Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)
Esel eines Esels«, schnappte Ogilva. »Es sterben wieder Franken in al-Andalus. Der Kreis hat sich geschlossen!«
»Es ist an Ganelon und Bertha zu entscheiden, ob die Geschichte erzählt werden soll«, sagte Piligrim.
»Nein«, entgegnete Ogilva, »ist es nicht. Du bist ebenso in diese Sache verwickelt wie sie. Sie haben dich nicht gefragt, ob du die ganze Zeit schweigen wolltest. Jetzt brauchst du sie nicht zu fragen, wenn du reden willst.«
»Vielleicht will ich ja gar nicht darüber reden?«
»Ha!«, machte Ogilva. »Und ob du es willst! Selbst wenn du nicht wolltest – das Mädchen hier hat ein Recht zu erfahren, was geschehen ist. Sie steckt genauso tief drin wie alle anderen.«
»Roncevaux hat damals keinerlei Rolle gespielt, und selbst wenn, Arima war damals ein kleines Kind …«
Ogilva hob die Hände zur Decke der Halle. »Gütiger Gott«, sagte sie, »warum stellst du dich absichtlich so dumm? Ist dir nicht klar, warum Arima verwickelt ist? Entschuldige, Herrin, dass ich über dich rede und nicht mit dir, aber dieser Esel versteht komplizierte Zusammenhänge nur, wenn man sie ihm auf die Stirn hämmert.«
»Oder ihn dauernd anschreit«, sagte Piligrim mit einem strahlend falschen Lächeln.
»Arima Garcez liebt die zwei Männer, um die es bei der ganzen Sache eigentlich geht!«
Arima fasste sich unwillkürlich an den Hals, wo an seinem Lederband Afdzas Talisman hing. »Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis …«, begann sie erschrocken.
»Erzähl mir nichts, Mädchen. Keine der Frauen auf der Reichsversammlung hat die Blicke missdeuten können, die du und der Maure sich zugeworfen haben, außer der Königin, die mit ihrer Schwangerschaft beschäftigt war, und Bertha de Laon, die seit dreizehn Jahren keine Aufmerksamkeit mehr auf die Gegenwart verschwendet hat.«
»Roland ist der Mann, dem ich versprochen bin«, widersprach Arima hartnäckig.
»Was hat das damit zu tun? Ich war damals auch in einen anderen Mann verliebt als den, dem man mich zur Frau versprochen hat.«
Arima errötete und warf Piligrim einen verlegenen Blick zu, aber der alte Krieger grinste nur. »Es hat ihre Familie eine ganze Stange Geld gekostet, das Verlöbnis friedlich aufzulösen, damit ich sie kriegen konnte«, sagte er.
Mit grober Zärtlichkeit fuhr Ogilva Piligrim durch sein ungekämmtes Haar. »Niemand sollte sich je für die Liebe entschuldigen, Arima Garcez«, sagte sie mit so sanfter Stimme, dass Arima meinte, durch ihr zerknittertes Raubvogelgesicht die schöne junge Frau von damals hindurchscheinen zu sehen.
Piligrim seufzte und schwieg eine Weile. Schließlich schien er sich ein Herz zu fassen und erklärte: »Ganelon und Bertha waren ein Liebespaar, lange bevor Milan von Karl nach al-Andalus geschickt wurde«, sagte Piligrim. »Nur wenige haben davon gewusst. Sie waren sehr vorsichtig. Ich habe es von den beiden erfahren, als ich damals mit meiner Nachricht zurückkehrte, und ich bin eigentlich ständig auf Milans Hof aus- und eingegangen. Ich habe mich oft gefragt, ob Karl nicht auch von der Beziehung Wind bekommen hatte und Milan bewusst für die Mission ins Maurenreich auswählte, um Bertha und Ganelon ein paar gemeinsame Monate zu schenken – und wenn Milan dabei umkäme, den Weg für das Glück seiner Schwester frei zu machen. Karl hatte immer ein weiches Herz, was seine Familie betrifft.«
»Aber Ganelon und Bertha haben kein Glück gefunden.«
»Nein«, seufzte Piligrim. »Karl hat es gut gemeint, aber man kann auf schlechtem Gewissen und dem Tod kein neues Glück aufbauen. Bertha hat Ganelon geliebt, aber Milan hat sie auch geliebt.«
»O mein Gott«, sagte Arima.
Ogilva, die einen Krug Wein geholt hatte, verteilte Becher und schenkte ihnen ein. »So was kommt in den besten Familien vor«, sagte sie und lächelte Arima mitleidig an.
»Weißt du denn, dass Roland in Wahrheit Ganelons Sohn ist?«, fragte Piligrim Arima.
Arima verschüttete ihren Wein. Sie brachte kein Wort heraus.
»Das ist etwas, das meines Erachtens nicht einmal Karl weiß«, erklärte Piligrim. »Ganelon und Bertha haben sich verraten, als ich ihnen damals die Botschaft überbrachte, mit der Milan mich zurückgesandt hatte. Ob Milan es ahnte, kann ich nicht sagen. Roland jedenfalls weiß nichts davon.«
»O mein Gott«, sagte Arima noch einmal. »Und Roland … Roland hat Ganelon als kleiner Junge gesagt, dass er ihn für Milans Tod verantwortlich mache und dass er ihn hasse.«
»Es ist immer knüppeldick für
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