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Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Polizist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Winters
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dumpfen Knall des Aufschlags.
    Culverson schüttelt den Kopf. »Also, das Außenministerium sagt im Wesentlichen, wenn ihr Maia mit Atomwaffen angreift, greifen wir vorher euch damit an.«
    »Tolle Zeiten«, sagt McGully.
    »Ich erinnere mich ziemlich gut, dass ich die Kettenverschlüsse kontrolliert habe«, sage ich, und sie schauen beide zu mir herüber. »Montag früh, gleich als Erstes.«
    »Herrgott, Palace.«
    »Nun wartet doch mal. Stellen wir uns vor, ich wäre ein Mörder. Stellen wir uns vor, da ist ein Detective, der den Fall bearbeitet, und er … er …« – ich halte inne, weil ich merke, dass ich ein wenig erröte – »… er kommt mir gefährlich nahe. Also will ich diesen Detective tot sehen.«
    »Ja«, sagt McGully, und ich denke eine Sekunde lang, er meint es ernst, aber dann legt er sein Sandwich weg und steht langsam auf, mit ernster Miene. »Vielleicht war’s auch ein Geist .«
    »Okay, McGully.«
    »Nein, im Ernst.« Er kommt herüber. Sein Atem riecht nach sauren Gurken. »Es ist der Geist dieses Hängers, und er ärgert sich dermaßen darüber, dass du dauernd so tust, als wäre er ermordet worden, dass er dir Angst einzujagen versucht, damit du die Ermittlungen einstellst.«
    »Okay, McGully, okay. Ich glaube nicht, dass es ein Geist war.«
    Culverson hat die Times aus dem Papierkorb gefischt und liest den Artikel noch einmal.
    »Ja, du hast recht«, sagt McGully, während er zu seinem Schreibtisch und den Resten seines Mittagessens zurückkehrt. »Wahrscheinlich hast du die Ketten nicht richtig montiert.«
    Einen anderen seiner Lieblingswitze ließ mein Vater imme r dann vom Stapel, wenn ihn jemand fragte, warum wir in Concord wohnten, obwohl er am St. Anselm’s arbeitete, eine halbe Stunde entfernt, in der Nähe von Manchester. Dann prallte er erstaunt zurück und sagte nur: »Weil es Concord ist!«, als wäre das Erklärung genug, als wäre es London oder Paris.
    Später, in den Jahren mürrischer Teenager-Unzufriedenheit, die für Nico nie wirklich geendet haben, wurde es ein Lieblingswitz zwischen ihr und mir. Warum fanden wir keinen Laden, in dem wir nach neun Uhr abends noch ein anständiges Steak bekamen? Warum gab es in jeder anderen Stadt in New England ein Starbucks, bevor es bei uns eins gab?
    Weil es Concord ist!
    In Wahrheit blieben meine Eltern jedoch wegen der Arbeit meiner Mutter. Als Sekretärin des Concord Police Department saß sie hinter der kugelsicheren Glasscheibe in der Eingangshalle, empfing Besucher, nahm gelassen Beschwerden von Alkoholikern, Landstreichern und Sittenstrolchen entgegen und bestellte für jeden Detective, der in Pension ging, einen Kuchen in Form einer halbautomatischen Pistole.
    Sie verdiente vielleicht halb so viel wie mein Vater, aber sie hatte diesen Job schon ausgeübt, bevor sie Temple Palace überhaupt begegnet war, und sie heiratete ihn nur unter der ausdrücklichen Bedingung, dass sie in Concord bleiben würden.
    Er machte Spaß, wenn er sagte: »Weil es Concord ist!«, aber im Grunde war es ihm egal, wo er wohnte. Er liebte meine Mutter über alles, das war die Erklärung, und er wollte einfach dort sein, wo sie war.
    Es ist Freitag, spätabends, kurz vor Mitternacht. Die Sterne leuchten matt durch einen grauen Wolkenkranz. Ich sitze auf meiner hinteren Veranda und schaue auf das unbebaute ehemalige Feld, das an meine Häuserreihe grenzt.
    Ich sitze hier und rede mir ein, dass ich ehrlich zu Nico war und dass ich nichts anderes tun kann.
    Aber leider hat sie recht. Ich liebe sie, und ich will nicht, dass sie allein stirbt.
    Eigentlich will ich überhaupt nicht, dass sie stirbt, aber dagegen kann ich nicht viel machen.
    Es ist lange nach Geschäftsschluss, aber ich gehe ins Haus, nehme den Hörer ab und wähle die Nummer trotzdem. Irgendjemand wird schon drangehen. Es war noch nie eins dieser Büros, die abends und am Wochenende geschlossen sind, und ich bin sicher, dass sie in der Ära des Asteroiden nur umso mehr zu tun haben.
    »Hallo?«, sagt eine leise, männliche Stimme.
    »Ja, guten Abend.« Ich lege den Kopf in den Nacken und hole tief Luft. »Ich möchte Alison Koechner sprechen.«
    Am Samstagmorgen gehe ich joggen, acht Kilometer auf einer ausgefallenen, selbst ausgedachten Route: hinauf zum White Park, von dort zur Main Street und dann auf der Rockingham Street nach Hause. Schweiß läuft mir über die Stirn und vermischt sich mit dem Schnee, der dort landet. Ich hinke ein wenig – eine Folge des Autounfalls –, und in

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