Der letzte Regent: Roman (German Edition)
ersten Diener des Enduriums und des Regenten. Wenn Sie den angeblich wahren Mörder des Regenten kennen, so nennen Sie uns seinen Namen, jetzt sofort.«
Das waren die Worte, auf die Xavius gewartet hatte, wenn auch nicht als Frage formuliert. Er kannte den Mörder, er wusste seinen Namen, aber es fehlte der letzte Beweis, das letzte Stück des Bildes, jenes Stück, das das Gesicht zeigte.
Es wurde wieder still im Habitat. Mehrere Komm-Servitoren schwebten heran und richteten ihre Maschinenaugen auf ihn.
»Nun? Nennen Sie uns den Namen des Mörders«, sagte Quiron scharf.
»Ich kann nicht«, log Xavius. »Ich kenne ihn nicht.«
Quiron wandte sich an das Publikum im Habitat und in den Sonnensystemen des Enduriums. »Er kann den Namen nicht nennen, weil er selbst der Mörder ist. Er spielt uns etwas vor, er hält uns zum Narren, er versucht, der gerechten Strafe zu entgehen.« Wie nachdenklich hob er die Waffe und gab sie der Pilotin zurück, die sie wieder an ihren Gürtel steckte und dann die Rednersäule ganz dicht an die Konklaveplattform heranbrachte; mit einem leichten Ruck, der auf elektromagnetische Verankerung hinwies, stellte sie die Verbindung her.
»Soll das Gremium später über seine Bestrafung entscheiden«, fuhr Quiron fort. »Derzeit gilt es, eine viel wichtigere Entscheidung zu treffen. Das Endurium braucht einen neuen Regenten, um den Kampf gegen die Ayunn zu führen. Wir dürfen nicht noch mehr Zeit mit Beratungen verlieren. Flottenadmiral Aron Arano ist es gelungen, den ersten Angriff des Feindes bei Proxima Centauri abzuwehren, aber die zahlreichen von unseren Sonden und Aufklärern georteten Karsow-Emissionen deuten darauf hin, dass viele Changer und Keile unterwegs sind. Ihr Ziel: die Erde. Während ich hier zu Ihnen spreche, könnte eine große Flotte hierher unterwegs sein. Wir brauchen starke Streitkräfte, so stark wie nie zuvor, aber ohne einen Regenten sind sie geschwächt.«
Aus dem Augenwinkel beobachtete Xavius, wie Quiron die Arme hob. »Es darf den Ayunn nicht noch einmal gelingen, die Erde zu erreichen. Die Lage ist kritisch, was wir nicht zuletzt diesem Mann hier und seinen Minerva-Freunden verdanken. Sie ist so kritisch, dass besondere Maßnahmen erforderlich sind.«
Auf der nahen Plattform erhob sich die Sprecherin des Konklaves, die vierhundertfünfzig Jahre alte Xalana M Xalanis. Sie stammt aus meiner Familie, dachte Xavius. Vielleicht ist sie eher bereit als die anderen, die dritte Nachricht abzurufen.
»Was schlagen Sie vor, Vorsitzender?«
»Seit dem Tod des großen Avedis nehme ich die Aufgaben des Regenten wahr«, sagte Quintus Quiron. »Aber ich bin nicht in die Geheimnisse des Regenten eingeweiht. Das muss in der Stillen Stadt geschehen.«
»Nur ein Vivus kann zum Regenten gewählt werden, Vorsitzender«, sagte Xalana M Xalanis. »So will es das Gesetz.«
»Das Konklave ist befugt, bei akuter Gefahr für das Endurium einen Interimsregenten zu ernennen, der unbefristet regieren kann, um die Gefahr von den Menschenwelten abzuwenden. Es kann jeden Augenblick eine Angriffsflotte der Ayunn im Sol-System eintreffen. Ich schlage vor, dass Sie die Kandidaten-Beratungen beenden und mich zum Regenten ernennen, damit ich unverzüglich die Stille Stadt aufsuchen und dort in die Geheimnisse eingeweiht werden kann. Damit werde ich wie meine Vorgänger in der Lage sein, den Streitkräften einen Sieg über den alten Feind zu ermöglichen.«
»Nein«, sagte Xavius.
Quiron drehte sich zu ihm um. »Schweigen Sie!«
»Der Name des Mörders …«, fuhr Xavius fort. »Ich kenne ihn doch. Er ist mir gerade eingefallen. Aber bevor ich ihn nenne … Vor einigen Tagen, als mich Jamar M Thixton, Sicherheitsoffizier der Hades , noch für einen ASE-Agenten namens Jerull Urik hielt, habe ich dem Konklave eine Dringlichkeitsnachricht übermittelt. Ich bitte die Sprecherin des Konklaves, die Nachricht abzurufen.«
»Wir haben keine Zeit für diesen Unsinn!«, zischte Quiron.
»Eine Minute für die Wahrheit«, sagte Xavius, und wenn er nicht vom Demobilisierer gelähmt gewesen wäre, hätte er an dieser Stelle vielleicht gelächelt.
Die alte Morti auf der Plattform griff nach einem Kommunikator. »Jerull Urik … Ja, es ist eine Nachricht eingetroffen.«
»Ich habe sie mit einem persönlichen Code des verschwundenen Generals Izzad verschlüsselt.«
»Wie lautet das Codewort, Chronist?«
»Es sind mehrere Worte, und ich habe sie gerade genannt: eine Minute für die Wahrheit. Fügen Sie
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