Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
Vom Netzwerk:
hätte halten können.« Selbstverständlich war das eine Lüge, und Suleiman wusste es und lächelte nur. »Und dass die Franken ihn und meine Reiter vor Iruña besiegten, war eine Kriegslist, kein ehrlicher Kampf!«
    »Natürlich war es eine Kriegslist«, unterbrach ihn Bertha. »Mein Sohn Roland war ja auch der Anführer der Franken, die deinen Sohn besiegten. Wieso sollte es kein ehrlicher Kampf sein, nur weil der eine Feldherr klüger ist als der andere?«
    »Ich denke«, sagte Suleiman voller Berechnung, »dass man es Adalric de Gasconha nicht wirklich zum Vorwurf machen kann, den Kampf verloren zu haben.« Er nickte Lope zu, als wolle er sich für seinen Ausbruch vorher entschuldigen. »Wer hätte ahnen können, dass der junge Roland sich mit solcher Tapferkeit in die Schlacht stürzen würde? Und dann auch noch überlebte?«
    Aus dem Augenwinkel sah er Bertha erschauern. Gut, dachte er, gut. Verrat war immer dann die beste Waffe, wenn er nicht aus eigensüchtigen Motiven, sondern aus Liebe begangen wurde.
    Lope schien nach Suleimans Worten etwas beruhigt. »Mein Sohn wird einmal einen guten Herrscher abgeben! Aber er muss sich einen Namen machen können, damit meine Scharführer ihn annehmen.«
    Berthas verächtlicher Seitenblick in Richtung des Dux belustigte Suleiman. Weder dem Gascogner noch der Fränkin schien aufzugehen, dass ihr gemeinsamer Verrat gegenüber König Karl aus einem gemeinsamen Motiv kam: der Sorge um den einzigen Sohn.
    Er wandte sich an Bertha und wählte seine Worte sorgfältig. »Herrin, welchen Vorschlag hast du mir zu machen, um deinen Sohn zu retten?«
    Bertha schluckte. »Hier geht es nicht um meinen Sohn, sondern um die Ehre der Franken und ihres Königs Karl«, sagte sie rau.
    »Natürlich, Herrin. Verzeih meine ungeschickte Wortwahl. Ich habe nur versucht, mich in deine Qual hineinzuversetzen. Auch ich habe einen Sohn, für den ich alles tun würde.«
    Bertha atmete heftig und kämpfte mit sich. Um ihr auf ihrem Weg noch das letzte Stückchen weiterzuhelfen, nahm Suleiman ihren Weinkelch und reichte ihn ihr. Als sie ihn ergriff, hielt er ihre Hand fest. Sie war eiskalt. Suleimans Finger waren warm, weich und geschmeidig und liebkosten die ihren kaum merklich. Sie zog die Hand mit einiger Verspätung weg. Er schaute ihr über den tiefroten Wein hinweg in die Augen. »Nur wir, die wir Eltern sind«, flüsterte er, »können ermessen, was es heißt, sich um die eigene Leibesfrucht zu sorgen; und nur wir wissen, dass alles rechtens ist, was sie behütet.«
    Bertha blinzelte. Suleiman konnte erkennen, dass ihre Gedanken dorthin liefen, wo er sie haben wollte. Roland war ihr Sohn. Rolands Vater war vor über zehn Jahren in al-Andalus gefallen, und Suleiman fand es fantastisch, nach all dieser Zeit die Ernte dessen einzufahren, was er damals gesät hatte. Wenn Bertha wüsste, was damals wirklich geschehen war … Was Milan d’Otun und seinen Kriegern in Wahrheit zugestoßen war … Wie er, Suleiman, mit einer einzigen tollkühnen Tat dafür gesorgt hatte, dass heute die Schicksalsfäden alle in seiner Hand lagen!
    Er fürchtete, Bertha würde den Triumph in seinen Augen lesen können, und senkte den Blick. »Welche Berechtigung haben andere, die nicht diese Sorge spüren, über unser Tun zu richten?«, flüsterte er weiter.
    »Würdest du ein Friedensangebot annehmen?«, fragte Bertha unsicher.
    »Von Euch, Herrin?«
    Bertha schüttelte den Kopf. »Es hätte keine Gültigkeit.«
    »Wen willst du mir senden, dessen Worte Gültigkeit hätten?«
    Sie zögerte … lange. Suleimans Gesichtsausdruck änderte sich nicht. Im Stillen betete er, dass der Tölpel von Lope de Gasconha keine plumpe Bemerkung machte und die Stimmung zerstörte. Aber die Atmosphäre, die Suleiman geschaffen hatte, war offenbar so zwingend, dass selbst ein Bauer wie der gascognische Dux sie spürte und schwieg.
    »Meinen Mann«, hauchte Bertha zuletzt. »Er wird es tun, wenn ich ihn darum bitte.«
    »Den ranghöchsten der Paladine.« Suleiman nickte. »Würde Karl diesem Angebot folgen, das sein Paladin und Schwager unterbreitet, auch wenn es nicht mit ihm abgesprochen ist?«
    Bertha kämpfte erneut mit sich. »Er hätte kaum eine Wahl, denn sonst müsste er …«
    »… Ganelon zum Verräter erklären, seinen eigenen Schwager und wichtigsten Paladin«, ergänzte Suleimann. »Der Ruf und die Stellung der Paladine wäre dadurch für immer zerstört.«
    Berthas Lippen zitterten. Sie senkte den Kopf und begann

Weitere Kostenlose Bücher