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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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hin. Einmal hatte ein rätselhaftes Plätschern Arima einige Zeit auf ihren Platz gebannt, bis ihr klar geworden war, dass der Mann über die Palisade urinierte.
    »Ferkel«, flüsterte sie. Aber im Grunde genommen war sie ihm dankbar. Der Wächter ließ nämlich den rückwärtigen Palisadenabschnitt oberhalb des Hundezwingers aus. Die Sachsen schienen sich sicher zu fühlen. Angesichts der Tatsache, dass Scurfa schon einmal aus einer sicher geglaubten Burg hatte fliehen müssen, weil er vom Eindringen der Feinde überrascht worden war, hätte man mehr Umsicht erwarten können. Doch Roncevaux war weit von Patris Brunna entfernt, und es war kein Paladin in der Nähe, den der Sachse hätte fürchten müssen.
    »Nein, aber die Herrin von Roncevaux«, knurrte Arima. Und fügte, weil es ihr trotz der Anspannung guttat, es auszusprechen, hinzu: »Samt ihrem Liebsten, dem stärksten Krieger des Maurenreichs.« Ein paar trockene Dreckfladen platzten von ihrem Gesicht ab, weil sie lächelte.
    Als sie endlich entlang der rückwärtigen Palisade flach an den Boden gepresst lag und darauf wartete, dass ihr Herzschlag sich beruhigte, war sie erschöpft. Sie lauschte. Der Wächter näherte sich der Ecke, räusperte sich, ließ einen langen Furz, gab dann einen Ton von sich, der wie ein Gähnen klang und stapfte wieder zurück. Arima kroch auf den Durchlass zum Hundezwinger zu. Von jenseits der Palisade vernahm sie die Geräusche, wie die Hunde auf sie aufmerksam wurden und an der Palisade entlangzulaufen begannen. Langsam machte sich Unruhe im Zwinger breit. Arima kroch schneller. Durch die Ritzen in der Palisade züngelte der schwache Schein eines kleinen Feuers, das in der Schmiede brennen musste, weil deren Dach den Lichtschein nach oben abgeschirmt hatte.
    Vor dem Durchlass zögerte sie. Sie erinnerte sich plötzlich, dass irgendjemand ihren Vater einmal gefragt hatte, ob er es nicht für riskant hielt, in der Palisade einen Durchlass zu schaffen, durch den Angreifer in die Burg eindringen konnten. Comes Sanche hatte geantwortet, er hoffe, dass dies bald passiere, denn das Futter für die Hunde käme ihn ganz schön teuer.
    Arima streckte die Hand aus und berührte die eisenverstärkte hölzerne Klappe, die den Durchlass versperrte. Sie musste sie nur nach innen aufdrücken. Wütendes Knurren ertönte auf der anderen Seite. Arima zuckte zurück. Dann holte sie tief Atem, öffnete die Klappe mit einem Ruck und schlüpfte hindurch.
    Für einen Moment wirkten die Hunde so verdutzt, wie Menschen es gewesen wären. Die Leithündin hatte direkt vor der Öffnung gestanden. Nun wich sie zurück. Gleichzeitig zogen sich ihre Lefzen von den Zähnen, und ihr Nackenfell sträubte sich. Sie stieß ein tiefes, grollendes Knurren aus …
    … und Arima dämmerte, dass sie die Situation womöglich falsch eingeschätzt hatte.

    Afdza wartete auf das vereinbarte Zeichen. Er befühlte das Seil, das er um seinen Körper gewunden hatte, prüfte zum dutzendsten Mal, ob die Sehnen der beiden Bögen, die kreuzweise auf seinem Rücken hingen, intakt waren. Bis jetzt war er immer vollkommen ruhig in jeden Kampf gegangen, ohne ein Zeichen von Nervosität. Doch bis jetzt hatte auch nie das Leben einer Frau auf dem Spiel gestanden, die er so sehr liebte wie noch niemanden zuvor. Er hatte sich noch nicht vollständig von dem Grauen erholt, das er gefühlt hatte, als er in dem Leichenhaufen nach Arima gesucht hatte. Sein Herz hatte ihm gesagt, dass sie nicht unter den Toten sein konnte, weil er gespürt haben würde, wenn ihre Seele die Welt verlassen hätte; aber sein Herz war immer leiser geworden mit jedem starren Augenpaar, mit jedem im Tod schlaff gewordenen Kiefer, mit jedem klaffenden Schnitt durch eine Kehle, mit jedem eingeschlagenen Schädel, mit jeder Dolchwunde im Nacken, die er vor sich gesehen hatte. Er hatte Gebete geflüstert, flehentliche Bitten an Gott, dass der nächste Leichnam, den er umdrehte, nicht Arima war.
    Er durfte nicht daran denken, wie es in ihm ausgesehen hatte, sonst würde er nicht mehr in der Lage sein, seinen Teil des Plans zu erfüllen. Noch nie hatte er solche Angst vor dem nächsten Kampf gehabt.
    Dann erklangen mit erschütternder Plötzlichkeit das wütende Bellen und Knurren eines Rudels Hunde und Arimas schriller Schrei, und er wusste, dass irgendetwas schiefgegangen war. Dennoch zögerte er keine Sekunde. Es gab nur eine Möglichkeit, etwas zu tun, und die war, dem Plan zu folgen. Die Instinkte des Kriegers

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