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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Wunsch. Die Frankenkrieger, deren Führung Arima wieder dem Decanus anvertraut hatte, nachdem Chlodwig ihr erzählt hatte, der Mann habe wie ein Berserker bei der Rückeroberung der Burg gekämpft, sorgten zusammen mit den Mauren, die jetzt Afdzas Krieger waren, für die nächtliche Sicherheit der Burg. Abu Taur war in den Saal gebracht worden. Er war halb im Delirium, und Chlodwig, der sich den Armstumpf ansah und die Wunde zu reinigen versuchte, zuckte mit den Schultern, als Afdza ihn fragte, ob der Statthalter überleben würde.
    Afdza überredete Arima, sich schlafen zu legen. Dann setzte er sich mit dem Rücken an die Tür gelehnt vor ihrer Kammer auf den Boden und hielt Wache. Er hätte nicht sagen können, was er – außer einer schier überwältigenden Sehnsucht nach Arima – fühlte. Ihm war klar, dass er mit Scurfa den weniger ehrlosen Schurken erlegt hatte und dass der eigentliche Verbrecher, nämlich Adalric de Gasconha, entkommen war. Er hatte Dinge wie den Leichenberg in der Schlucht und die vergewaltigten Dienstboten schon öfter gesehen – nach jeder Schlacht, nach jeder Eroberung, nach jeder Besetzung eines feindlichen Gebiets. Es stimmte, dass die Maurenkrieger, wenn sie in fremdes Territorium eindrangen, nicht zu Massenvergewaltigungen neigten – das war die Spezialität der christlichen Soldaten. Aber die meisten Männer und Jungen zu töten und den Rest in die Sklaverei abzuführen, war gängige Praxis auf allen Seiten. Dennoch war er erschüttert. Scurfa hatte es auf den Punkt gebracht – die Vorstellung, dass die unglückliche Magd, die Adalric gefoltert und ermordet hatte, mit etwas Pech Arima hätte sein können, hatte ihn gepackt und ließ ihn nicht mehr los.
    Aus der Schlafkammer hörte er Arimas Schluchzen. Es brauchte schier unmenschliche Beherrschung, nicht aufzuspringen und in die Kammer einzudringen und Arima zu trösten, doch das hätte eine Grenze überschritten, hinter die er nachher nie mehr würde zurückkehren können. Und er musste zurückkehren, denn für ihn und Arima gab es nach wie vor keine Zukunft. Er ballte die Fäuste, dass die Fingernägel in seine Handflächen schnitten.
    Dann öffnete sich die Tür, und Arima stand in der Öffnung, mit verweintem Gesicht und zerzaustem Haar. Sie sah ihn an. Mehrere Herzschläge lang konnte keiner von ihnen ein Wort hervorbringen.
    »Ich kann heute nicht alleine schlafen«, wisperte sie.
    Afdza nickte. Ohne ein Wort rappelte er sich auf und folgte ihr in die Schlafkammer. In ihrem Gesicht konnte er sehen, dass Angst und Sehnsucht sich die Waage hielten. Er verfluchte sich für die Zurückhaltung, die er sich auferlegte, aber er konnte nicht anders: Hätte er den Eindruck gehabt, dass die Sehnsucht überwog, dann … aber so …
    Arima legte sich ins Bett, und er breitete die Decken über sie, legte sich neben sie, zog sie zu sich heran, kuschelte sich an ihren Rücken und legte einen Arm um sie. Arima wandte ihm den Kopf zu, die Lippen geöffnet. Er küsste sie so sanft auf den Mund, dass er ihre Berührung wie einen Schmetterlingsflügel spürte.
    »Als es losging, dachte ich, die Hunde wären über dich hergefallen«, sagte er nach einer Pause, in der er nur in ihre Augen gesehen hatte.
    »Die Rüden wären es beinahe, aber die Leithündin hat sich vor mich gestellt. Sie knurrte und bleckte die Zähne, doch das galt nicht mir, sondern ihrem Rudel.«
    »Ich habe dich schreien gehört.«
    Arima räusperte sich verlegen. »Das war später, als ich die Zwingertür aufgetreten habe. Ich glaube, ich habe gebrüllt: ›Schnappt euch die Dreckskerle!‹«
    »Eine passende Anweisung.«
    »Der verletzte Maure, den Chlodwig auf dem Pferd hatte – das war der Anführer der Delegation, nicht wahr?«
    Afdza nickte und erklärte Abu Taurs Rolle. Arima dachte darüber nach. Afdza konnte fühlen, wie sie langsam schläfrig wurde.
    »Wieso fehlt ihm ein Teil des Arms?«, fragte sie.
    »Er hatte sich verletzt, als ich ihn in seinem Haus gefangennahm. Das brachte mich auf die Idee, ihn Suleiman gegenüber für getötet auszugeben; sonst hätte mein Herr ihn zu sich bringen und hinrichten lassen. Ich wusste, dass ich Abu Taur mit hierher nehmen müsste, um sicherzugehen, dass seine Krieger mir gehorchten. Die Wunde entzündete sich auf dem Ritt nach Roncevaux, und ich musste ihm den Arm unterhalb des Ellbogens abtrennen, um sein Leben zu retten … Aber ich glaube, es hat nichts genützt.«
    »So viel Blut, so viel Grausamkeit«, murmelte

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