Der letzte Regent: Roman (German Edition)
Vielleicht gelingt es Ihnen auf diese Weise tatsächlich, unerkannt das Konklave zu erreichen.
Und wenn nicht? Vorher haben Sie das für sehr unwahrscheinlich gehalten.
Vorher war der Weg länger. Die Hades ist eine Abkürzung. Wenn die Maske nicht lange genug stabil bleibt, oder wenn man Sie aus anderen Gründen durchschaut … Dann können wir nur hoffen, dass der Köder groß genug ist, Sie zu schützen. Oder dass Sie Hilfe bekommen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie sofort die beiden Nachrichten senden, wenn Sie an Bord sind.
Aber es gibt ein Problem.
Ja.
Urik blinzelte. Stimmen flüsterten in ihm, so leise, dass er ihre Worte nur hörte, wenn er sich ganz auf sie konzentrierte. Vermutlich lag es an den Verhören durch die Minerva-Telepathin. Er beschloss, die Mediker der Hades darauf anzusprechen, sobald sie an Bord waren.
»Priorität«, ertönte erneut die raue, von einem Vokalisator verstärkte Mortus-Stimme. »Wir geben Ihnen Priorität und holen Sie an Bord.«
Weitere Jäger und auch mehrere Kanonenboote nahmen Kurs auf den Shuttle und die Keile der Ayunn, die ihn anzugreifen versuchten. Die Hades , bereits zum Transfertrichter unterwegs, der sie in den Fokusraum gebracht hatte, feuerte mit ihren Pulser-Geschützen und setzte auch »dunkle« kinetische Waffen ein, die sich nicht durch energetische Emissionen oder ein Aufblitzen verrieten.
Mehr als ein Dutzend Jäger der Faust des Regenten schirmten den Shuttle ab und geleiteten ihn zum Zerstörer, in dessen langer Flanke sich ein Hangar für sie öffnete.
Urik behielt den Situationsschirm im Auge und hörte, wie Lorinda neben ihm mit den Kommunikationstechnikern der Hades sprach. Eigentlich hätte er jetzt erleichtert sein sollen – die Flucht war geglückt –, aber die Anspannung wollte nicht von ihm weichen. Er hob die Hand, rieb sich die schmerzende, brennende Stirn und hatte das sehr unangenehme Gefühl, fremde Gedanken in seinem Kopf zu tragen. Außerdem gab es ein Problem, doch er konnte sich nicht erinnern, worum es dabei ging.
Proxima Centauri
46
»Wo sind die Pläne, Agent Urik? Wo haben Sie sie versteckt?«
Der Mann, der diese Frage stellte, war groß, stand vor dem Schreibtisch und sah auf Urik hinab, der in einem Sessel saß, dessen weiche Polster vermutlich mit dermalen Sensoren und Mikrosonden ausgestattet waren. Er trug eine schlichte Uniform mit den Hades -Insignien und am Kragen die Nadel der Sicherheitsabteilung. Jamar M Thixton, Offizier unter dem Kommando von Flottenadmiral Aron M Arano, für die Sicherheit des Zerstörers zuständig, kein Angehöriger der Sechsundzwanzig wie der Kommandant, aber zweifellos ein fähiger Mann. Sein Gesicht zeigte das Grau des Todes, und im Blick seiner geröteten Augen lag eine Tiefe, die von den Erfahrungen vieler Jahre zeugte. Thixton schien im besten Alter zu sein, um die siebzig, aber Urik vermutete, dass bereits Jahrhunderte hinter ihm lagen.
Er klopfte sich an die Stirn. »Sie sind hier drin, gut geschützt. So gut, dass nicht einmal die Minerva-Telepathin sie finden konnte.«
Sie befanden sich im Sicherheitsbüro, das zum zentralen Kern der Hades gehörte. Das Kommandozentrum war nur wenige Schotten entfernt. Lorinda wurde in einem anderen Raum vernommen, was in solchen Fällen zur Standardprozedur gehörte.
»Ich muss eine Nachricht senden«, sagte Urik. »Besser gesagt, zwei. Bitte gestatten Sie mir Zugang zum Kommunikationssystem.«
Thixton maß ihn mit einem langen, durchdringenden Blick, ging dann mit langsamen Schritten um den Schreibtisch herum und nahm dahinter auf einem hochlehnigen Stuhl Platz, der nicht annähernd so bequem wirkte wie Uriks Sessel. Als er die grauen Hände auf den Tisch legte, verwandelte sich dessen Oberfläche in einen Situationsschirm. Dutzende von Displayfeldern entstanden über der Tischplatte und neigten sich dem Sicherheitsoffizier entgegen. Sie waren polarisiert, sodass Urik nicht sehen konnte, was sie anzeigten. Mit einer Ausnahme. Eines der dreidimensionalen Beobachtungsfenster zeigte Lorinda, die in einem schmucklosen Zimmer saß und die Fragen von zwei Morti beantwortete, an deren Uniformkragen ebenfalls die Sensornadeln der Sicherheitsabteilung glänzten. Es war sicher kein Zufall, dass ihm Thixton ausgerechnet dieses Bild zeigte.
»Sie haben mir Ihre Geschichte erzählt, und sie stimmt mit den Schilderungen von Agentin Lorinda Szabat überein«, sagte Thixton. »Aber es gibt Lücken in Ihren Berichten, und damit habe ich ein
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