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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Arima, und es gab Afdza einen Stich. Dann fuhr sie fort, und er wusste, es war nicht gegen ihn gerichtet gewesen, sondern gegen sich selbst: »Und alles nur um meinetwillen. Die Geister der Toten werden mich heimsuchen.«
    »Werden sie nicht, denn ich wache über dich«, erwiderte er. »Schlaf jetzt, mein Stern.«
    Nach einiger Zeit wurden ihre Atemzüge ruhiger, und ihr Körper, den er trotz der Decken so intensiv spürte, als läge sie nackt in seinen Armen, entspannte sich. Afdza war sicher, dass er die ganze Nacht kein Auge zutun würde, aber das war ein geringer Preis für ihre Nähe. Und es war auch besser so. Noch vor dem Morgengrauen würde er aus ihrer Kammer schleichen, um ihren Ruf nicht aufs Spiel zu setzen.
    Mit diesem Gedanken schlief er ein.

    Roland hatte ein Wunder vollbracht. Mittlerweile hatte er die Übersicht verloren, aber er musste zehn Tage unterwegs gewesen sein, um Roncevaux zu erreichen. Selbst Karls Kuriere waren von einem Ende seines Königsreichs bis zum anderen wenigstens fünfzehn Tage unterwegs. Er hatte ein halbes Dutzend Pferde zu Tode geritten, und wo die Wirte der Wegstationen entlang des Hellwegs ihm nicht geglaubt hatten, dass er ein Paladin König Karls war, hatte er sich die Ersatzpferde mit Gewalt genommen. Er wusste nicht, wie oft er geschlafen oder etwas gegessen hatte; mit Bestimmtheit sagen konnte er nur, dass er sich nie die Zeit genommen hatte, sich zu waschen.
    Das letzte Pferd war auf halber Höhe des Ibaneta-Passes zusammengebrochen. Ab dort war Roland gelaufen, die morgendliche Kälte des Hochgebirges, die durch seine verschwitzten Sachen drang, kaum spürend. Als er die Burg im ersten Licht vor sich sah, drang nur ein einziger Anblick in sein vor Erschöpfung wie in Werg gepacktes Gehirn: die sächsischen Krieger, die Leichen aus dem vorderen Tor trugen und zu anderen Toten legten. Die Bahnen der ersten Sonnenstrahlen woben goldene Lichtsäume um die verrenkten Gestalten im Gras, erleuchteten die Atemwolken, die vor den Mündern der keuchenden Leichenträger standen und ließen sie mit ihren gebückten Haltungen wie bizarre Dämonen wirken, die feueratmend die Toten der Welt in die ewige Dunkelheit schleppten. Roland zog sein Schwert und taumelte auf sie zu. Er wollte einen Kriegsschrei ausstoßen, der nur als heiseres Krächzen herauskam.
    Jemand hielt ihn auf. Er stierte in ein fassungsloses Gesicht.
    »Comes Roland? Bist du das?«
    Der Mann sprach fränkisch. Roland kannte ihn nicht. Er wollte ihn von sich stoßen, um weiter auf die Sachsen losgehen zu können, doch der Mann ließ ihn nicht los. Nur langsam sickerte in sein Bewusstsein, dass der Mann ein Frankenkrieger war.
    Er gab ein Stöhnen von sich.
    »Die Sachsen haben sich ergeben, Comes Roland. Gütiger Jesus, du siehst aus wie … Hast du gekämpft!?«
    Roland befreite sich mit einem Aufschrei. Der Frankenkrieger trat ein paar Schritte zurück, die Hand am Griff seiner Spatha. Roland hielt sich mit Mühe auf den Beinen. »Wo ist sie?«, lallte er.
    »Wer? Arima Garcez?«
    »Ja. Wo … ist … sie?« Erneut hob er das Schwert und stolperte in Richtung der Sachsen, die ihn anstarrten wie einen Geist.
    »Die Herrin ist im Palas …«, sagte der Frankenkrieger.
    »Ist sie … ist sie …?« Roland gestikulierte wild.
    »Sie ist wohlauf, keine Sorge. Sie schläft!«
    Roland fand sich plötzlich auf den Knien wieder. Verdutzt starrte er sein Schwert an, das ihm aus der Hand gefallen war. Er bückte sich danach und wäre beinahe der Länge nach auf den Boden gesunken. Im zweiten Anlauf schaffte er es, Durendal an sich zu ziehen. Als der Krieger ihm aufhelfen wollte, wehrte er ihn ab. Mühsam kam er auf die Beine.
    »Palas«, murmelte er. »Im Palas …«
    Er torkelte durch das Tor. Die Männer und Frauen, die sich trotz des frühen Morgens im Burghof aufhielten, zuckten bei seinem Anblick zusammen. Er bemerkte es kaum. Die Stufen zum Eingang des Herrenhauses hinauf schleifte er Durendal hinter sich her und wunderte sich über das Geschepper. Ohne jemals hier gewesen zu sein, fand er den Weg hinauf unter das Dach. Und ohne daran zu denken, dass er noch nicht der Herr von Roncevaux und Arima noch nicht seine Frau war, nur getrieben von einer alles überströmenden Erleichterung und dem ebenso mächtigen Echo der Angst um sie, das ihn zehn Tage lang bei seinem atemlosen Ritt vorwärtsgetrieben hatte, platzte er in Arimas Schlafkammer. Einen Moment lang stand er schwankend mitten im Raum und versuchte zu

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