Der letzte Regent: Roman (German Edition)
findet er die Wahrheit heraus.
Ja, und außerdem gibt es das Problem mit der Maske. Aber der Plan berücksichtigt auch das. Die Angriffspläne der Ayunn sind der erste Köder, die Entlarvung des Regentenmörders der zweite. Es gibt sogar noch einen dritten, und er heißt Triumph. Selbst wenn Sie entlarvt werden, selbst wenn man entdeckt, wer Sie wirklich sind … Der wahre Schuldige, der sich beim Konklave wählen lassen möchte, wird die Gelegenheit nutzen wollen, den Chronisten Xavis V Xavius als Mörder des Regenten zu präsentieren. Er wird zu dem Mörder in Ihnen sprechen wollen, damit dieser in aller Öffentlichkeit seine Schuld eingesteht. Deshalb wird er Ihnen erlauben, zum Konklave zu kommen.
Sind das nicht ein paar Spekulationen zu viel?
Mehr haben wir nicht. Wir müssen uns darauf verlassen. Das Ego des wahren Mörders spielt eine große Rolle.
Was ist mit Ihnen? Was ist mit Ihrem Ego, mit Ihren Plänen?
»… ich die Mitteilungen sende.« Urik hatte eine Sekunde gezögert, denn das Flüstern in ihm war lauter geworden. Er fühlte Thixtons Blick und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Ich muss darauf bestehen«, fügte er hinzu.
Jamar M Thixton ging am Schreibtisch vorbei zur Tür. »Kommen Sie.«
Jerull Urik fühlte sich von mehr als einem Dutzend Morti beobachtet, als er im Kommandozentrum der Hades mit Lorinda an seiner Seite zur Kommunikationsstation schritt und ihre virtuellen Kontrollen zu bedienen begann. Er hatte noch keine Gelegenheit gefunden, über den Wortlaut der Nachrichten nachzudenken, aber als er sie formulierte, stellte er fest, dass schon alles in ihm bereit war, als hätte jemand anderer die Mitteilungen für ihn verfasst. Er formulierte sie mit einem sicheren subvokalen Interface und verschlüsselte sie mit einem militärischen Code, an den er sich plötzlich erinnerte, was vielleicht daran lag, dass seine Mikromaschinen doch nicht vollständig ausgefallen waren. Offenbar funktionierten noch Teile seines Schwarmgedächtnisses, während andere schliefen und ihre Informationen für sich behielten.
Drei Nachrichten, an drei verschiedene Adressen. Die Anzeigen bestätigten die verschränkte Übermittlung, und als sich Urik umdrehte, sah er, dass Thixton leise mit einem Kommunikationstechniker sprach. Die anderen Offiziere, alles Morti, setzten die Arbeit an ihren Stationen fort, während der Zerstörer Kurs auf einen Konnektor nahm. Das Mikrouniversum mit dem Materiebrunnen der Ayunn hatte er inzwischen verlassen, und vor ihm hing ein langer Zylinder mit leuchtendem Konnektorring über einem grünblauen Planeten.
»Nennen Sie mir jetzt die Empfänger, Urik«, sagte der Sicherheitsoffizier. Nicht weit hinter ihm erstreckte sich die drei Meter tiefe Navigationsmulde mit dem blauschwarzen Konus, der, wie auch bei der Zerberus , die primäre KI der Hades und die Bewusstseinssphären der beiden Piloten enthielt. Weiter hinten wölbten sich in halber Höhe die Fenster des Beratungsraums, in dem Flottenadmiral Aron M Arano residierte, ein hagerer, sehr streng wirkender Mann, dem Urik nur einmal kurz begegnet war, als Thixton ihn zu seinem Sicherheitsbüro geführt hatte.
Urik deutete auf den Kommunikationstechniker. »Ich nehme an, Sie kennen sie bereits.«
»Nennen Sie sie mir.«
»Wie Sie wollen. Die erste Nachricht ist ans Konklave gerichtet, das in wenigen Tagen den neuen Regenten wählen wird. Die zweite geht an Pion M. Paulus, und die dritte an Julius M Gladfelter.«
Lorinda deutete zum Hauptdisplayfeld auf der linken Seite. Es zeigte den nahen Konnektorring, und der schematischen Darstellung daneben war zu entnehmen, dass der Transfer in wenigen Minuten erfolgen würde. »Wir sollten den Kryo-Raum aufsuchen.«
»Das Konklave verstehe ich, es ist Ihr Ziel«, sagte Thixton. »Aber warum Paulus und Gladfelter? Was haben sie mit den Angriffsplänen der Ayunn zu tun?« Er hob die Hand, ein Gesteninterface reagierte, und er betrachtete eine polarisierte Anzeige. »Der eine ein ehemaliger Instruktor, seit fünfzehn Jahren Edukator von Tibetian und Anwärter auf ein Relativitätsschiff. Der andere Leiter des Sicherheitskorps im Devos-System.«
Urik suchte in sich selbst nach einer Antwort, fand keine und sagte: »Sie werden es zu gegebener Zeit erfahren. Bitte bringen Sie uns jetzt zu den Kryo-Zellen.«
»Ihre Begleiterin verfügt über eine positive Reisebilanz, wie der Scan ergeben hat. Sie wird bei uns bleiben und weitere Fragen beantworten.«
Lorinda neigte den Kopf.
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