Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)
in der Sonne, bleichten aus und zerfielen. Afdza hätte seinen Kriegern gern erlaubt, einiges davon mitzunehmen, aber das Maurenheer marschierte mit leichtem Gepäck und hatte keine Zeit, sich mit unnötigen Dingen zu befrachten.
»Wir haben die Franken bei Zubiri eingeholt, als sie die alte römische Brücke über den Arga überqueren mussten«, erzählte Afdza. »Das hat sie aufgehalten. Wir haben sie angegriffen und geschlagen.«
»Du sagst das so, als ob es nicht mehr als ein Manöver gewesen war.« Afdza spürte, wie Arima in seinem Arm erschauerte.
»Das war es nicht, mein Stern. Das war es nicht …«, flüsterte er.
Er schwieg, und Arima schwieg auch. Es gab Dinge, über die man nicht zu sprechen brauchte. Die Bilder stiegen dennoch in Afdza auf, und mit ihnen die Gefühle.
Die Überraschung, als er erkannte, dass nicht Ganelon, sondern Roland die Nachhut befehligte! Und dass außer Ganelon alle anderen Paladine bei ihm waren mit vier Hunderterscharen Fußkämpfern und fünf Hunderterscharen Panzerreitern!
Beinahe wäre der Angriff ins Stocken geraten, weil Afdzas Krieger ebenso wenig wie ihr Feldherr damit gerechnet hatten, dass sie gegen die geballte Elite des Frankenheers kämpfen mussten. Afdza hatte, um der überlegenen Militärtaktik der Franken etwas halbwegs Gleichwertiges entgegenzusetzen, vor etlicher Zeit angeregt, das maurische Heer nach dem Beispiel der einzigen anderen Militärmacht zu formen, die ähnlich erfolgreich wie das Fränkische Reich war: dem der Römer. Um die nötige Schnelligkeit zu erlangen, hatte Afdza nur eine halbe Legion Fußkämpfer zu den Bergen geführt, etwas über zweitausend Mann, und eine Hunderterschar leichter Reiter. Aber er hatte den Angriffszeitpunkt klug gewählt. Die Hälfte des Trosses war bereits auf der anderen Seite der Brücke, die andere Hälfte stand noch davor, und die schweren Wagen mit der Beute waren eben bei der Überquerung. Zwei Abteilungen Panzerreiter unter Beggo de Septimània und Otker de Aregaua waren dem Tross vorangeritten und konnten nun nicht eingreifen, weil die Brücke verstopft war; das Gleiche galt für zweihundert Fußkämpfer, die jenseits der Brücke vom Kampfgeschehen abgeschnitten waren. Afdza war den Fußkämpfern Rolands zehn zu eins überlegen gewesen; und dennoch hatten die Mauren schreckliche Verluste erlitten. Die Panzerreiter waren zwischen die Fußsoldaten gefahren wie ein Sturm in ein Weizenfeld, und sie hatten blutige Ernte gehalten. Afdza war es nicht gelungen, seine Männer zu einem Schildwall zu formieren, und alles, was er hatte tun können, war, mit seiner leichten Reiterei die fränkischen Fußkämpfer zu stören, so dass auch Roland seinerseits keinen Schildwall zustande brachte außer dem Verteidigungsring, den er vor der Brücke gebildet hatte. Die maurischen Reiter waren links und rechts neben Afdza von fränkischen Pfeilen aus den Sätteln geschossen, seine Fußkämpfer von Lanzen der Panzerreiter aufgespießt, von Wurfäxten zu Boden geschmettert und unter den Hufen feindlicher Rösser zertrampelt worden. Die Franken hatten regelrecht Jagd auf die kleinen Trupps gemacht, die sich nicht zu größeren Einheiten formieren und wegen der Enge des Tals nicht weit genug ausweichen konnten, und sie hatten gezielt versucht, die Centenarii und Decani zu töten, damit die Soldaten ihre Befehlshaber verloren. Innerhalb kürzester Zeit war aus einem wohlüberlegten Angriff ein verzweifeltes Handgemenge geworden, während der Vormarsch des Trosses über die Brücke nur unwesentlich ins Stocken geraten war.
Die Mauren waren drauf und dran gewesen, den Mut zu verlieren. Und Afdza hatte sich daran erinnert, was Roland vor Iruña getan hatte.
Die Erinnerung an den Kampf bei der Brücke stand ihm so lebendig vor Augen, als wäre er noch immer mitten im Geschehen. Er erlebte wieder, wie er seine verbliebenen Reiter um sich sammelte, wie er in einem verrückten, tollkühnen Slalom über das Schlachtfeld und zwischen den feindlichen Panzerreitern hindurchgaloppierte, um die versprengten Reiter zu formieren, weil es Zeit war für eine verrückte, tollkühne Tat. Er setzte sich an die Spitze einer Keilformation, die sich aus den Nahkämpfen löste und auf Rolands Verteidigungswall zusprengte und die Panzerreiter, die schwerfälliger als die leichte maurische Kavallerie operierten, hinter sich ließ. Er wusste, sie würden den Schildwall vor der Brücke nicht zerbrechen können, nicht mit der leichten Reiterei. Er wusste, dass
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