen hätten sein sollen, waren halb verkrustete Wunden – » das hier angetan hat, weil er sich vorzustellen
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