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Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Paladin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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erwiderte Turpin. »Aber wie will man von jemandem, der noch nicht einmal ein rauchloses Feuer anzünden kann, einen intelligenten Kommentar erwarten.«
    Turpin trug eine halblange Tunika, weite Hosen mit Wickelbändern und knöchelhohe, lederne Halbstiefel. Auf seinem Kopf saß eine eng anliegende, phrygische Mütze. Den typischen Rechteckmantel, den die Sachsen mit einer Fibel kunstvoll unsymmetrisch auf der rechten Schulter zusammenhakten und den er bei der Hecke zurückgelassen hatte, hatte er inzwischen wieder übergeworfen. Er hatte sich sogar den typischen sächsischen Schnurrbart wachsen lassen, dessen Spitzen sich von den Mundwinkeln bis unter das Kinn zogen, aber es war noch nicht genug Zeit vergangen, als dass er dicht geworden wäre. Zu Turpins Erbitterung hatte er, als er gestern Morgen sein Gesicht in einem klaren Tümpel gespiegelt gesehen hatte, trotzdem etliche graue Haare darin erblickt.
    »Wir dachten, du seist im Streit mit Karl abgezogen«, sagte Remi.
    »Mein Junge, ein Paladin streitet nicht mit seinem König.«
    »Dann war das nur eine Finte?«
    Roland sagte: »Du hast bei den Sachsen spioniert, nicht wahr? Deshalb dieser Aufzug. Und damit all diejenigen im Gesinde der Karlsburg, die noch immer mit den Sachsen symphatisieren, nicht davon Wind bekommen, haben Karl und du so getan, als wärst du beleidigt aufgebrochen.«
    Turpin sagte nichts. Die Wahrheit musste nicht noch extra bekräftigt werden.
    »Es ist wegen Scurfa, oder?«, fragte Remi. »Solange der Kerl frei herumläuft, ist die Gefahr zu groß, dass er noch mehr Sachsen gegen uns aufwiegelt. Du hast versucht, ihn zu finden. Und dann …«
    »Wo wollt ihr beiden hin?«, unterbrach Turpin.
    »Zu meiner Provinz«, sagte Roland. »Ich wollte dort nach dem Rechten sehen, mich vorstellen und die nötigen Zeremonien über mich ergehen lassen, und dann so schnell wie möglich nach Roncevaux und zu Arima weiterreiten.«
    »Nur ihr zwei?«
    »Wir zwei und ein gutes Hundert Krieger, die Karl mir mitgegeben hat. Wir sind ihnen einen Tag voraus. Du weißt ja …«
    »… Roland konnte es wieder mal nicht abwarten«, vollendete Remi vergnügt.
    »Hast du Scurfa gefunden?«, fragte Roland. Turpin sah, dass der junge Krieger unwillkürlich zu Turpins Messer blickte.
    »Nein, aber ich habe herausgefunden, wohin er sich gewandt hat. Was hast du gesagt? Arima Garcez ist nach Roncevaux aufgebrochen?«
    »Lange, bevor wir uns auf den Weg gemacht haben.« Roland klang beunruhigt.
    »Verdammt!«, murmelte Turpin.
    Drei Tage später erreichte Turpin die Karlsburg. Seine Verkleidung als Sachse hatte er mittlerweile abgelegt. In weitem Umkreis um Patris Brunna war das Gebiet fest in fränkischer Hand, und die Verkleidung hätte ihm eher einen Pfeil in den Bauch eingebracht als Schutz geboten.
    Auf den ersten Blick war alles so wie immer, wenn die Abreise des Königs kurz bevorstand. Karl hatte die Reichsversammlung abgehalten, hatte Recht gesprochen und alles erledigt, was er sich vorgenommen hatte. Abt Styrmi hatte unterdessen getauft, was immer sich an heidnischen Sachsen eingefunden hatte, um getauft zu werden; und nun würde der König zu einem anderen Ort in seinem Reich aufbrechen, an dem seine Anwesenheit aus machtpolitischen Gründen erforderlich war. Natürlich würde er über Aquisgrani reisen, selbst wenn es ein Umweg sein sollte. Turpin wusste, dass der König diese Stadt von allen Orten in seinem Reich am allermeisten schätzte.
    Doch auf den zweiten Blick schien es Turpin, als würden die Krieger ihre Vorbereitungen mit mehr Aufmerksamkeit als sonst treffen. Der Hufschmied hatte mehr Gesellen als sonst geholt, die den großen Blasebalg bedienten, Kohle heranschafften und altes, brüchiges Metall zum Einschmelzen vorbereiteten. Vor dem Unterstand der beiden Schwertfeger, zwei alten Kriegsveteranen, deren Körper die Blessuren zahlreicher Kämpfe trugen, war eine längere Schlange als sonst; die Männer warteten geduldig darauf, dass ihre Klingen an der Reihe waren, geschliffen oder gerade gehämmert zu werden. Dass die Krieger ihre Sättel und ihr Zaumzeug vor Antritt einer Reise überprüften, war normal; dass sie mit großer Sorgfalt rissig gewordene Riemen, die schon noch eine Weile ausgehalten hätten, auswechselten und neue Schnallen einfädelten, auch wenn die alten noch nicht ganz durchgebrochen waren, jedoch nicht.
    Ein mit den Angewohnheiten der Franken nicht durch und durch vertrauter Beobachter hätte all diese Aktivitäten dennoch

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