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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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erstaunt.
    Arima straffte sich und richtete sich mit zitternden Beinen auf. »Was macht ihr Narren da?«, hörte sie sich sagen.
    Von den Burgwächtern kam vereinzeltes Kichern. Einer der Krieger sagte halblaut: »Na gut. Gleichstand zwischen Roland und dem Mauren. Alles wieder zurück auf die Posten. Und keiner von uns hat was gesehen, ist das klar?« Der Krieger war Remi de Vienne, Rolands bester Freund. Wie es schien, war er in dieser Nacht der Wachführer der Karlsburg.
    Die Männer, die auf dem Weg zur Palisade an Afdza und Roland vorbeikamen, klopften den beiden unterschiedslos auf die Schultern. Roland rieb sich die Handgelenke; die Spatha hatte er einfach in den Boden gesteckt. Afdza wand sein Haar in einen Knoten und befestigte ihn mit einer geübten Bewegung auf seinem Kopf, dann schob er die verrutschte Binde über seine leere Augenhöhle zurück. Arima roch den Schweiß der beiden Männer, als sie vor ihnen stand, und ihr Herz begann wieder zu pochen. Afdza und Roland warfen ihr Seitenblicke zu, die ein wenig wirkten wie von kleinen Jungen, die von ihrer Mutter am Rahmtopf ertappt worden sind. Die Gefühle von Wut und Belustigung wechselten sich in Arima so schnell ab, dass sie kein Wort sagen konnte. Hilflos brachte sie nur eine Wiederholung hervor: »Was macht ihr Narren da?«
    »Wir haben uns im Zweikampf gemessen«, sagte Afdza.
    »Friedlich«, fügte Roland hinzu.
    Afdza tupfte mit einem Finger in seinen Mundwinkel, wo ein frischer Tropfen Blut glänzte. »Na ja …«, brummte er.
    »Das war ein Versehen«, sagte Roland. »Außerdem hast du mir vorhin fast die Handgelenke gebrochen.«
    »Ich musste härter zupacken, sonst hättest du dich herausgewunden.«
    »Haha!«, stieß Roland hervor. »Gib’s zu – ich war nah dran, dich wieder unterzukriegen. Wie beim ersten Mal!«
    »Ganz weit davon entfernt«, sagte Afdza würdevoll.
    Arima verstand inzwischen, was hier vorgegangen war. Sie hatte seit ihrer Ankunft die Geschichten über Roland gehört – in allen Herausforderungen unbesiegt, ein ebenso kräftiger und mutiger wie raffinierter Kämpfer, der noch den größten Nachteil in einen Vorteil für sich verkehren konnte und keinem Wettbewerb aus dem Weg ging. Während der Heerschau hatte er stets im Mittelpunkt der riskantesten Kampfspiele gestanden. Eigentlich hatte es nahegelegen, dass er sich mit Afdza messen würde. Im Nachhinein wurde ihr klar, dass sie die ganze Zeit darauf gewartet hatte. Stattdessen jedoch war zwischen den beiden Männern Freundschaft entstanden; und zwar eine, die es den beiden verbot, sich öffentlich zu duellieren, da der Unterlegene dieses Wettkampfes das Gesicht verlieren würde. So hatten sie sich in dieser Nacht verabredet, um die Probe zu machen: weil sie wussten, dass die anderen zu betrunken und vollgefressen wären, als dass sie die Geräusche des Kampfes hören würden; weil Remi de Vienne, Rolands engster Waffenbruder, die Wache führte und deshalb nichts nach draußen dringen würde, was hier und heute geschah; und weil es unter diesen Umständen egal war, wer gewann. Und was hatten sie herausgefunden? Dass sie einander ebenbürtig waren. Arima hatte nichts anderes erwartet, und wenn die beiden sie gefragt hätten, hätten sie es erfahren können, ohne sich das Fell zu gerben.
    Arima stemmte die Hände in die Hüften. »Wie die Kinder!«, sagte sie ätzend. Die Erinnerung an den Schock, der in sie gefahren war, als sie zuerst gedacht hatte, Roland würde Afdza töten, brodelte in ihr hoch. Wütend wandte sie sich ab und stapfte ohne ein Wort davon.
    Im Schatten des Palas holte Afdza sie ein. »Warte, Herrin«, sagte er leise.
    Arima fuhr herum. Sie wollte ihn anschreien wegen der Todesangst, die sie um ihn verspürt hatte, aber im letzten Moment hielt sie sich zurück. Sie starrte ihn an. Er hatte ein helles Hemd aus so feinem Stoff übergezogen, dass es im Mondlicht schimmerte wie flüssiges Silber. Wo es an seiner schweißnassen Haut klebte, sah sie die Umrisse seines Körpers. »Wie immer läufst du mir hinterher, Herr«, sagte sie.
    »Wie immer in der Hoffnung, dich zuletzt einzuholen, Herrin.«
    Arima schnaubte. Eigentlich hätte sie sich bedrängt fühlen sollen von Afdzas unermüdlichen Anläufen, ihr nahe zu sein. Eigentlich hätte es gar nicht sein können, dass sie sich in einen Mann wie ihn verliebte. Und doch hatte ihr die Angst, die sie um ihn ausgestanden hatte, den letzten Beweis geliefert, dass sie Afdza Asdaq liebte. Er gab ihr das Gefühl,

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