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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Mann, als dass sich Spione dort unbemerkt hätten einschleichen können. Karl nimmt nicht einmal Gefangene als Sklaven mit.«
    »Dann habe ich jetzt gelogen?«
    Afdza gab Suleimans Lächeln zurück, obwohl er sich nicht danach fühlte. Sein Herz schlug heftig aus Angst um Arima. »Sagen wir: ungenau formuliert.«
    Suleiman winkte einem der Leibwächter. Der Krieger verschwand und kam in Begleitung einer Frau wieder. Afdza erkannte zu seiner Überraschung Bertha de Laon, Rolands Mutter. Verspätet verneigte er sich. Was tat die Schwester des Frankenkönigs hier bei Suleiman ibn al-Arabi? Wußte Karl von ihrem Hiersein? Aber die Antwort darauf war klar: Nein. Wie hatte Suleiman es geschafft, ausgerechnet sie auf seine Seite zu ziehen?
    »Ich habe meinem Feldherrn das erzählt, was du mir erzählt hast, Herrin«, sagte Suleiman.
    Bertha musterte Afdza. Ihre Wege hatten sich bereits in Patris Brunna gekreuzt, aber ihm schien, dass sie ihn zum ersten Mal genauer ansah.
    »Es ist wahr«, sagte Bertha. »Wenn du Arima Garcez behalten willst, Afdza Asdaq, musst du verhindern, dass Karls Nachhut den Pass überquert. Es ist deren Aufgabe, die Burg zu zerstören.«
    »Du rätst mir, die Verlobte deines Sohnes vor deinem eigenen Volk zu retten?«
    »Sie ist nicht die Richtige für ihn«, sagte Bertha kalt.
    »Weil sie einen Mauren liebt?«, fragte Afdza.
    Bertha sah ihn ausdruckslos an. »Willst du sie retten? Dann locke die Nachhut meines Bruders in die Falle.«
    SIYA

    Roland hatte sich zurückgezogen, nachdem die Paladine sich zerstreut hatten. Er hatte die Geräusche aus Karls Zelt nicht mehr ausgehalten – das Gemurmel der Ärzte, das Klingen irgendwelchen metallischen Bestecks und das Keuchen Ganelons, als sie ihm ohne Zweifel zu helfen versuchten, ihm dabei aber Schmerzen zufügten. Remi hatte ihn fragend angesehen, aber Roland hatte ihn weggescheucht. Er wollte allein sein.
    Das Hifthorn seines Vaters hing an seinem Gürtel. Es war viel schwerer als die Kopie, die Karl ihm im Frühjahr überreicht hatte. Er löste es und strich darüber, folgte dem Spalt, den nur ein Schwerthieb dem Horn zugefügt haben konnte. Afdza hatte für kurze Zeit so gewirkt, als habe er eine Erscheinung gehabt, als er es in die Hand genommen hatte, doch Roland fühlte nichts, wenn er die Silberfassung und das Elfenbein berührte. Roland dachte an Arima und an Afdza und an beide zusammen und fühlte den Hass gegen den Mauren erglühen wie einen Funken in der Asche des heutigen Tages … Doch auch der Funke verglomm und ließ nur Leere zurück. Roland fühlte sich müde und ausgelaugt, und wenn es schon um Hass ging, dann blieb festzustellen, dass er sich selbst im Moment am meisten hasste.
    Er setzte das Horn an die Lippen. Er wusste, es konnte keinen Ton von sich geben. Der Spalt war nicht vollständig geschlossen. Er blies dennoch mit aller Macht hinein.
    Das Horn blieb stumm.
    Er setzte es ab.
    Fern am Horizont flimmerte die Kette des Pirenéus-Gebirges. Er bildete sich ein, die Stelle sehen zu können, bei der der Pass über die Berge ging, und stellte sich vor, er hätte dem Olifant einen Ton entlocken können, und dieser hallte jetzt mit einem rollenden Echo von den Felswänden wider.
    Ein Schauer lief über seinen Rücken. Plötzlich war es keine gute Idee mehr, allein sein zu wollen.
    Er schritt zum Lager zurück, und er brauchte seine ganze Kraft, um nicht voller Panik dorthin zu rennen wie ein kleiner Junge, der vor Gespenstern flüchtet.

    Als Afdza gegangen war, sagte Suleiman zu Bertha: »Damit habe ich deinen Wunsch erfüllt, Herrin.«
    »Ich habe ihn mir selbst erfüllt, indem ich deinem Feldherrn die Lüge über Roncevaux erzählt habe.«
    »Wie auch immer: Afdza wird deinem Bruder den Schatz wieder abjagen, der seine einzige Legitimierung für diesen Feldzug gewesen wäre.«
    »Er wird Ganelon verschonen«, sagte Bertha. »Und Roland wird sicher nach Hause zurückkehren. Das ist es, was zählt.«
    Suleiman nickte. Was zählt, dachte er dabei für sich, ist nur eines: dass dein verdammtes Volk sich an die Geschichte dieses Feldzugs mit Tränen in den Augen erinnert und nie wieder hierherkommt, denn es wird in Wahrheit den größten Krieger, den es hätte haben können, verlieren.
    Das Reizvolle dabei war, dass dessen Mutter, ohne es zu ahnen, selbst das Todesurteil über ihn gesprochen hatte.

DER PASS
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    SPÄTHERBST 777 N. CHR.

IBANETA-PASS

    »Ich kann Roland nicht retten, mein Stern«, sagte Afdza. »Er lässt es nicht

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