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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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zeigen.«
    »Meine Welt ist Roncevaux«, wisperte sie. »Der Rest ist mir egal, solange ich Roncevaux haben kann und …« Sie brach ab, aber es war ungeheuer schwer, das zurückzuhalten, was sie beinahe noch gesagt hätte.
    »Roncevaux und …?«, fragte er mit liebevoller Erbarmungslosigkeit.
    »Hör auf«, flehte sie.
    »Ich könnte mit dir nach dorthin gehen«, sagte er leise und lächelnd. »Welcher Mann könnte mehr vom Leben wollen?«
    »Wenn das deine Welt wäre, dann würde sie dir bald zu eng«, erklärte sie in einem letzten Versuch, die Stimmung zu töten, die sie beide zu überwältigen drohte.
    » Du bist meine Welt, Herrin«, sagte er. »Ich möchte tausend Jahre damit zubringen, sie kennenzulernen.«
    Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. Er ließ ihre Hand los und berührte sie sanft am Kinn, brachte sie dazu, in sein Gesicht zu sehen. Sie wollte etwas sagen, aber er legte einen Finger auf ihre Lippen. Dann nahm er wieder ihre Hand, führte sie an seinen Mund und küsste sanft ihre Fingerspitzen. Arima schloss die Augen und hörte sich seufzen. Seine Berührung löste sich. Als sie die Augen wieder öffnen konnte, war er verschwunden. Sie betrachtete ihre Finger, dann presste sie ihre Lippen auf die Stelle, die sein Mund berührt hatte. Niemals zuvor hatte sie sich so verwirrt, so ratlos, so ohne jede Ahnung, wie ihre Zukunft aussehen würde … und so glücklich gefühlt.

    In dieser Nacht träumte Afdza wieder den Traum vom Schlachtfeld, auf dem er herumirrte und auf dem alle Toten sein Gesicht trugen. Wie beim letzten Mal trat jemand hinter ihn. Als er sich von der Kampfszene abwandte und umdrehte, erkannte er, dass es Arima war. Er machte ein paar Schritte auf sie zu, in ihre offenen Arme hinein, und sie küssten sich.
    Dann war er wach. Er war so erregt, dass seine Lenden schmerzten. Zuhause hätte er jetzt vielleicht eine seiner Sklavinnen zu sich ins Bett geholt und dafür gesorgt, dass sie sich für den Rest der Nacht wie eine Königin fühlte. Oder er wäre einfach so mit weit offenen Augen liegen geblieben und hätte an Arima gedacht. Afdza Asdaq war mit seinen Tagträumen über Arima glücklicher, als er es je mit einer Frau gewesen war, die er wirklich in den Armen gehalten hatte.
    Er freute sich auf den kommenden Tag.

    Bischof Turpin erwachte und hatte zunächst einige Mühe, seinen dröhnenden Schädel von der Tischplatte zu erheben. Dann stolperte er hinaus in die Kühle und Dunkelheit einer ungewissen Nachtstunde, um sein Wasser gegen die Rückwand des Herrenhauses zu schlagen. Dabei erblickte er ein Licht, das in der Kirche brannte. Seinem Schein folgend, fand er in der Baustelle den Angelsachsen mit dem schwierigen Namen und dem Hang zur Besserwisserei, wie er vor dem Altar kniete und betete. Dem Bischof fiel ein, dass es zur Matutin sein mochte – die zweite Stunde nach Mitternacht, das erste Stundengebet des Tages. Wie lange war er ihm schon nicht mehr gefolgt! Wie lange hatte er sich schon nicht mehr, fluchend über die frühe Stunde und am ganzen Körper zerschlagen, vom Lager gewälzt und in die Kirche geschleppt! Und wie lange schon hatte er hinterher nicht mehr das Gefühl der Reinheit empfunden, das dem ersten Stundengebet des Tages folgte – das Wissen, dass Gott auch an diesem Tag über einen wachen würde, die Beruhigung, das Seine getan zu haben, um sich in Demut in die Hände Gottes begeben zu können, und die Überzeugung, dass es ein guter Tag werden würde, weil man ihn von Sünden befreit begann.
    Ächzend kniete er neben dem Angelsachsen nieder. Dieser nickte ihm zu, ohne seine Andacht zu unterbrechen. Ealhwine wisperte die Gebete. Turpin begann sie halblaut zu singen. Nach einem Augenblick fiel Ealhwine mit ein, und die beiden Stimmen gaben sich gegenseitig Halt – Turpins rauer Bariton und der klare, fast jugendliche Tenor des Angelsachsen. Lauter und lauter wurden die Sentenzen, bis der Gesang in der offenen Halle der Kirche hallte. Die Wachen draußen auf dem Wehrgang wandten sich für kurze Zeit von ihrer Pflicht ab und lauschten dem Gesang, und das Gefühl, dass dieser Tag ein guter werden würde, überkam auch sie.

    Roland leistete Remi Gesellschaft, der als Wachführer Posten über dem Tor bezogen hatte. Keiner von ihnen sprach darüber, dass dies das Tor war, durch das der tote Dado geritten war, gespickt mit Rolands Pfeilen. Roland hatte, obwohl es verboten war, einen Weinschlauch für die Wachen mitgebracht, und er und Remi fühlten sich

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