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Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Polizist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Winters
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gekannt?‹ – ›Ms. Eddes: Um ganz ehrlich zu sein, ich bin nicht sicher, dass ich es bemerkt hätte, wenn er nicht da gewesen wäre. Wie gesagt, wir standen uns nicht so nah.‹«
    Ich lege mein Buch hin, beuge mich über den Tisch und nehme ihr das Besteck aus den Händen wie ein freundlicher Vater. »Wenn Sie sich nicht so nahegestanden haben, weshalb hat er Sie dann jeden Abend angerufen, Ms. Eddes?«
    Sie holt sich die Gabel zurück. »Warum wollen Sie mich nicht fragen, weshalb ich kahl bin? Denken Sie, ich habe Krebs?«
    »Nein, Ma’am.« Ich kratze mir den Schnurrbart. »Nach der Länge und Krümmung Ihrer Wimpern zu urteilen, haben Sie sehr langes, dickes Haar. Ich glaube, Sie sind zu dem Schluss gelangt, dass es wegen des bevorstehenden Weltuntergangs nicht mehr der Zeit und Mühe wert war, sich damit zu beschäftigen. Es zu stylen und zu kämmen und all dieses Frauenzeugs.«
    Sie sieht mich an, reibt mit einer Handfläche über ihre Kopfhaut. »Sehr scharfsinnig, Detective Palace.«
    »Danke.« Ich nicke. »Erzählen Sie mir von Peter Zell.«
    »Bestellen wir erst etwas.«
    »Ms. Eddes.«
    Sie hebt die Hände, die Handflächen nach oben, flehend. »Bitte.«
    »Na schön. Wir bestellen zuerst.«
    Jetzt weiß ich nämlich, dass sie reden wird. Was immer sie für sich behalten hat, sie wird es mir sagen, das spüre ich, es ist nur eine Frage der Zeit, und mich befällt diese mächtige Nervosität, ein süßes Summen der Vorfreude an meinen Rippen, wie bei einem Date, wenn man weiß, es wird einen Gutenachtkuss geben – vielleicht sogar mehr als einen Kuss –, und es ist nur eine Frage der Zeit.
    Eddes bestellt das Sandwich mit Bacon, Salat und Tomaten, und Ruth-Ann sagt: »Gute Wahl, Schätzchen.« Ich nehme das Omelett mit drei Eiern und Vollkorntoast, und Ruth-Ann bemerkt trocken, dass es außer Eiern auch noch andere Arten von Nahrung gibt.
    »Also«, sage ich. »Wir haben bestellt.«
    »Moment noch. Reden wir über Sie. Wer ist Ihr Lieblingssänger?«
    »Bob Dylan.«
    »Lieblingsbuch?«
    Ich trinke einen Schluck Kaffee. »Momentan lese ich gerade Gibbon. Verfall und Untergang des römischen Imperiums .«
    »Ja«, sagt Eddes. »Aber was ist Ihr Lieblingsbuch?«
    » Watchmen . Das ist ein Comicroman aus den Achtzigern.«
    »Ich weiß, was das ist.«
    »Warum hat Peter Zell Sie jeden Abend genau um zehn Uhr angerufen?«
    »Um sich zu vergewissern, dass seine Armbanduhr funktioniert.«
    »Ms. Eddes.«
    »Er war morphiumsüchtig.«
    »Wie bitte?«
    Ich starre die Seite ihres Gesichts an – sie hat sich umgedreht, um aus dem Fenster zu schauen – und bin total von den Socken. Es ist, als hätte sie gerade gesagt, Peter Zell sei ein Indianerhäuptling oder ein General der Sowjetarmee gewesen.
    »Morphiumsüchtig?«
    »Ja. Ich glaube, es war Morphium. Jedenfalls irgendein Opiat. Aber jetzt nicht mehr – ich meine, klar, er ist tot – aber ich meine …« Sie hält inne, ihre Redegewandtheit hat sie verlassen, und sie schüttelt den Kopf und bremst sich. »Letztes Jahr war er eine Zeit lang süchtig nach etwas, und dann hat er damit aufgehört.«
    Sie redet weiter, und ich höre weiter zu, schreibe jedes Wort auf, das sie sagt, selbst als ein hungriger Teil meines Geistes in eine Ecke fliegt, sich dort mit diesen neuen Informationen – morphiumsüchtig, irgendein Opiat, eine Zeit lang – zusammenkauert, um darauf herumzukauen, ihr Mark zu kosten und zu überlegen beginnt, wie sie verdaut werden könnten. Ob sie wahr sind.
    »Zell neigte nicht zu Extravaganzen, wie Sie vielleicht schon rausgefunden haben«, sagt Eddes. »Kein Schnaps. Kein Dope. Nicht mal Zigaretten. Gar nichts.«
    Peter hat Dungeons & Dragons gespielt. Peter hat sein Frühstücksmüsli alphabetisch sortiert. Er hat versicherungsmathematische Daten in Tabellen gefasst und analysiert.
    »Und ich glaube, im letzten Sommer stand ihm – angesichts der Lage der Dinge – der Sinn nach einer Veränderung.« Sie lächelt grimmig. »Ein neuer Lebensstil. Er erzählte mir das alles übrigens erst später. In seinen Entscheidungsfindungsprozess war ich nicht einbezogen.«
    Ich schreibe im letzten Sommer und neuer Lebensstil auf. Fragen steigen in mir hoch und liegen mir auf der Zunge, aber ich zwinge mich, den Mund zu halten, still sitzen zu bleiben und sie reden zu lassen, wo sie nun endlich damit angefangen hat.
    »Tja, dieser Flirt mit illegalen Drogen ist offenbar nicht so gut gelaufen. Oder es lief anfangs richtig gut und dann richtig

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