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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Minerva und gab seine Erkenntnisse über die Hieroglyphen der Letzten Alten an die Splitter-Welten weiter. Dem wollte der Unbekannte ein Ende setzen und gleichzeitig verhindern, dass ich später als Regentenmörder auf der Flucht die Unterstützung von Minerva gewann. Vermutlich wollte er mich als unberechenbaren Verrückten darstellen, der aus reinem Hass mordete: den Regenten, weil er Frieden mit den Splitter-Welten suchte, und Salyard, weil er das Endurium verriet. Der Vorteil hätte in jedem Fall auf der Seite des wahren Mörders gelegen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte ich mich hier vor Ihnen erschossen, der letzte und definitive Beweis für meinen Wahnsinn.«
    Xavius legte eine kurze Pause ein und hörte laute Stille, die in seinen Ohren rauschte. »Die hier stattfindende Wahl des neuen Regenten sollte der krönende Abschluss des Staatsstreichs im Endurium sein. Er war von langer Hand vorbereitet, wie die Ereignisse im Magellangraben und Schlund zeigen – die militärische Übernahme der Splitter-Welten, unter dem Vorwand ihrer Kollaboration mit den Ayunn, muss über Monate und vielleicht sogar Jahre hinweg hinter den Kulissen vorbereitet worden sein, denn eine solche Aktion lässt sich nicht von heute auf morgen durchführen. Der wahre Mörder hätte ohnehin einen Anschlag auf den Regenten durchgeführt, aber ich nehme an, die Ereignisse an Bord der Zerberus bei Magrew zwangen ihn, überstürzt zu handeln. Ich mache mir nichts vor: Ich bin kein Auserwählter; ich bin niemand, den der Mörder nach langer Suche ausgesucht hat, damit er ihm als unfreiwilliges Werkzeug dient. Der Zufall wollte es, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Der große Avedis, Ihm Ruhm und Ehre … Er wollte Frieden schließen mit den Splitter-Welten. Er hatte mit ihnen verhandelt, mit Hektor Rogge, dem Koordinator des Magellan’schen Zentralrats, und Haidad Brugger Denslow, dem Repräsentanten der Orion-Koalition.« Was ist aus ihnen geworden?, dachte Xavius. Wo befanden sie sich, in welchem Gefangenenlager? Wurden sie vielleicht in diesem Moment mit Siftern verhört, die ihr Bewusstsein zerstörten? »Wahrscheinlich wusste Er sogar, dass sie zu Minerva gehörten. Unser Regent, Er wollte Frieden mit ihnen schließen, wollte alle Menschen zu einem Volk zusammenführen, denn Er muss gewusst haben, dass die dritte Inkursion bevorstand. Er wollte uns stark machen, damit wir dem Angriff standhalten können.«
    Xavius blickte durchs Habitat, sah sich selbst in den Displayfeldern und dahinter, halb in Düsternis verborgen, die Galerien und Beobachtungsplattformen. Das Rauschen in seinen Ohren … Er stellte sich vor, dass es von den Gedanken all der Menschen stammte, dass ihr mentales Flüstern einem fernen Sturm glich.
    »Aber der Hass des Mörders auf die Splitter-Welten und die Friedenspläne des Regenten war zu groß«, fuhr er fort. Und jetzt sprach der Chronist zum Mesh, selbst ohne den Chronass. »Er konnte die Vorstellung einer Union von Endurium und Splitter-Welten nicht ertragen. Er wollte sie erobern, sie sich untertan machen, als neuer Regent über sie herrschen. Und plötzlich sah er alle seine Pläne in Gefahr. Er begriff, dass er handeln musste, sofort. Und so nutzte er den Umstand, dass die Delegation der Splitter-Welten und ich an Bord waren. Er brachte den Regenten um – Avedo Avedis vertraute ihm, deshalb kam er nahe genug an Ihn heran. Die Schuld gab er Rogge, Denslow und den anderen, die er entkommen ließ. Den Kettenbrand legte er selbst, damit alles nach einem Versuch aussah, die ganze Zerberus zu vernichten. Ich war der einzige zur Verfügung stehende Vivus, und deshalb bekam ich den Auftrag, den Geflohenen zu folgen und ihre Schuld zu beweisen.«
    Xavius’ Mund war trocken und wurde taub. Er sprach schnell weiter, aus Sorge, dass es Quiron mit dem Coder gelang, auch Zunge und Lippen zu lähmen. »Der Mörder musste improvisieren, denn eigentlich hatte er erst später zuschlagen wollen. Vielleicht schickte er mich zu Anfang nur deshalb fort, um einen unbequemen Zeugen an Bord der Zerberus loszuwerden, während er dort Spuren beseitigen ließ, die ihn in Verdacht bringen konnten. Es wurden keine Verifikatoren verwendet, um alles aufzuzeichnen, und externe Sifter gelangten ebenso wenig zum Einsatz. Während ich nach Ratchford-Uyeda unterwegs war, improvisierte der Mörder erneut und ließ ein Ich-Konstrukt für mich vorbereiten. Oder …« Xavius zögerte kurz. »Oder vielleicht entwickelte er den

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