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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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eine begehrenswerte Frau zu sein; er vermittelte ihr die Gewissheit, dass er den Himmel überwinden und die Hölle durchschreiten würde, wenn es ihm half, sie zu gewinnen, und ließ nicht den geringsten Zweifel daran, dass ihm beides gelänge. Er ließ sie ahnen, dass die Nachsicht, die er selbst ihren sarkastischen Bemerkungen entgegenbrachte, nichts mit mangelndem Stolz zu tun hatte, sondern mit dem Verständnis dafür, dass sie manchmal einfach nicht Herrin ihrer Launen war. Sie hatte immer gedacht, dass sie ihren innersten Wunsch, sich an einen Mann anlehnen zu können, gut vor der Welt verborgen hätte – dass jeder sie als die eigensinnige, selbstständige, mit sich allein hervorragend zurechtkommende Herrin von Roncevaux wahrnahm. Doch Afdza schien sofort gespürt zu haben, wie es in Wahrheit um ihre Gefühle und Wünsche stand. Was er ihr bot, das vermittelte seine unerschütterliche Geduld, waren eine Schulter und ein Arm, die sie im Zweifelsfall beschützen würden, und ein Herz, zu dem sie als Einzige den Schlüssel hätte, wenn sie ihn erst einmal an sich nähme. Zugleich signalisierte seine Besorgnis und Aufmerksamkeit, dass sie diesen Schutz nicht mit der Unterwerfung unter seine Männlichkeit würde bezahlen müssen. Er würde ihr ein Führer sein, wenn sie einen brauchte, aber kein Herrscher. Er würde ihr den Weg zeigen, wenn sie sich verirrt hatte, aber er würde sie nicht auf ihm entlangschleifen. Und wenn sie sich für den falschen Weg entschied, würde er darauf neben ihr hergehen und alles beiseite räumen, was sich ihr entgegenstellte. Alles, was er wollte, war ihr Herz und ihre Liebe. An seiner Seite konnte sie ganz sie selbst sein. Sie hatte nie einen Mann wie ihn getroffen.
    Doch was bedeutete es, dass die Angst um Roland für einen Augenblick fast ebenso groß gewesen war wie die um Afdza?
    »War das nötig?«, fragte sie schärfer als beabsichtigt, weil sie an seinem Lächeln erkannte, dass er ihre Gefühle von ihrem Gesicht abgelesen hatte, und weil der letzte Gedanke an Roland sie verwirrte. »Diese Prügelei mit Roland?«
    »Für ihn war es nötig«, erwiderte Afdza einfach und machte es ihr damit erneut schwer, eine Antwort zu finden. Wie so oft flüchtete sie sich in Spott.
    »Dann warst du hoffentlich nicht zu überrascht, dass er dich einmal bezwungen hat.«
    Afdza zuckte mit den Schultern, doch diesmal war sie es, die seine Gedanken lesen konnte. »Du hast ihn beim ersten Mal … gewinnen lassen?«
    »Ich habe nie mit einem besseren Gegner gekämpft, sei es im Ernst oder im Wettkampf.«
    »Das beantwortet meine Frage nicht.«
    »Ich habe ihm den Sieg gelassen, weil er ihn verdient hatte. Er ist nicht nur der Beste, den ich jemals zum Gegner hatte – er ist viel besser als ich.«
    »Dann verstehe ich nicht …«
    »Warum ich mich anstrengen musste, ihn gewinnen zu lassen? Weil er zu sehr auf den Sieg aus ist. Er fürchtet die Niederlage noch zu sehr, um unbezwingbar zu sein. Ich hoffe für ihn, dass das nicht vielen seiner Kameraden klar ist – oder dem König. Roland könnte der Beste sein, aber vorher muss er etwas in sich selbst besiegen: seine Angst vor der Niederlage.«
    »Er ist in allen Wettkämpfen unbesiegt.«
    »Weil er noch auf keinen Widersacher getroffen ist, der ihn durchschaut hätte. Ich würde mich nicht wundern, wenn dem einen oder anderen der erfahrenen Krieger Rolands Schwäche klar wäre – Bischof Turpin zum Beispiel, der einen immer so prüfend ansieht, dass man befürchtet, er blicke einem gerade mitten ins Herz hinein.«
    »Weshalb hast du ihn dann nicht das zweite Mal ebenfalls siegen lassen?«
    Afdza lächelte. »Vielleicht wollte ich nicht, dass du mich für einen Schwächling hältst, Herrin?«
    »Unsinn! Dir ist doch völlig egal, was irgendjemand über dich denkt!«
    »Irgendjemand«, sagte Afdza, »bist nicht du, Herrin.«
    Er nahm ihre Hand. Sie wollte sie ihm entziehen, aber er hielt sie fest. Sie erwiderte seinen Blick und ahnte, dass er für einen Moment die Verzweiflung in ihrer Miene sehen konnte, bevor es ihr gelang, sie wieder zu verschließen: die Verzweiflung darüber, dass sie sich dieser unmöglichen Liebe vergeblich zu entziehen versuchte.
    Afdza hielt sie nun mit beiden Händen fest. »Komm mit mir, wenn diese Reichsversammlung vorüber ist, Herrin«, flüsterte er. »Lass mich nie wieder von dir Abschied nehmen.«
    Arima schüttelte den Kopf, doch er ließ ihre Hand nicht los. »Komm mit mir. Ich werde dir die Welt

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