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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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König Karls Linie abgelöst worden war. Der Name war ein Symbol wie alles andere: Er gehörte der Vergangenheit an. Auch der sächsische Gefangene würde bald der Vergangenheit angehören – und mit ihm alle Sachsen, die sich gegen die Regentschaft Karls erhoben.
    Das Gerichtsurteil war kurz und seine Begründung nüchtern. Scurfa und seine Rebellen hatten eine Burg des Königs überfallen und seine treuen Knechte ermordet, sie hatten Gäste des Königs gefangen genommen und misshandelt, sie hatten Ganelon de Ponthieu, einen Paladin des Königs, gefoltert, sie hatten Bischof Turpin von Reims entführt, und sie hatten Widerstand gegen die Befreiung der Gefangenen geleistet. Kurz: Sie hatten den Königsfrieden gebrochen, der wegen der Reichsversammlung ausgesprochen worden war. Die Strafe dafür war der Tod. Da Heritogo Scurfa es vorgezogen hatte, sich der Bestrafung durch die Flucht zu entziehen, und da die tapferen Frankenkrieger unter der Führung von Bischof Turpin und des Königs Neffen Roland alle anderen Rebellen ausgelöscht hatten, würde die Strafe an dem einzigen überlebenden Aufständischen vollzogen, nämlich dem hier anwesenden Sachsen Chlodwig. Gott der Herr sei seiner Seele gnädig.
    »Hast du das verstanden?«, fragte Karl den Gefangenen.
    Chlodwig nickte. Er war bleich geworden. Zu sehen, wie er seine Angst zu beherrschen versuchte, war noch bitterer, als wenn er heulend auf die Knie gesunken wäre.
    »Hast du etwas dazu zu sagen?«
    »Nein, Herr«, flüsterte Chlodwig.
    Karl stand auf und nahm das Schwert auf, das neben ihm an seinem Thronstuhl lehnte. Er würde es aus der Scheide ziehen zum Zeichen, dass das Urteil gesprochen war. Erst wenn es vollstreckt war, würde das Schwert wieder in die Scheide zurückkehren. In Chlodwigs Gesicht begann es zu zucken.
    » Ich habe etwas zu sagen«, sagte Afdza Asdaq.
    Turpin sah die Überraschung in den Mienen der anderen maurischen Gesandten. Karl zögerte einen Moment, dann setzte er sich wieder. »Ich gebe dir gerne das Wort«, sagte er, »denn ich weiß, dass die Tat Scurfas auch den Stolz unserer maurischen Freunde verletzt hat. Aber bedenke: Sie geschah auf fränkischem Boden, daher muss die Rechtsprechung eine fränkische sein.«
    »Darauf wollte ich gar nicht hinaus«, sagte Afdza. »Worum es mir geht, ist: Du kannst diesen Mann nicht zum Tod verurteilen.«
    Schweigen senkte sich über den Saal. Einer der maurischen Gesandten machte Anstalten, Afdza am Arm zu nehmen und ihn ins Publikum zurückzuziehen, aber er überlegte es sich besser und ließ die Hand wieder sinken.
    »Kann ich nicht?«, fragte Karl mit hochgezogener Augenbraue.
    »Dieser Mann ist ein Unfreier«, sagte Afdza. »Um einen Unfreien zu verurteilen, ist das Einverständnis seines Herrn notwendig. Oder habe ich eure Gesetze falsch verstanden, Herr?«
    Karls Unterkiefer klappte herunter. Er schoss seinem Schreiber einen Seitenblick zu, und dieser schüttelte den Kopf. Der Maure hatte recht.
    »Der Sachse«, erklärte Afdza, »hat sich mir in Susatum unterworfen. Demnach bin nach fränkischem Recht ich sein Herr.«
    Karl probte ein Lächeln, das ein wenig zu viele Zähne zeigte. »Heißt das, du möchtest seine Bestrafung selbst ausführen? Ich habe nichts dagegen.«
    »Nein, das wünsche ich nicht«, entgegnete Afdza. »Ich möchte vielmehr, dass er überhaupt nicht bestraft wird.«
    Der König sprang auf. Gemurmel erfüllte den Saal, das rasch lauter wurde. Einige maurische Gesandte schlugen die Hände vor die Gesichter. Die Paladine zogen grimmige Mienen. Roland betrachtete den Mann, mit dem er sich in den vergangenen Tagen angefreundet hatte, mit irritierter Miene. Turpin fragte sich, worauf der Maure hinauswollte. Und zugleich dachte er: Ja, recht hat er! Gnade für die Übeltäter und Erbarmen mit den Irregeleiteten – das ist die Moral, die Christus uns zu lehren versucht hat! Dass ausgerechnet ein Heide es wagte, diese Tugenden dem König abzuverlangen, brachte den Bischof unwillkürlich zum Schmunzeln. Sein Lächeln wurde noch breiter, als er sah, wie Styrmi von den irischen Mönchen Luft zugefächelt werden musste, weil der alte Abt vor Empörung halb erstickte.
    Afdza Asdaq wirkte vollkommen ungerührt von dem immer wütenderen Geschrei, das sich gegen ihn erhob. Karl setzte sich wieder. Die Miene des Königs war undurchdringlich, aber Turpin kannte seinen alten Waffengefährten und Herrn zu gut. Karl hatte erkannt, dass der Maure ihm unwissentlich in die Hände arbeitete.

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