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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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starren. Zu Hause in Roncevaux pflegte sie auf dem Wehrgang der Palisade spazieren zu gehen, wenn sie ruhelos war. Vielleicht half ihr diese Angewohnheit auch hier, endlich in den Schlaf zu finden.
    Arima hörte Schnarchen aus der Halle, als sie barfuß um den Palas herumschlich. Die Männer hatten sich vermutlich, wenn sie nicht gleich am Tisch eingeschlafen waren, auf die Strohlager entlang der Wände gelegt, die Mauren wie üblich abgesondert und auf den Bettgestellen ruhend, die ihre Diener aufgebaut hatten. Arima dachte an Afdza und fühlte eine plötzliche Sehnsucht, die ihr den Atem nahm. Wenn sie jetzt auf Zehenspitzen in die Halle schlich und Afdza weckte? Wenn sie ihn mit hinausnahm, in die laue Spätfrühlingsnacht, zu einer versteckten Ecke der Karlsburg? Wenn sie … wenn sie … was tun würde? Afdza verführen? Wie verführte man einen Mann? Unwillkürlich war sie stehen geblieben und horchte in sich hinein. Wie wäre es, den ersten Schritt zu tun? Der für sie wirklich und wahrhaftig der erste wäre? Wem wollte sie das Geschenk, das eine Frau nur einem einzigen Mann machen konnte, lieber geben als Afdza? Arima erkannte, dass sie keine Ahnung hatte, was sie tun oder sagen musste, um einen Mann zu bezirzen; aber als sie sich vorzustellen begann, was ein Mann tun konnte, um sie zu verführen, breitete sich Hitze in ihr aus. Der Gedanke, sich Afdza hinzugeben, seinen Wünschen zu folgen, sich ihm in jeder Hinsicht zu schenken, ihn als Führer im Reich der Lust anzunehmen und glücklich zu machen, ließ sie vor Aufregung erröten – sie war froh, dass niemand sie sah.
    Beinahe wäre sie wirklich in die Halle gehuscht, da hörte sie das Klirren von zwei Schwertklingen, die aufeinandertrafen. Die beiden Männer kämpften auf der dem Herrenhaus abgewandten Seite der Kirchenbaustelle miteinander. Als sich Arima leise der Szene näherte, bemerkte sie, dass Mondlicht die Schwerter und den Schweiß auf ihren bloßen Oberkörpern schimmern ließ. Ihr stockte der Atem, als sie erkannte, wer die Kontrahenten waren: Afdza Asdaq und Roland! Sie umkreisten einander und lauerten auf jede Bewegung des Gegners. Ihr schneller Atem und der Schweiß verrieten, dass der Kampf schon eine Weile dauerte. Warum bloß waren die beiden aneinandergeraten? Sie wollte zu ihnen eilen, um den Kampf zu beenden, da sah sie die dunklen Umrisse der Burgwächter, die den Kampf beobachteten. Sie zögerte einen Augenblick.
    In diesem Moment griff Roland mit einer Finte an. Afdza war nicht schnell genug. Roland hakte einen Fuß hinter die Ferse des Mauren und brachte ihn zu Fall; im Aufprall verlor Afdza das Schwert. Roland stach sofort mit seiner Spatha zu, wobei er auf die Kehle zielte. Arimas Herz blieb stehen. Einen Moment lang waren das Bild der Klinge, die auf Afdza hinabstieß, und Rolands verzerrtes Gesicht vor ihrem inneren Auge wie eingefroren. Sie rannte los, auf die Kämpfenden zu. Als sich ihr Blick wieder klärte, steckte Rolands Handgelenk in einem beidhändigen Griff Afdzas. Verblüfft starrte der junge Frankenkrieger ihn an – und im nächsten Moment trat der Maure Roland die Beine weg; er fiel nach hinten um und zog Afdza mit seinem Sturz in die Höhe, Afdzas Hände vollführten eine komplizierte Geste, dann zitterte die Schwertspitze direkt vor Rolands Augen. Der Griff steckte immer noch in Rolands Fäusten, aber er war ihrer nicht mehr Herr. Arima sah Afdzas Zähne in einem triumphierenden Grinsen in seinem dunklen Gesicht blitzen; sein langes Haar, das sich gelöst hatte, rutschte über die Schulter und hüllte seine und Rolands Miene wie ein schwarzer Vorhang ein.
    »Jesus Christus«, stieß Arima hervor.
    Sie stolperte gegen einen der Burgwächter, der beim Klang ihrer Stimme herumgewirbelt war und sie packte. »Halt, oder ich … oh, verzeih, Herrin …«
    »Jesus Christus, haltet sie doch auf!«, rief Arima und wehrte sich gegen den Griff des Kriegers.
    Doch dann hörte sie, wie Roland sagte: »Ich werd verrückt. Wie hast du das gemacht ?«
    Und sie hörte Afdzas Antwort: »Das ist ganz einfach. Ich zeige es dir, wenn du möchtest.«
    Ihre Knie gaben nach, und sie sank gegen den Krieger, der sie festgehalten hatte. Der Mann wand sich, damit er sie nicht aus Versehen unschicklich berührte; Arima trug nichts am Leib außer ihrem Hemd und dem Mantel, den sie sich über eine Schulter geworfen hatte. Afdza zog Roland in die Höhe, dann wandte er sich um und blickte zu ihr herüber.
    »Arima?«, fragte er

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