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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Spiegelbild in dem Tümpel gesehen hast?«
    Afdza, dessen unrasiertes Gesicht für ihn selbst beinahe wie das eines Fremden war, musste Arima recht geben. Ein oberflächlicher Beobachter würde für eine kurze Weile genarrt sein, wenn man von seiner Narbe absah. Er und Roland besaßen außerdem die gleiche Körpergröße, die gleiche langgliedrige Gestalt …
    »Es wird reichen«, sagte Afdza. Es musste reichen.
    »Roland wird dir glauben, wenn er dich sieht«, sagte Arima. »Ich gehe Ealhwine holen.«
    Der Gelehrte, der in das Zelt trat und seufzend einen Ledersack mit offenbar schwerem Inhalt abstellte, war so überrascht wie Arima, als er den rasierten und kurzhaarigen Afdza erblickte und seine Ähnlichkeit mit Roland erkannte. Zugleich ließ er keinen Zweifel daran, dass er überhaupt nichts von Afdzas Plan hielt.
    »Alle tollkühnen Pläne werden zunächst für verrückt erklärt«, erwiderte Afdza.
    »Das liegt daran, dass sie meist verrückt sind .«
    Afdza klopfte dem Angelsachsen freundschaftlich auf die Schulter. Er wies auf den Sack. »Was ich dir aufgetragen habe?«
    »Nur vom Feinsten«, erwiderte Ealhwine bissig.
    »Und der Totenacker?«
    »War nicht so schwer zu finden. Die Mönche haben die meisten Gefallenen zusammengetragen, aber mit dem Beerdigen sind sie noch nicht nachgekommen. Sie haben die Leichen neben ihren eigenen Friedhof gelegt, zwischen dem Bach und den Klostergebäuden, wo sie den Wald gerodet haben.«
    »Dort liegen genauso viele Mauren wie Franken, Ealhwine.«
    »Ich habe auch nicht behauptet, dass der Tod der einen weniger tragisch wäre als der der anderen.«
    »Na gut. Darf ich dann bitten, mein Freund?«
    »Vor Arima?«, entsetzte sich Ealhwine.
    »Lieber Himmel«, sagte Arima und warf die Hände in die Luft. »Ich dreh mich so lange um, einverstanden?«
    Grummelnd zog Ealhwine seinen Mantel aus, schlüpfte aus der Kapuze und schließlich aus der Tunika. Afdza wies auf seine eigenen Kleidungsstücke, die auf einer Truhe lagen. »Such dir was zum Anziehen aus.«
    Ealhwine deutete stumm auf die Kleidung, die er soeben ausgezogen hatte.
    »Haha!«, machte Afdza.
    »Willst du es dir nicht noch mal überlegen?«, bat Ealhwine. »Wenn es schiefgeht, ist es egal, wem du in die Hände fällst, den Franken oder den Vasconen. Sie werden dir beide eine Chance geben, deine eigenen Eingeweide zu betrachten.«
    »Wenn ich den Franken in die Hände falle, werden sie mich für ihren Anführer Roland halten.«
    »Wenn sie auch auf einem Auge blind sind, vielleicht«, grummelte der Gelehrte.
    Afdza schlüpfte in Ealhwines abgelegte Kleidungsstücke und zog sich die Kapuze ins Gesicht. Seine Schultern ließ er nach vorne sinken. Als Ealhwine bemerkte, dass Afdza versuchte, seine eigene krumme Haltung nachzuahmen, stellte er sich gerader hin.
    »Arima?«, frage Afdza.
    »Ich komme.« Jeglicher Spott war aus ihrer Stimme geschwunden, sie klang gepresst und nervös.
    »Alles Gute«, sagte Ealhwine.
    Afdza horchte auf. Er hatte erwartet, dass der Gelehrte ihm sichere Rückkehr wünschen würde. Er musterte den Angelsachsen scharf, und dieser gab den Blick geradezu ärgerlich zurück. Ahnte Ealhwine, was Afdza plante?
    »Danke«, erwiderte Afdza und griff sich beim Hinausgehen den Ledersack.
    Afdzas Krieger würden ihn in seiner Verkleidung nicht erkennen und für Ealhwine halten, und niemand würde ihn aufhalten oder in den nächsten Stunden bemerken, dass sich der maurische Feldherr aus dem Lager geschlichen hatte. Sie würden sich abseits der Straße durch den Wald zum Kloster hinuntertasten. Dort würde Afdza einem der fränkischen Toten die Rüstung ausziehen und selbst anlegen. Dann würde er Arima so weit wie möglich zum maurischen Lager zurückbegleiten, damit sie Ealhwine seine Kleidung zurückbringen konnte. Arima und Ealhwine würden warten, bis die Krieger vor Afdzas Zelt von neuen Wächtern abgelöst wurden, dann würden sie sich zu dem vorher vereinbarten Treffpunkt begeben. Zwischenzeitlich würde Afdza die Aufgabe erledigt haben, die er sich selbst vorgenommen hatte, und mit den beiden zusammentreffen.
    Das war der einfachere Teil. Nachher würde es schwierig werden. Afdza schob den Gedanken daran beiseite.
    Die Mönche hatten ein Massengrab ausgehoben, aber die Toten noch nicht beerdigt. Arima und Afdza schlichen näher heran, bis der Geruch von Blut und Kot und Tod, der die kühle Nachtluft beschmutzte, übermächtig wurde und sie anhalten ließ.
    »Es ist wie am Fuß das Abhangs

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