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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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christlichen Würdenträgern erlangt hatten, die sie bislang kennengelernt hatten.
    Außer ihnen war nur noch ein einziger Reisender in Geiske. Der Mann trug die Tonsur eines Mönchs, aber weltliche Kleidung, und obwohl er ihnen zunickte und dann immer wieder zu ihnen herüberschaute, sprach er sie nicht an. Nach einer Weile rollte er sich an einer Seitenwand der Halle zusammen und schlief ein. Roland behielt ihn im Auge, aber im Grunde hielt er ihn nicht für einen Spion Scurfas. Ein Sachsenkrieger wäre nicht auf die Idee gekommen, sich eine Tonsur zu scheren, nur um drei Reisende zu belauschen, die sein Heritogo ohnehin wie Hänflinge fangen konnte, wenn ihm danach war.
    Es dauerte die längste Zeit des Abends, bis Roland sich endlich dazu aufraffen konnte, Turpin die Frage zu stellen, die ihm schon lange auf der Zunge brannte: Was es so Geheimnisvolles mit dem Tod seines Vaters Milan d’Otun vor dreizehn Jahren, als Roland gerade mal sechs Jahre alt war, auf sich hatte, dass jeder ihm seltsame Blicke zuwarf, wenn er dachte, er merke es nicht. Roland hoffte, Turpin würde nicht zurückfragen, warum er die Antwort nicht bei seiner Mutter suche; er würde sonst zugeben müssen, dass er mit Bertha de Laon seit dem Unglück nie ein besonders enges Verhältnis gehabt hatte, und dass er mit ihr, seitdem Karl sie und ihn vor zwei Jahren aus der Einsamkeit ihres Gehöfts in der Bretonischen Mark an seinen Hof geholt hatte, keine fünfzig Worte mehr gewechselt hatte.
    Turpin sah ihn nachdenklich von der Seite an, als er die Frage stellte.
    »Na ja«, erklärte er, »zunächst muss man wissen, weshalb Karl deinen Vater überhaupt zu den Mauren sandte. Und dazu muss man wissen, wie es mit den Mauren überhaupt bestellt ist.«
    »Die Mauren sind der Feind«, sagte Remi.
    »Sagt wer?«, fragte Turpin.
    »Na ja … alle«, erklärte Remi.
    Turpin seufzte. »Die Mauren«, knurrte er, »sind die Franken von der anderen Seite. Sie sind tapfer, streitlustig, bestens organisiert, ihre Krieger sind mächtige Kämpfer, ihre Schargrafen sind klug, und wer bei ihnen etwas gelten will, vom Soldaten bis hoch zum Herrscher, darf kein Versager sein.«
    »Aber sie sind Heiden!«
    Turpin winkte ab. »Ach, Heiden! Beim Heidentum kommt es nur auf den Standpunkt an. Jedermann ist irgendeines anderen Mannes Heide.«
    »Woher kommt dann die Feindschaft zwischen den Franken und den Mauren?«, fragte Roland.
    »Ich sagte doch, die Mauren sind wie wir. Sie haben ihr Reich, das sie al-Andalus nennen, von Afrika bis nach Hispanien ausgedehnt und sind überzeugt, dass das Land nur unter ihrer Herrschaft und ihrem Glauben gedeihen kann. Wer sich ihnen entgegenstellte, den haben sie besiegt und unterworfen. Und wenn ihnen gerade mal die Gegner ausgingen, haben sie sich gegenseitig die Köpfe eingeschlagen. Und jetzt trennt das Frankenreich, das sich ständig vergrößert, und das Reich der Mauren, das sich ebenfalls dauernd vergrößert, nur noch ein Gebirgsmassiv. Das Pirenéus-Gebirge, durch das nur ein einziger vernünftiger Pass führt, der Ibaneta-Pass mit der Burg Roncevaux als seiner Wächterin.«
    »Also wurde mein Vater ausgeschickt, um …«
    »Der Herr über den größten Teil von Hispanien ist der Emir von Qurtuba, Abd ar-Rahman ibn Mu’awiya. Die Mauren selbst nennen ihn al-Dakhil, den ›Neuankömmling‹, weil er vom obersten Herrscher der Mauren, dem Kalifen, aus seiner Heimat vertrieben wurde und vor etwa zwanzig Jahren den Thron von Qurtuba erobert und sich selbst zum Emir gemacht hat. Es gibt aber noch weitere Fürstentümer in Hispanien, wie Medina Barshaluna oder Quruna, in denen Statthalter des Kalifen von Madīnat as-Salām regieren. Von denen wiederum ist der mächtigste Suleiman ibn al-Arabi, der Statthalter von Medina Barshaluna. Suleiman ibn al-Arabi und die anderen Statthalter leben in der Furcht, dass der Emir sie mit Krieg überziehen und erobern könnte, und ich schätze, sie haben damit nicht so unrecht. Vor dreizehn Jahren hat Suleiman schon einmal mit König Karl Kontakt aufgenommen und wollte ihn zu einem Bündnis bewegen – die maurischen Statthalter und das Frankenreich gegen den Emir. Seine Motive schienen ganz klar zu sein, und sein Angebot war reizvoll: Wenn Karl Suleiman helfen würde, den Emir zu besiegen, würden wir die gesamte Kriegsbeute bekommen und Suleiman der Herr über ganz al-Andalus werden …«
    »Was Suleiman und die nördlichen Statthalter aus der misslichen Lage befreit hätte, zwischen zwei

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