Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)
Ganelon dich erneut schlagen wollte. Schon das erste Mal war zu viel. Du musstest dich wehren.«
»Ich wollte das nicht …«, begann Roland.
»Ich weiß«, sagte Turpin.
»Und jetzt … ich kann doch nicht zurückkehren und mir die Paladinswürde nehmen lassen!« Rolands Stimme klang so brüchig, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. »Und ich kann auch nicht zulassen, dass Karl sie Ganelon wegnimmt. Was soll ich tun?«
»Du kannst nichts tun. Es ist die Entscheidung des Königs.«
»Ganelon hatte recht …«, murmelte Roland kaum hörbar.
»Womit?«
»Es ging mir hauptsächlich um die Abrechnung mit Afdza Asdaq.«
Die Paladine schwiegen. Remi legte Roland eine Hand auf die Schulter.
»Der Grund ist vollkommen egal«, knurrte der alte Anskar. »Jetzt bist du für die Nachhut verantwortlich. Der gefährlichste Ort beim Rückzug eines Heers. Was planst du? Afdza Asdaq zu stellen oder die Beute sicher über die Berge zu bringen, auch wenn das bedeutet, die Beine in die Hand zu nehmen und dem Kampf mit dem Mauren auszuweichen?«
Roland schnaubte freudlos. »Ich bringe die Beute nach Hause«, sagte er, nachdem er lange gezögert hatte.
»Gut gesprochen!«, sagte Anskar schroff und schlug ihm grob auf die Schulter. »Und wir werden Roland beistehen, Brüder, oder sehe ich das falsch?«
Afdza fühlte sich erschöpft, als er Suleiman gegenübertrat, der natürlich entgegen Afdzas diplomatischer Lüge in Siya geblieben war. Die Begegnung mit dem Olifant hatte dem maurischen Feldherrn für einen Moment buchstäblich den Boden unter den Füßen weggerissen.
Sein alter Albtraum war plötzlich am hellen Tag erwacht. Er hatte das Horn genommen, und er war wieder auf dem Schlachtfeld voller Toter gewesen, war darüber geirrt und hatte die Reiter näher kommen gesehen. Es war, als hätte die Berührung des alten Signalhorns den Traum hervorgerufen. Afdza konnte sich keinen Reim darauf machen.
»Glaubst du, die Franken werden sich an den Vertrag halten?«, fragte Suleiman.
»Sicher – bis sie wieder stark genug sind, zurückzukommen.«
»Leider teile ich deine Einschätzung, Sidi.«
»Die Beute, die Ihr ihnen überlassen habt, Herr, werden sie dazu verwenden, den neuen Feldzug gegen Euch auf die Beine zu stellen.«
Suleiman nickte. »Ich musste ihnen das Gold geben, um uns Luft zu verschaffen. Du weißt, was du zu tun hast, Sidi?«
»Karls Nachhut eine Falle stellen und das Gold zurückholen?«
Suleiman nickte und strahlte.
»Das würde bedeuten, wir verhalten uns genauso vertragsbrüchig wie die Franken, Herr.«
»So wie ich die Dinge sehe, haben wir im Wesentlichen zwei Möglichkeiten: Entweder die Barden Karls verhöhnen uns als naive Tölpel, die auf eine List der Franken hereingefallen sind und ausgelöscht wurden, oder sie schmähen uns als hinterlistige Schweinehunde, die Karl reingelegt haben und nur deshalb immer noch fröhlich am Leben sind. Was meinst du, Sidi? Da wird die Wahl doch eng, oder?«
»Ich werde Eurem Befehl folgen, Herr.«
»Aber du findest, er geht gegen deine Ehre.«
Afdza zögerte, dann nickte er. »Wenn eine Seite sich ehrlos verhält, heißt das nicht, dass die andere Seite das moralische Recht hat, es ihr gleichzutun.«
»Du solltest noch etwas wissen«, sagte Suleiman. »Karl beabsichtigt, auf dem Rückweg über den Pass Burg Roncevaux zu zerstören.«
Afdza starrte ihn überrascht an. Sein Herz sank.
»Arima Garcez, die Herrin der Burg, die Roland versprochen ist, soll mit ihm zu seiner Markgrafschaft ziehen und dort leben. Auf diese Weise will Karl verhindern, dass die Burg am Ende noch uns in die Hände fällt.«
Afdza suchte nach Worten und fand keine. Sie führten hier ein Gespräch über Ehre, und es ging um Arimas Zukunft! Er sah sie vor sich, getrennt von Roncevaux, getrennt von ihrer Heimat. Sie würde verblühen und sterben wie eine Pflanze, die in die falsche Erde gepflanzt wurde! Er merkte, dass er sich die aufsteigende Panik hatte anmerken lassen, denn Suleiman lächelte mitleidig. Zugleich erkannte er, dass Suleiman alles über Arima und ihn wissen musste, sonst hätte er ihm dies wahrscheinlich gar nicht erzählt.
»Es tut mir leid«, sagte Suleiman. »Ich wäre ein schlechter Anführer, wenn ich nicht in die Herzen meiner Männer sehen könnte.«
»Und … woher wisst Ihr von Karls Absicht, Roncevaux zu zerstören, Herr?«
Suleiman dachte nach. »Spione in Karls Heer?«, schlug er vor.
Afdza schüttelte den Kopf. »Dieses Heer hat zu wenig
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