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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Knoten knüpfen«, sagte er leise, und vermutlich war es eine der anderen Personen in ihm, die diese Worte sprach, denn er konnte keinen Sinn in ihnen erkennen.
    Laurania beugte sich zu ihm. »Was?«
    »Schon gut.«
    »Es ist der Assistent des Vorsitzenden«, sagte der Kommandant, während der Pilot die Geschwindigkeit der Picus der des Eskortenschiffes anpasste. »Er bittet um Übergabe der Gefangenen.«
    Er bittet darum?, dachte Xavius.
    Thixton stand auf. »Kommen Sie.« Er nickte sowohl Xavius als auch Laurania zu. Eine Waffe zog er diesmal nicht, aber er hielt den Coder in der Hand, mit dem sich die Demobilisierer aktivieren ließen. »Bitte zwingen Sie mich nicht, hiervon Gebrauch zu machen.«
    »Ich habe nicht vor zu fliehen«, erwiderte Xavius, und das entsprach der Wahrheit.
    Laurania blieb an seiner Seite, als sie zum Hangar des Jägers gingen, wo die tropfenförmige Eskorte auf sie wartete, ein Schiff, nicht größer als fünfzig Meter, ausgestattet mit einem kleinen Rotationselement, das sich immer noch drehte, obwohl es dem Gravitationsfeld der Picus ausgesetzt war. Drei Männer standen vor der geöffneten Luke, alles Morti: zwei bewaffnete Gardisten des Gremiums und der angekündigte Assistent des Vorsitzenden, ein Mortus, der in der Stillen Stadt mit etwa fünfzig Standardjahren gestorben war und dessen Augen wie die von Thixton Alter und Erfahrung verrieten.
    »Ich bin Horis M Heavan«, stellte sich der Assistent vor. »Der Vorsitzende des Gremiums entbietet Ihnen seinen Gruß und dankt Ihnen für die Übergabe der Gefangenen.« Er streckte die Hand aus und erwartete offenbar von Thixton, dass er ihm den Coder gab.
    Der behielt ihn. »Ich begleite Sie.«
    Das graue Gesicht des Assistenten blieb unbewegt, aber sein Blick war wie Eis, als er erwiderte: »Der Vorsitzende hat mich beauftragt, nur die beiden Gefangenen abzuholen.«
    »Flottenadmiral Aron M Arano, Sieger der Schlacht von Proxima Centauri, hat sie meiner Verantwortung überstellt«, erwiderte Thixton mit kühler Gelassenheit. »Ich habe vor, dieser Verantwortung gerecht zu werden, bis sie den Vorsitzenden erreichen.«
    »Meine Anweisungen …«
    »Wenn Sie sich weigern, mich mitzunehmen, werden Sie allein zum Habitat zurückkehren müssen«, sagte Thixton. »Dann bringe ich die Gefangenen mit der Picus zum Konklave.«
    Drei oder vier Sekunden vergingen, enorm viel Zeit für Morti. Xavius’ Eindruck, dass sie in ihren Reaktionen langsamer geworden waren, bestätigte sich.
    Schließlich trat Horis M Heavan beiseite und deutete zur Luke. »Sie lassen mir keine Wahl.«
    Als sie an Bord gingen, flüsterte Xavius dem Sicherheitsoffizier der Hades zu: »Danke.«
    »Danken Sie mir nicht«, erwiderte Thixton wie zuvor auch Arano, obwohl er leise sprach, so leise, dass nur Xavius und Laurania ihn hörten. »Ich halte Sie noch immer für den Mörder.«
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    »Ich bitte um Entschuldigung, Vorsitzender, aber der Sicherheitsoffizier der Hades hat darauf bestanden, die beiden Gefangenen zu begleiten«, sagte Horis Heavan, als sie ihr Ziel erreichten, einen Raum mit Wänden aus Obsidian, eine dunkle Höhle tief im Innern eines Berges. Vielleicht hatte es symbolische Bedeutung, dass der Vorsitzende des Gremiums sie ausgerechnet hier empfing, in der Krypta des Habitats, in einem kleineren Zylinder – nur etwa zwei Kilometer lang und mit einem Durchmesser von dreihundert Metern –, der sich ebenfalls drehte und mit der Zentrifugalkraft Schwerkraft simulierte, obwohl hier eigentlich niemand Schwerkraft brauchte, denn dieser Ort blieb den wahren Toten vorbehalten. Erdreich vom Planeten tausend Kilometer unter dem Habitat bedeckte die gewölbten Innenflächen des Zylinders drei Meter tief, und in diesem Boden steckten zehntausend Grabsteine mit den Namen der letzten Verteidiger der Erde. Unter den Grabsteinen gab es keine Gräber mit Särgen oder Urnen – die Knochen jener tapferen Männer und Frauen, die damals ihr Leben geopfert hatten, um die Erde vor der vollständigen Vernichtung zu bewahren, ruhten in einem Beinhaus ganz vorn im Habitat.
    Quintus M Quiron, Vorsitzender des Gremiums und amtierender Regent des Enduriums, stand an der Brüstung, hinter der es zwei Dutzend Meter zum Boden auf dieser Seite der Krypta hinabging. »Jeder einzelne dieser Namen ist eine Mahnung«, sagte er. Xavius sah ihn von der Seite: die Nase wie der Schnabel eines Raubvogels, im Gesicht die Reste alter Tätowierungen, sicherer Hinweis darauf, dass er nicht zu den Puristen

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