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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Geiseln zu schenken«, erklärte Roland.
    Die Stille, die sich über die Halle senkte, war nicht anders als feindselig zu bezeichnen. Roland straffte sich. Doch bevor er weitersprechen konnte, begann Turpin zu lachen. Karl fuhr herum. »Was ist so lustig?«, schnappte er.
    »Odysseus vor Troja«, sagte Turpin. »Das gefällt mir.«
    Die Augen der anderen Paladine wurden schmal. Sie konnten nicht lesen, aber jeder Franke liebte Geschichten, und die Heldenepen um den Trojanischen Krieg gehörten zu den Favoriten an jedem Feuer.
    »Und wen möchtest du zu Scurfa schicken?«, fragte Gerbert.
    Roland setzte alles auf eine Karte. »Einen Bischof und zwei Mönche.«
    Turpin lachte noch lauter. »Der Junge ist nach meinem Geschmack!«
    Remi zischte: »Kannst du mir vielleicht mal erklären, wovon du redest, Roland?«
    Turpin antwortete an Rolands Stelle. »Unser junger Freund schlägt vor, dass wir Scurfa drei weitere Geiseln in die Hände spielen, darunter eine so wertvolle wie einen leibhaftigen Bischof. Nur dass unter dem Bischofsornat und den zwei Mönchskutten drei Paladine stecken. Scurfa nimmt die drei Männer gefangen, bringt sie nach Susatum hinein – und der Rest ist ein Kinderspiel.«
    »Ein trojanisches Pferd«, lachte Gerbert. »Allerdings ohne die Zimmererarbeiten.«
    Turpin trat zu Roland und klopfte ihm auf die Schulter. »Ein guter Vorschlag, Junge. Und was für ein Glück, dass ich meinen Ornat mit nach Patris Brunna gebracht habe. Damit hätten wir schon mal den Bischof. Die beiden Mönchskutten leihen wir uns von den Benediktinern. Gerbert, Piligrim – was haltet ihr davon, eine Reise in Sack und Asche zu unternehmen, um den ehrwürdigen Vater von Reims in die Gefangenschaft zu begleiten – vorausgesetzt, unser König stimmt dem Plan zu? Wirklich eine gute Idee, Roland.«
    »Verzeih, ehrwürdiger Vater«, sagte Roland, »aber meine Idee lautet anders.«
    Turpin musterte ihn erstaunt. Roland nahm all seinen Mut zusammen. »Ich hatte nicht Gerbert und Piligrim für die Rolle der beiden Mönche im Sinn.«
    »Na«, brummte Turpin, »dann hab ich den Plan ja wenigstens zu einem Drittel erraten. Lass mich weiterrätseln. Die Mönche sollen in Wahrheit Roland und Remi heißen?«
    Roland nickte. »Ja«, sagte er fest und versuchte nicht auf das entgeisterte Ächzen zu hören, das Remi entfuhr.
    »Kommt nicht infrage«, sagte Turpin und wandte sich ab. »Gerbert, Piligrim, wir sollten gleich …«
    »Verzeih, ehrwürdiger Vater«, sagte Roland laut und ignorierte die verzweifelten Rippenstöße, die Remi ihm versetzte, »aber es ist meine Idee, und ich sollte Mitspracherecht bei ihrer Durchführung haben!«
    Turpin drehte sich um und musterte Roland erneut. Roland schien es, als nähme der Bischof ihn nun zum ersten Mal richtig wahr. Gerbert und die anderen Paladine knurrten ungehalten. Roland und der nicht von seiner Seite weichende Remi wurden von ihren aufgebrachten Blicken durchbohrt. Roland kniete nieder und schaute zu Karl auf. »Herr, ich bitte darum, gehört zu werden«, sagte er förmlich.
    In Karls Miene spiegelten sich die zwiespältigen Gefühle von Ärger und Anerkennung. »Gewährt«, brummte er.
    »Die Paladine«, sagte Roland, »haben sich im gesamten Krieg gegen die Sachsen mit großen Heldentaten hervorgetan. Und Scurfa ist nicht irgendein Sachsenkrieger, sondern einer ihrer Anführer. Es ist zu befürchten, dass er in Gerbert, Piligrim oder einem der anderen die alten Gegner erkennt. Bischof Turpin hingegen war an vielen Kämpfen nicht beteiligt. Auch Remi und ich sind auf sächsischer Seite vollkommen unbekannt. Das verringert die Gefahr, dass Scurfa den Trick durchschaut.«
    Karl nickte langsam. »Das hat etwas für sich. Wie ist die Meinung der anderen?«
    Turpin gab keine Antwort. Er starrte Roland ins Gesicht. »Das ist kein Wettkampf, Junge; das ist blutiger Ernst«, sagte er. »Bist du dir dessen bewusst?«
    »Durchaus.«
    »Was ist mit dir, Remi?«, fragte Karl. Remi schluckte und warf seinem Vater einen Blick zu.
    »Du brauchst dir nicht meine Erlaubnis zum Sprechen einzuholen, wenn der König dich fragt«, sagte Piligrim barsch.
    Remi sagte: »Ich gehe dorthin, wo Roland hingeht, Herr.« Er versuchte ein Lächeln. »Irgendjemand muss ihn ja bremsen, oder?«
    »Haha«, flüsterte Roland. »Sehr hilfreich.«
    König Karl gab Roland ein Zeichen, sich zu erheben. Dann sah er die Paladine nacheinander fragend an. Nach einigem Zögern nickte jeder von ihnen. Eine gewaltige

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