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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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verdient.«
    Sein Finger krümmt sich bereits um den Abzug, als Laurania spricht. Sie ist erstarrt, die unsichtbaren Fesseln des Demobilisierers halten sie fest, aber sie kann sprechen, und sie sagt laut und deutlich: »Dieser Zweig darf nicht brechen.«
    * * *
    Der Mann auf der Sitzbank im leeren Park des Hospitals ließ die Waffe sinken und betrachtete sie, als sähe er sie zum ersten Mal, oder zum ersten Mal so, wie sie wirklich war. Vorsichtig legte er sie zur Seite.
    Das Springhörnchen auf dem Ast zirpte ein weiteres Mal und duckte sich zum Sprung.
    Plötzlich wusste Xavius, wo Freiheit lag und welchen letzten Schritt er tun musste. Er erhob sich, trat auf die Bank und beobachtete, wie das Springhörnchen sprang, zum nächsten Baum auf der anderen Seite des Weges. Doch bevor es ihn erreichte, verwandelte sich das pelzige Wesen in einen Vogel mit gelben Flügeln und stieg auf, der Sonne entgegen.
    Xavius sprang ebenfalls. Das Springhörnchen hatte es ihm gezeigt, er wusste, worauf es ankam, er flog, mit ausgebreiteten Armen, und als er zu fallen glaubte, als die Welt versuchte, ihn festzuhalten und zu sich herabzuziehen … Da wurden aus den Armen Flügel, und er flog weiter, so leicht, dass er der Schwerkraft entkam und aufstieg wie zuvor der andere Vogel.
    Niemand war da. Niemand konnte ihn aufhalten. Diesmal holte ihn kein Blitz vom Himmel, der Freiheit versprach.
    Der letzte Schritt lag hinter ihm.
    51
    Xavius ließ die Waffe sinken, und schlagartig kehrten die Erinnerungen zurück, sie alle. Der Mörder hatte gestanden, aber es war ein falsches Geständnis, vom wahren Mörder vorbereitet, um jemand anderen büßen zu lassen. Er war nicht frei. Er war kein Vogel, der aufsteigen und fliegen konnte, von allem unbelastet, aber er hatte tatsächlich einen wichtigen Schritt getan. Der nächste musste jetzt sofort folgen.
    »Ich bin nicht der Mörder«, sagte er, und sie alle hörten ihn: eine Million Besucher im Habitat und Milliarden Menschen auf den Welten des Enduriums. »Ich habe den Regenten nicht umgebracht.«
    Quiron fand die richtigen Kontrollen, und Xavius spürte, wie sein Körper erstarrte. Aber er konnte weiterhin sprechen, wie zuvor auch Laurania, die ihn zurückgeholt hatte, bevor der falsche Mörder Selbstmord begehen und die Wahrheit in den Tod mitnehmen konnte.
    »Das Geständnis stammt von einem Ich-Konstrukt, das mir implantiert wurde, darauf codiert, durch den Anblick dieses Piloten und Oratorwächters aktiv zu werden. Die Manipulation meines Bewusstseins fand bei Ratchford-Uyeda im Devos-System statt, während ich dort einem Sifter-Verhör unterzogen wurde, wegen eines Mordes, den ich ebenfalls nicht begangen habe.« Er hob die Stimme. »Ich, Xavis V Xavius, erster Chronist des Enduriums und sein treuer Diener, bin vom wahren Mörder des Regenten als Werkzeug benutzt worden und soll nun für ihn büßen, damit nicht der Schatten eines Verdachts auf ihn fällt und er sich zum neuen Regenten wählen lassen kann. Denn das ist seine Absicht. Er …«
    Xavis unterbrach sich, als Quintus Quiron an seiner Seite erschien, ihm die Waffe aus der reglosen Hand zog und sie aus einer Entfernung von nur wenigen Zentimetern auf seine Schläfe richtete.
    »Wir haben ihn gehört«, sagte er. »Wir alle sind Zeugen geworden, wie er seine Schuld gestanden hat. Er ist der Mörder des Regenten, er hat es zugegeben. Er hat es verdient zu sterben.«
    Ein anderer Finger krümmte sich um den Abzug.
    »Die Entscheidung darüber liegt nicht bei Ihnen«, sagte Laurania. Sie stand hinter Xavius, sein Anker, er konnte sie nicht sehen. Aber er sah, wie Quiron den Kopf drehte und einen verblüfften Blick auf sie richtete. Die Tätowierungslinien in seinem Gesicht zeigten sich deutlicher als zuvor.
    »Das Gremium hat darüber zu befinden«, fügte Laurania hinzu, und Xavius’ Blick ging zu der Plattform, die neben der des Konklaves schwebte. Die zehn Morti, jeder von ihnen Jahrhunderte alt, standen wie alle anderen. »Es ist für alle Verbrechen zuständig, die direkt oder indirekt den Regenten betreffen. So will es das Gesetz.«
    »Das Gesetz«, brummte Quintus Quiron. Er ließ die alte Projektilwaffe nicht sinken, und Xavius dachte an die Kugel, die darauf wartete, ihm den Schädel zu zertrümmern und das Gehirn zu zerfetzen. »Nun gut. Hiermit fordere ich das Gremium auf, sofort eine Entscheidung zu treffen. Ich verlange die Todesstrafe für den Mörder des Regenten.«
    »Aber vielleicht ist er gar nicht der Mörder«,

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