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Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Der letzte Polizist: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Polizist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Winters
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Display, schneller und schneller. Jeden Abend, dieselbe Nummer. Zehn Uhr. Ausgehender Anruf. Weniger als eine Minute lang. Jeden einzelnen Abend.
    Peter Zells Handy hat in meinem Haus Empfang, zwei Balken, genau wie meins. Ich rufe die geheimnisvolle Nummer an, und nach dem zweiten Klingeln nimmt jemand ab.
    »Hallo?«
    Die Stimme antwortet wie aus einem Nebel heraus, flüsternd, verwirrt – was absolut verständlich ist. Man bekommt nicht jeden Tag Anrufe vom Handy eines Toten.
    Aber ich erkenne sie sofort.
    »Ms. Eddes? Hier ist Detective Henry Palace vom Concord Police Department. Ich fürchte, wir müssen uns noch mal unterhalten.«
    Sie ist früh dran, aber ich war noch früher da, und Ms. Eddes sieht mich warten und kommt sofort herüber. Ich erhebe mich halb – eine kleine, rituelle Geste der Höflichkeit, aus der der Geist meines Vaters spricht –, und sie gleitet auf ihrer Seite in die Nische. Und noch bevor ich wieder richtig sitze, erkläre ich ihr schon, dass ich ihr dankbar für ihr Kommen bin und dass sie mir alles erzählen muss, was sie über Peter Zell und die Umstände seines Todes weiß.
    »Meine Güte, Detective«, sagt sie milde und nimmt die dicke, auf Hochglanzpapier gedruckte Speisekarte zur H and. »Sie kommen wirklich ohne Umschweife zur Sache. «
    »Ja, Ma’am.«
    Und ich spiele wieder den harten Burschen mit der unbewegten Miene und halte ihr noch mal meinen kompletten Vortrag, dass sie mir alles sagen muss, was sie weiß. Sie hat mich zuvor angelogen, hat Dinge ausgelassen, und ich versuche ihr klarzumachen, dass ich so etwas nicht mehr dulden werde. Naomi Eddes sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Sie hat dunkelroten Lippenstift aufgelegt, ihre Augen sind dunkel und groß. Die weiße Rundung ihrer Kopfhaut.
    »Und wenn nicht?« Sie schaut unbekümmert auf ihre Speisekarte. »Wenn ich Ihnen nicht alles sage, meine ich.«
    »Die Sache ist die, Ms. Eddes: Sie sind eine Hauptzeugin.« Diesen Vortrag habe ich heute Morgen mehrmals geübt, in der Hoffnung, ihn nicht halten zu müssen. »Angesichts der Informationen, die ich jetzt habe – dass Ihre Nummer im Handy des Opfers ständig auftaucht, meine ich …«
    Ich hätte noch mehr üben sollen; bei Victor France ist diese Macho-Bullen-Tour viel einfacher. »Und angesichts der Tatsache, dass Sie diese Information bei unserem letzten Gespräch für sich behalten haben, hätte ich guten Grund, Sie mitzunehmen.«
    »Mich mitzunehmen?«
    »Sie in Haft zu nehmen. Nach den Gesetzen dieses Staates. Und nach den Bundesgesetzen auch. Revidiertes Strafgesetzbuch von New Hampshire, Abschnitt …« Ich nehme ein Zuckertütchen aus dem Behälter, der mitten auf dem Tisch steht. »Ich müsste den Abschnitt raussuchen.«
    »Okay.« Sie nickt ernst. »Verstanden.« Sie lächelt, und ich atme aus, aber sie ist noch nicht fertig. »Für wie lange?«
    »Für …« Ich senke den Blick und schaue weg. Teile dem Zuckertütchen die schlechte Nachricht mit. »Für die restliche Zeit.«
    »Mit anderen Worten, wenn ich jetzt nicht sofort auspacke, werfen Sie mich in einen tiefen, dunklen Kerker und lassen mich dort, bis Maia kommt und die ganze Welt in Dunkelheit versinkt. Ist es so, Detective Palace?«
    Ich nicke stumm, schaue hoch und sehe, dass sie immer noch lächelt.
    »Tja, Detective, ich glaube nicht, dass Sie das tun würden.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich glaube, dass Sie ein bisschen in mich verknallt sind.«
    Ich weiß nicht, was ich darauf erwidern soll, wirklich nicht, aber meine Finger machen merkwürdige Sachen mit dem gekräuselten Papierrand dieses Zuckertütchens. Ruth-Ann kommt herbei, schenkt mir Kaffee ein und nimmt Ms. Eddes’ Bestellung auf, ungesüßten Eistee. Ruth-Ann schaut stirnrunzelnd auf den kleinen Zuckerhügel, den ich auf ihrem Tisch hinterlassen habe, und kehrt in die Küche zurück.
    »Ms. Eddes, letzten Montag haben Sie mir erzählt, Sie hätten Peter Zell nicht besonders nahegestanden. Wie sich herausstellt, ist das nicht wahr.«
    Sie schürzt die Lippen und atmet aus.
    »Können wir bitte mit irgendwas anderem anfangen?«, sagt sie. »Fragen Sie sich nicht, weshalb ich kahl bin?«
    »Nein.« Ich blättere eine Seite in meinem blauen Buch um und lese vor. »›Detective Palace: Sind Sie Mr. Gompers’ Chefassistentin?‹ – ›Ms. Eddes: Bitte. Sekretärin.‹«
    »Sie haben das alles aufgeschrieben?« Sie wickelt ihr Besteckbündel aus und spielt müßig mit der Gabel.
    »›Detective Palace: Haben Sie den Toten gut

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