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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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lächelte sie an. Sie kannte das Lächeln. Es war irgendwie typisch für ihn. Sie hatte es zum ersten Mal gesehen, als sie ihm eine Kusshand zugeworfen hatte, um ihn abzulenken und Afdza zu ermöglichen, in die richtige Position zu gelangen und über ihn herzufallen.
    Sein Blick bat sie: Vertrau mir. Vertrau ihm!
    »Tatsächlich, ich kenne diesen Mann«, stieß sie endlich hervor. Sie fragte sich, was Hunald sich wegen ihres Stockens dachte, und lieferte geistesgegenwärtig die naheliegende Erklärung dazu: »Aber ich hätte ihn fast nicht wiedererkannt, schmutzig wie er ist.«
    »Verzeih mir, Herrin«, sagte der Bote. »Die Straße war in schlechtem Zustand.«
    Arima winkte ab. In ihrem Gedächtnis kramte sie hektisch nach seinem ursprünglichen Namen. »Ich bürge für ihn und die Wahrheit seiner Botschaft«, sagte sie dann. »Sei willkommen auf Burg Roncevaux, Aercenbryht von den Sachsen.«
    »Was um alles in der Welt ist das für ein Spiel?«, zischte sie später, als Chlodwig und sie sich alleine unterhalten konnten. »Du kommst doch nicht aus Patris Brunna!«
    »Nein, ich komme aus Medina Barshaluna. Aber glaub mir, Herrin, mein Hintern fühlt sich nicht anders an, als sei ich von Patris Brunna hierhergeritten. Und meine Füße sehen auch nicht besser aus. Ich habe mein Pferd in einer Herberge auf halber Passhöhe gelassen, weil es maurisch gezäumt ist; das hätte die Burschen hier sehr misstrauisch gemacht. Den Rest des Weges bis hier herauf bin ich gelaufen, durch die halbe Nacht hindurch, und habe so getan, als käme ich von der anderen Seite …«
    »Chlodwig«, sagte Arima halb belustigt, »du jammerst wie ein Weib.«
    »Nichts ist zu schade, um dein Mitgefühl zu erringen, Herrin«, erwiderte Chlodwig mit der gleichen ironischen Schlagfertigkeit, wie Afdza sie besaß und wie der junge Sachse sie seinem Herrn abgelauscht haben musste. Es gab Arima unwillkürlich einen kleinen, sehnsüchtigen Stich. Er zwinkerte ihr zu, wie Afdza es wohl ebenfalls getan hätte.
    » Er hat dich geschickt, nicht wahr?«
    Chlodwig nickte. »Er vermisst dich, Herrin«, sagte er unaufgefordert, und Arima hätte ihn für diese Aussage küssen können. Sie musste den Blick abwenden, weil ihr plötzlich zu Bewusstsein kam, dass sie für den Tod dieses Mannes verantwortlich gewesen wäre, hätte Afdza seinerzeit in Susatum nicht Erbarmen mit ihm gezeigt. Und jetzt war aus diesem ehemaligen Feind ein Freund geworden, der sich nicht zu schade war, sowohl in das Herz seines Herrn als auch in ihres zu blicken und ihr ungekünstelt Trost zu spenden.
    »Ich ihn auch«, flüsterte sie. Dann fragte sie: »Stimmt das mit dem Aufstand deines Volkes?«
    »Natürlich«, erwiderte Chlodwig. »Ich hab nur keine Ahnung, wann er stattfinden wird.«
    »Ich versteh nicht …«
    »Es ist nur eine Kriegslist, Herrin. Um die Franken dazu zu bewegen, ein Friedensangebot zu machen. Wenn die Botschaft vom Aufstand Karl erreicht, ist er in der Klemme. Er kann nicht warten, bis eine Bestätigung der Nachricht eintrifft, weil es bis dahin Winter ist. Er kann nur reagieren und dafür sorgen, dass das Frankenheer ohne Verluste aus al-Andalus abziehen kann – indem er um Frieden bittet. Suleiman und seine Verbündeten werden darauf eingehen, es wird Verträge geben, und die Franken werden sich über die Berge trollen. Natürlich werden sie die Verträge brechen und wiederkommen … Oder die Mauren brechen sie und fallen in die fränkischen Gebiete ein … Aber der Witz bei der Sache ist, dass das frühestens nächstes Jahr stattfinden kann. Bis dahin hat Suleiman seine Kräfte gesammelt und die anderen Statthalter vollends auf seine Seite gebracht. Und dann wird er für Karl ein ebenbürtiger Gegner sein.«
    Arima blickte in die Ferne. »Und Roncevaux …«
    »Mein Herr wird dafür sorgen, dass deine Neutralität ein Teil der Verhandlungen sein wird.« Chlodwig lächelte.
    »Weshalb schickt Afdza dich mit dieser List zu mir?«
    Chlodwig zuckte mit den Schultern. »Weil ich diesen Auftrag nicht überleben werde und du die Botschaft an König Karl weitertragen musst, Herrin.« Er grinste. »Genauer gesagt: Der arme Aercenbryht – vielleicht nimmst du doch besser einen anderen Namen, Herrin, weil es sein kann, dass Karl sich an diesen erinnert –, der arme Bote hat sich auf dem Ritt von Patris Brunna hierher so verausgabt, dass er nach Erreichen von Roncevaux gestorben ist. Deshalb und weil diese Botschaft so wichtig ist, hast du seine Aufgabe

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