Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)
Pforte. Er zuckte und streckte die Hand nochmals nach Arima aus. Ein zweites Geschoss durchschlug seinen Schädel und heftete ihn aufrecht stehend an das Holz. Arima mühte sich mit dem Riegel. Afdza hörte Schritte hinter sich, wirbelte herum, schlug mit dem Bogen zu und fällte den Angreifer. Der Bogen zerbrach. Afdza ließ ihn fallen und wand sich aus der Ersatzwaffe. Bis jetzt war kein Pfeil fehlgegangen. Auch der nächste traf und holte den Bogenschützen, der auf der Treppe zum Herrenhaus stand, von den Füßen. Dessen Pfeil taumelte harmlos davon.
Arima hatte den Riegel hochgewuchtet. Die Steine, die als Gegengewichte an Ketten hingen, zogen ihn, da der erste Widerstand überwunden war, weiter nach oben. Arima packte die Torflügel und riss sie auf. Afdza schoss einem Krieger, der die Leiter wieder aufgestellt und den Wehrgang erklommen hatte, zwischen die Augen. Einen anderen, der eben ausgeholt hatte, um eine Axt auf Arima zu schleudern, traf er in die Schulter. Der Verletzte stolperte auf Arima zu und wurde von der Hündin umgerissen. Seine Schmerzensschreie wurden lauter, dann verstummten sie abrupt.
Durch das geöffnete Tor galoppierten jetzt die Frankenkrieger, geführt von Chlodwig, der einen zweiten Reiter auf dem Pferd vor sich sitzen hatte. Sie kamen keinen Augenblick zu früh. Die maurischen Krieger, die Abu Taur dem sächsischen Heritogo mitgegeben hatte, schwärmten nun aus dem Palas heraus, bewaffnet mit Schwertern und Lanzen. Afdza hatte damit gerechnet, dass die misstrauischen Sachsen ihnen nicht den Wachdienst anvertrauen würden, sondern sie im Gegenteil im Inneren des Herrenhauses versammelten, um sie unter Kontrolle zu haben. Seine Rechnung war aufgegangen. Die Mauren orientierten sich hektisch und machten sich bereit, in den Kampf einzugreifen.
Afdza glitt die Leiter hinab, mit Füßen und Händen die Holme hinunterrutschend. Der Burghof war ein Pandämonium aus halb wahnsinnig gewordenen Hunden, die an Toten und Verletzten zerrten, maurischen Kriegern, die sich den gut gerüsteten Franken entgegenwarfen, brüllenden Reitern und wiehernden Pferden. Afdza rannte auf die Mauren zu und donnerte in ihrer Sprache: »Halt!« Sein Turban hatte sich gelöst, sein langes Haar wehte hinter ihm her, und die Mauren erstarrten lange genug, dass Chlodwig ungefährdet das Herrenhaus erreichen konnte. Fast alle mussten Adfza Asdaq, die rechte Hand des Statthalters von Medina Barshaluna, kennen. Chlodwigs unfreiwilliger Begleiter hing wie ein Halbtoter vor dem jungen Sachsen auf dem Pferderücken. Chlodwig hielt ihn mit einer Hand fest, mit der anderen presste er ihm eine Messerklinge an die Kehle.
»Hört auf«, rief der Mann den Kriegern mit heiserer Stimme zu. »Ich bin Abu Taur. Ich befehle es. Ergebt euch Afdza Asdaq.«
Die Mauren starrten ihren Herrn an, der schrecklich aussah, aber sich zweifelsfrei identifizieren ließ. Schwerter wurden gesenkt, Köpfe zusammengesteckt. Chlodwig ließ Abu Taur vom Pferd gleiten, woraufhin dieser schwer atmend liegen blieb. Der junge Sachse sah sich angriffslustig um, bereit, die Franken zu unterstützen. Doch diese hatten den Kampf bereits gewonnen. Die überlebenden Krieger Scurfas ergaben sich.
Nur ein Mann behielt das Schwert in der Faust. Er war in eine Ecke gedrängt worden. Vor ihm lagen drei tote Hunde, etwas weiter entfernt noch ein toter fränkischer Krieger. Es war Scurfa. Als er sah, dass die Mauren nicht in den Kampf eingreifen würden, brüllte er vor Wut. Er hob das Schwert und ließ es verblüfft wieder sinken, als Arima vor ihn trat.
»Ich kenne dich«, sagte er. »Du bist die Fränkin, die ich in Susatum als Geisel genommen hatte. Das freche Stück!«
Arima warf den Kopf in den Nacken. »Ich bin keine Fränkin. Ich bin Arima Garcez, die Herrin von Roncevaux, und ich werde dich zur Rechenschaft ziehen für das, was du meinen Leuten angetan hast.«
Scurfa stierte sie an, und dann Afdza, der neben Arima getreten war. Es verlangte Afdza wie nie zuvor danach, Arima in den Arm zu nehmen, aber er wusste, was jetzt angebracht war. Er kniete vor ihr nieder und sagte: »Herrin, hiermit gebe ich dir Roncevaux zurück.«
Scurfa war fassungslos. »Und dich habe ich auch schon einmal in meiner Gewalt gehabt.«
»Nicht für lange«, erwiderte Afdza beinahe freundlich.
Scurfa deutete auf Arima. »Das ist Arima Garcez?«
»Leider warst du in Susatum nicht höflich genug, dich nach ihrem Namen zu erkundigen.«
Scurfa dachte einen Augenblick lang nach,
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