Der letzte Regent: Roman (German Edition)
den Triebwerken, von einer deutlich sichtbaren Kosimo-Aura umgeben … war ein Zerstörer der Vulca -Klasse, wie die Zerberus , das Flaggschiff des Regenten, fast zehn Kilometer lang, mit einem Vernichtungspotenzial, das dem der Bastionen und Raumfestungen beim Tri-Centauri-System in nichts nachstand. Der Gigant des Enduriums schickte dem fliehenden Ayunn-Schiff noch einige Raketen hinterher, wandte sich dann aber dem dunklen Turm in der Mitte des Mikrouniversums zu. Glitzernde Punkte lösten sich von ihm, Dutzende von Kanonenbooten und Jägern, die dem Zerstörer vorauseilten.
»Wie ist das möglich?«, brachte Lupton hervor. Der Albino starrte fassungslos. »Die Fokusräume sind nur für Ayunn-Schiffe erreichbar.«
»Der verdammte Zerstörer muss in den Transfersog des Fluchtschiffes geraten sein«, ächzte Rebecca.
Und Laurania, plötzlich die Vernünftigste von ihnen, sagte: »Der Changer kann ihm nicht entkommen. Der Zerstörer wird ihn vernichten, und den Brunnen ebenfalls. Wir müssen die Pläne ändern.« In ihrem hellen Gesicht veränderte sich etwas. »Dies ist eine Chance.«
Nein, dachte Xavius sofort. Keine weiteren Veränderungen in meinem Kopf. Das Durcheinander darin ist bereits zu groß.
Der Turm unter ihnen geriet in Bewegung. Fester Boden wurde weich, als die Kompositpartikel ihre Kohäsion verloren.
»Der Konfigurator rüttelt alle Konzepte wach«, quiekte Ozell aufgeregt. »Er will sie verändern, um sich zur Wehr zu setzen.«
»Ich glaube, wir sollten besser von hier verschwinden«, brummte Lupton.
Sie liefen jetzt, dem bebenden Changer entgegen, der seine zitternden blütenblattartigen Erweiterungen nach oben streckte. Xavius versuchte, die Entfernung zu den Kanonenbooten und Jägern abzuschätzen, doch der Zoom-Effekt machte es schwer. Es ließ sich kaum feststellen, wie viel Zeit ihnen noch blieb. Ozell gab mehrmals quiekende Laute von sich, die offenbar dazu führten, dass der Boden unter ihnen eine gewisse Festigkeit bewahrte. Xavius fragte sich, ob der Konfigurator Struktur und Beschaffenheit der Turmmaterie schnell genug verändern konnte, um Verteidiger für den Kampf gegen den Zerstörer und seine Eskorten zu schaffen.
Ein anderer Gedanke schob sich in den Vordergrund. Wenn sie mit dem Changer losflogen, wenn sie versuchten, den Fokusraum zu verlassen … Der Zerstörer musste sie für einen Feind halten und würde bestimmt nicht zulassen, dass sie einen Transfertrichter erreichten und entkamen.
Die schwarze Orchidee hatte sie gerade aufgenommen, als Rebecca die Hand nach Xavius ausstreckte.
»Nein.« Er wich unwillkürlich zurück. »Nicht schon wieder. Ich kann nicht noch mehr davon ertragen.«
»Wir alle müssen Opfer bringen«, erwiderte Rebecca ernst, verzichtete aber darauf, ihn zu berühren, als sie durch einen kurzen Korridor schritten. Er endete an einem Raum, der den Shuttle enthielt, mit dem sie Bluestone verlassen hatten. »Uns bleibt nichts anderes übrig, als den Changer zu opfern, um Ihnen zu helfen. Und Ihr Opfer besteht darin, mich noch ein letztes Mal in Ihren Kopf zu lassen, Chronist.«
»Ich weiß schon so kaum mehr, wer ich bin …«
»Sie verwandelt uns in Urik und Szabat«, sagte Laurania. »Wir können nicht bis Proxima Centauri warten. Es muss hier geschehen. Der Zerstörer wird uns ins Endurium bringen, und zur Erde.«
»Aber wie …«, begann er.
»Sehen Sie mich an, Chronist«, sagte Rebecca.
Er versuchte, ihren Blick zu meiden, alles in ihm sträubte sich dagegen, aber er konnte nicht anders, er sah sie an.
»Neunundvierzig«.
Endlich, dachte Jerull Urik. Endlich bin ich frei.
44
Er ist jetzt ganz hier, er fühlt es, eine Gewissheit, die das Herz mit jedem Schlag durch ihn pumpt, die er mit jedem Atemzug aufnimmt. Vorher – wenn er aus dem Fenster seines Zimmers im Krankenhaus gesehen hat, oder bei den seltenen Besuchen im Park – war er immer nur teilweise an diesem Ort mit den blauen Bäumen und dem roten See, mit halber Seele und halbem Herzen, oder vielleicht ein bisschen mehr. Aber der Rest von ihm, ein großer Rest, hatte sich woanders befunden, in einer Domäne des Zweifels, in einer Welt mit anderen Farben.
Er sitzt an einem kleinen Teich, sein Wasser so rot wie das des Sees, und beobachtet einen Fisch. Es ist kein gewöhnlicher Fisch, das hat er sofort erkannt, denn das schuppige Wesen im roten Teich hat ein menschliches Gesicht, das ihn an jemanden erinnert. Außerdem spricht er, dieser Fisch. Luftblasen steigen auf,
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