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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Kriegers liegt nicht nur in seinem Schwert, sondern auch in seiner Klugheit. Ganelon hat sich richtig verhalten.«
    Gerbert brummelte etwas, widersprach aber nicht. Die anderen Paladine wandten sich wieder dem König zu, außer Turpin, der Roland mit ebenso nachdenklichem Gesichtsausdruck musterte wie zuvor Karl.
    »Was hab ich denn Falsches gesagt?«, flüsterte Roland zu Remi, als sich auch Turpin endlich abwandte.
    Remi flüsterte zurück: »Es liegt daran, dass du überhaupt die Klappe aufgemacht hast, denke ich. Sei bloß still, sonst werfen sie uns noch raus. Wir haben hier gar nichts verloren.«
    »Nein«, sagte Roland. »Daran liegt es nicht. Ich hatte den Eindruck, dass Karl und Turpin überrascht waren, als ich für meinen Stiefvater Partei ergriffen habe.«
    »Weil es sich nicht gehört, dass ein Jüngerer für einen Älteren spricht, schon gar nicht, wenn der Ältere ein Paladin ist.«
    Die laute Stimme des Königs lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Kreis der Versammlung. »Also«, sagte Karl, »wer ist dafür, Scurfa sofort anzugreifen, um zu versuchen, die Geiseln zu befreien?«
    Fast alle Paladine hoben die Hand. Nur Turpin und Piligrim schüttelten die Köpfe.
    »Zu gefährlich«, sagte Turpin. »Scurfa weiß, dass er nur einem der Mauren die Kehle durchschneiden muss, um uns von weiteren Attacken abzuhalten. Wie sollen wir Statthalter Suleiman erklären, dass jemand aus seiner Gesandtschaft in der Obhut unseres Königs zu Tode gekommen ist?«
    »Tote gibt’s immer«, erklärte Gerbert rustikal. »Das wird bei den Mauren nicht anders sein. Außerdem brauche ich euch bloß daran zu erinnern, was damals Milan d’Otun zugestoßen ist. Das war auch eine Gesandtschaft, und haben die Mauren da etwa gezögert …«
    »Erstens«, unterbrach Turpin, »wollen wir uns nicht mit den Mauren treffen, um alte Rechnungen zu begleichen, und zweitens würde es unseren König in schlechtem Licht dastehen lassen. Sollen die Mauren den Eindruck bekommen, seine Macht reicht nicht einmal zum Schutz einer Gesandtschaft? Oder dass wir mit ein paar Aufständischen nicht fertig werden?«
    Die Paladine nickten langsam. Roland hatte das Gefühl, sie blickten alle demonstrativ nicht in seine Richtung. Er seufzte innerlich. Er hatte keine deutliche Erinnerung an seinen Vater und fühlte weder Schmerz noch Scham, wenn das Gespräch auf seinen Tod im Maurenreich kam. Doch es kam ihm stets so vor, als wäre mit Milans Tod noch irgendein Geschehnis verknüpft, das sein Andenken umwehte, aber niemals zur Sprache kam. Das Schicksal von Milans Gesandtschaft warf seit über zehn Jahren einen langen Schatten nicht nur über die Beziehungen zwischen den Franken und Mauren, sondern auch über die Ehe zwischen Rolands Mutter und Ganelon de Ponthieu – und damit auch über Rolands Leben.
    »Wenn wir nichts unternehmen, steht unser König aber ebenfalls als Schwächling da«, beharrte Gerbert. »Vor den Mauren, vor den Sachsen und vor der ganzen Reichsversammlung.«
    Turpin seufzte. »Damit hast du leider auch recht, mein Freund.«
    »Wir müssen die Geiseln befreien, ohne Scurfa anzugreifen«, hörte sich Roland plötzlich sagen.
    Nun drehten sich doch alle zu ihm um. Remi verdrehte die Augen und trat dann an Rolands Seite. Die Blicke der Männer sagten mehr als alle Worte: Wir haben euch zwei Hänflinge bislang geflissentlich übersehen, weil der eine von euch der Neffe des Königs ist, aber das war keine Einladung zu vorlautem Gerede!
    Roland fühlte, wie seine Wangen heiß wurden. Er spürte, wie Remi ihm unauffällig auf die Zehen trat.
    Karl zog die Augenbrauen hoch und sah ungnädig aus. »Hast du auch einen Vorschlag, wie wir das anstellen sollen, oder ist das nur Jungengeplapper?«, fragte er scharf.
    »Wir sitzen in der Kacke«, murmelte Remi.
    »Ja, habe ich«, entgegnete Roland und fragte sich, ob er wusste, was er da tat. Der Einfall war ihm gekommen, noch während er Luft geholt hatte, um Karl zu antworten.
    »Wir sitzen tief in der Kacke«, flüsterte Remi.
    »Willst du Scurfa einen Wettkampf anbieten?«, schnaubte Gerbert verächtlich.
    Roland versuchte, den Spott des Paladins nicht auf sich wirken zu lassen. »Nein, wir machen ihm ein Geschenk.«
    »Das einzige Geschenk, das Scurfa will, hat er in seiner Botschaft klar genug formuliert«, sagte Karl. »Wenn wir verhindern wollen, dass er die Geiseln umbringt, müssen wir uns aus Sachsen zurückziehen.«
    »Ich wollte vorschlagen, ihm noch ein paar zusätzliche

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