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Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Polizist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Winters
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lautet: Fahren mit einem Geländefahrzeug auf bundeseigenem Gelände.«
    »Das werfen sie dir vor? Oder denkst du, dass sie dir das vorwerfen?«
    »Ich glaube, ich denke, dass sie mir das vorwerfen.« Er feixt, und ich würde ihm eine scheuern, wenn es physisch möglich wäre, das würde ich wirklich.
    Ich trete vom Fenster zurück, hole tief Luft, um mich zu beruhigen, und schaue auf meine Armbanduhr. Zehn Uhr achtundvierzig.
    »Also, Derek. Bist du tatsächlich aus irgendeinem Grund mit einem Geländewagen auf der Basis rumgefahren?«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    Er erinnert sich nicht. Ich starre ihn an, wie er dasteht und immer noch feixt. Bei manchen Leuten ist kaum noch auszumachen, ob sie sich dumm stellen oder dumm sind.
    »Ich bin jetzt gerade kein Polizist, Derek. Ich bin dein Freund.« Ich unterbreche mich und fange noch mal von vorn an. »Ich bin Nicos Freund. Ich bin ihr Bruder, und ich liebe sie. Und sie liebt dich, und darum bin ich hier, um dir zu helfen. Also fang am Anfang an und erzähl mir genau, was passiert ist.«
    »Ach, Hank«, sagt er, als würde er mich bemitleiden. Als wären meine flehenden Worte etwas Kindliches, etwas, was er süß findet. »Ich wünschte ernsthaft, das könnte ich.«
    »Du wünschtest?«
    Das ist verrückt. Komplett verrückt.
    »Wann wirst du zur Anklage vernommen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hast du einen Anwalt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was soll das heißen, du weißt es nicht?« Ich schaue auf die Uhr. Noch dreißig Sekunden, und ich höre schon die schweren Schritte der Reservistin, die auf dem Weg hierher ist, um mich zu holen. Eins muss man dem Militär lassen, seine Zeitpläne sind ihm lieb und teuer.
    »Derek, ich bin den ganzen Weg hierhergefahren, um dir zu helfen.«
    »Ich weiß, und das ist wirklich anständig von dir. Aber ich habe dich nicht drum gebeten.«
    »Nein, aber Nico . Weil sie sich Sorgen um dich macht.«
    »Ich weiß. Ist sie nicht erstaunlich?«
    »In Ordnung, Sir.«
    Es ist die Soldatin. Ich spreche schnell in das Loch in der Tür. »Derek, ich kann nichts für dich tun, wenn du mir nicht erzählst, was los ist.«
    Dereks selbstgefälliges Grinsen wird einen Moment lang breiter, sein Blick verschleiert sich vor lauter Freundlichkeit, dann geht er langsam zur Pritsche hinüber und legt sich hin, die Hände hinter dem Kopf verschränkt.
    »Ich höre sehr gut, was du sagst, Henry. Aber es ist ein Geheimnis.«
    Das war’s. Die Zeit ist um.
    Ich war zwölf Jahre alt und Nico erst sechs, als wir vom Haus an der Rockland Road in das Farmhaus an der Little Pond Road umzogen, auf halbem Wege nach Penacook. Nathanael Palace, mein Großvater, damals gerade nach vierzig Jahren Arbeit im Bankwesen pensioniert, hatte ein breites Interessenspektrum: Modelleisenbahnen, schießen, Steinmauern bauen. Ich, schon vor der Pubertät ein Bücherwurm und eher verschlossen, brachte diesen Aktivitäten in unterschiedlichem Maße Desinteresse entgegen, wurde jedoch von Großvater gezwungen, daran teilzunehmen. Nico hingegen, ein einsames, ängstliches Kind, interessierte sich lebhaft für alles und wurde rigoros ignoriert. Einmal hatte er einen Satz Modellflugzeuge aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs; wir saßen zu dritt im Keller, und Großvater redete eine Stunde lang auf mich ein und ließ mich erst gehen, als ich erfolgreich beide Tragflächen am Rumpf angebracht hatte. Währenddessen saß die technisch interessierte Nico in der Ecke, umklammerte eine Handvoll winziger dunkelblaugrauer Flugzeugteile und wartete darauf, dass sie auch mal an die Reihe kam: zuerst aufgeregt, dann unruhig und schließlich in Tränen aufgelöst.
    Das war im Frühling, glaube ich, nicht lange nach unserem Umzug zu ihm. So sind die Jahre für sie und für mich gewesen, viele gute und schlechte Zeiten.
    »Also, du fährst wieder hin.«
    »Nein.«
    »Warum nicht? Kann Culverson dir nicht noch einen Termin besorgen? Vielleicht am Montag.«
    »Nico.«
    »Henry.«
    » Nico .« Ich beuge mich vor und brülle geradezu ins Handy, das mit eingeschaltetem Lautsprecher auf dem Beifahrersitz liegt. Die Verbindung von Zelle zu Zelle ist erbärmlich, ständig Unterbrechungen und Aussetzer, alles nicht gerade hilfreich. »Hör mir zu.«
    Aber sie wird nicht zuhören.
    »Du hast ihn bestimmt missverstanden oder so. Er kann merkwürdig sein.«
    »Das ist wahr.«
    Mein Wagen steht auf dem aufgegebenen Grundstück direkt neben den Überresten des Capitol Shopping Center, das sich unmittelbar

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