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Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Polizist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Winters
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sage ich mit fester Stimme, und statt seinen Computer zu zertrümmern, beuge ich mich bloß zu ihm vor, rümpfe die Nase angesichts seines Gestanks nach abgestandenem Schnaps und verschwitzter Verzweiflung, und schalte den Monitor aus.
    Er hebt den Kopf und sieht mich mit großen Augen an. »Palace?«
    »Andreas, arbeiten Sie an irgendwelchen interessanten Fällen?«
    Er blinzelt verblüfft. Das Wort Fälle stammt aus einer Fremdsprache, die er früher mal beherrscht hat, aber das ist lange her.
    »Fälle?«
    »Ja. Fälle.«
    Wir starren uns an, der Heizkörper in der Ecke gibt seine undeutlichen gurgelnden Laute von sich, und dann kommt Culverson herein.
    »Ah, Detective Palace.« Er steht im Eingang, dreiteiliger Anzug, Windsor-Knoten, ein warmes Grinsen. »Der Mann, den ich suche.«
    Ich bin froh, mich von Andreas abwenden zu können, und für ihn gilt dasselbe; er tastet nach dem Monitor-Schalter. Culverson winkt mich mit einem kleinen gelben Zettel zu sich herüber. »Alles in Ordnung, mein Sohn?«
    »Ja. Ich bin gegen einen Baum gefahren. Was ist los?«
    »Ich habe diesen Jungen gefunden.«
    »Welchen Jungen?«
    »Den du gesucht hast.«
    Wie sich herausstellt, hat Culverson auf seiner Seite des Raumes mitgekriegt, wie ich gestern am Telefon gehangen und auf der Suche nach diesem Dorftrottel von Ehemann meiner Schwester Wasser getreten habe. Also hat Culverson selbst ein paar Anrufe gemacht, Gott segne ihn, und weil er ein viel besserer Ermittler ist, als ich je sein werde, hat er das Rätsel gelöst.
    »Detective«, sage ich. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Vergiss es.« Er grinst immer noch. »Du kennst mich ja, ich liebe solche kleinen Herausforderungen. Und bevor du mir zu sehr dankst, solltest du dir lieber erst mal ansehen, was ich rausgefunden habe.«
    Er steckt mir den kleinen Zettel zu, und ich lese ihn und stöhne. Wir stehen eine Sekunde lang da, Culverson grinst boshaft, Andreas schaut sich in seiner Ecke den Film an und ringt die verschwitzten Hände.
    »Viel Glück, Detective Palace«, sagt Culverson und klopft mir auf die Schulter. »Und viel Spaß.«
    Er irrt sich.
    Andreas, meine ich.
    Ebenso wie sein Borstner, der Blogger oder Pamphletist oder was immer er ist: der Esel in Arizona, der dafür sorgt, dass die Menschen sich Hoffnungen machen.
    Es gibt viele solche Figuren, und sie irren sich alle, und es ärgert mich, weil Andreas Verpflichtungen hat, er muss seinen Job machen; die Allgemeinheit verlässt sich auf ihn, genau wie auf mich.
    Trotzdem bleibe ich irgendwann, ein paar Stunden später, bevor ich für diesen Tag Schluss mache, an seinem Schreibtisch stehen, um mir das Video des Jet Propulsion Lab noch mal anzusehen. Ich beuge mich vor, krümme mich geradezu nach vorn, und kneife die Augen zusammen. Da ist kein Schlingern, kein Ruckeln in der Animation, das glaubhaft auf einen Fehler in den zugrunde liegenden Daten hindeuten könnte. Maia taumelt oder hüpft nicht auf seinem Kurs, er bewegt sich die ganze Zeit klar und deutlich vorwärts. Er kommt einfach immer näher, unbeirrbar, so wie er es schon seit weit vor meiner Geburt tut.
    Ich kann nicht behaupten, dass ich die wissenschaftlichen Aspekte verstehe, aber ich weiß, eine Menge Leute verstehen sie. Es gibt viele Observatorien, Arecibo, Goldstone und all die anderen, und eine Million Amateure oder mehr verfolgen die Bahn des Steinbrockens über den Himmel.
    Peter Zell hat die wissenschaftlichen Aspekte verstanden, er hat sie studiert, er saß in seiner kleinen Wohnung und nahm schweigend die technischen Einzelheiten des Geschehens in sich auf, machte sich Notizen, unterstrich Details.
    Ich starte das Video neu, sehe zu, wie der Asteroid wieder herumschwenkt, in der Zielgeraden stark beschleunigt, und dann … bamm!

3
    »Fahren Sie bitte durch.«
    Das Kinn des Soldaten ist vollkommen rechteckig, sein Blick ist scharf und humorlos, das Gesicht unter dem großen schwarzen Helm, auf dessen Rand das Minuteman-Logo der Nationalgarde prangt, ist kalt und gleichmütig. Er winkt mich mit der Mündung seiner Waffe – offenbar ein halbautomatisches M-16 – vorwärts. Ich fahre durch. Heute Morgen habe ich die Schneeketten wieder angebracht, habe die Verbindungen dreifach überprüft und sie gespannt. Thom Halburton, der Mechaniker des Departments, hat gesagt, der Wagen würde trotz der Beule prima fahren, und bisher scheint er recht zu behalten.
    Ich bin nicht mal einen Kilometer vom Zentrum von Concord entfernt – in der einen

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