Der letzte Regent: Roman (German Edition)
abrupt vom Stasisbecken mit den traurigen Resten des Regenten ab.
»Wir ziehen uns jetzt zur Trauer zurück«, verkündete er. »Bis das Geschwader der Siebten Flotte eintrifft.« Izzad und Xavius begleiteten ihn zur Tür. Dort blieb Quiron noch einmal stehen, richtete einen strengen Blick auf alle Anwesenden, unter ihnen auch die Balsamiererin, und sagte: »Der Regent … lebt! Bis ich seinen Tod erkläre.«
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Er hat meine Fragen nicht beantwortet, keine einzige von ihnen, dachte Xavis V Xavius, als er mit auf den Rücken gelegten Händen in seinem schlicht eingerichteten Quartier an Bord der Zerberus auf und ab ging. Ihm fehlte die Ruhe, sich zu setzen oder gar hinzulegen, und das Durcheinander hinter seiner Stirn hinderte ihn daran, sich ganz auf die von Quintus Quiron verordnete und den Umständen mehr als angemessene Trauer zu konzentrieren. Vielleicht lag es auch daran, dass die ihm zugänglichen Datenströme in den Netzen des Flaggschiffs nahezu unverändert blieben. Immer wieder trafen Meldungen von Jägern, Kanonenbooten und Scouts ein, die nach dem geflohenen Splitter-Schiff suchten, aber eine Stunde verging, ohne dass man eine Spur von ihm fand, was seltsam genug war. Abgesehen davon verarbeiteten die KI-Systeme der Zerberus die üblichen taktisch-strategischen Daten, die sie von den Kommunikationsverschränkern des Konnektors empfingen, leiteten Routinemeldungen zwischen Abteilungen und Besatzungsmitgliedern weiter und überwachten alle Funktionen des Schiffes. Mithilfe seines Schwarms hörte Xavius in diesem Datenflüstern sogar die Stimme des Regenten, beziehungsweise seiner virtuellen Omnipräsenz in den Netzen: das Zentrum der stolzen, großen Zerberus , ihr Kern, ihre Seele .
Eine Lüge, dachte Xavius, fühlte sich dabei aber weniger gespalten als bei der Aufforderung durch den Vorsitzenden des Gremiums, diesmal auf die Wahrheit zu verzichten. Die Crew des Schiffes, auch die Offiziere und selbst die beiden permanenten Piloten in der Navigationsmulde … Niemand von ihnen wusste, dass Avedo Avedis der Große endgültig tot war, umgebracht von verschlagenen, heimtückischen Splitter-Attentätern. Für sie alle, und für die hundertzweiundneunzig Welten des Enduriums, regierte Er nach wie vor; unter Seiner Herrschaft konnten sich alle sicher fühlen.
Xavius unterbrach seine unruhige Wanderung, blieb an der Panoramawand stehen und sah auf den braungelben Globus von Magrew hinab, die Hälfte davon dunkel. Der einige Dutzend Kilometer entfernte Zylinder des Konnektors schwebte wie ein Fanal über der Nachtseite des Planeten, daneben der aktivierte, auf Empfang geschaltete Konnektorring. Die Schwarmokulare in seinen Augen zeigten ihm die sich drehenden Rotationselemente, mächtige Maschinen, die Energie aus dem Vakuum des Alls und den Fluktuationen im Quantenschaum gewannen, der allem Existierenden zugrunde lag. Über dem Ring warteten mehrere Jäger und Kanonenboote der Zerberus darauf, dass sich wider Erwarten das geflohene Splitter-Schiff zeigte.
Ein kleiner, unbedeutender Planet am Rand des Enduriums, dachte Xavius. Und jetzt, nach der Zerstörung seiner einzigen großen Stadt, war er noch kleiner und unbedeutender geworden. Warum hier?, überlegte Xavius nicht zum ersten Mal, während der Chronass, diesmal in einen Winkel seines Bewusstseins zurückgewichen, wartete und lauschte. Warum haben die Ayunn ausgerechnet Magrew angegriffen? Wussten sie, dass die Zerberus hierher unterwegs war, mit dem Regenten an Bord?
Ein interessanter Gedanke, und auch ein erschreckender, denn er bedeutete, dass die Ayunn über wichtige Informationen verfügt hatten. Sie sind besser informiert gewesen als ich, dachte Xavius, der nichts von der bevorstehenden Ankunft des Regenten gewusst hatte. Und dann das Treffen des großen Avedis mit Repräsentanten der Allianzen von Redstar, der Orion-Koalition und der Kartelle des Magellangrabens. Eine geplante Begegnung mit Vertretern der Splitter-Welten. Wozu?
Um Verhandlungen zu führen, sagte der Chronass, verließ seine mentale Ecke und schob sich in den Vordergrund. Seine Stimme, klar und deutlich, kam aus dem Wispern und Raunen der Milliarden von Mikromaschinen in Xavius’ Körper. Ein interessanter Punkt, nicht wahr? Offenbar hat der Regent schon längere Zeit Gespräche mit den Splitter-Welten geführt, mit dem Ziel einer … Wiedervereinigung?
Aber das war … Xavius hatte falsch und dumm denken wollen, wagte es jedoch nicht einmal in Gedanken, solche Worte im
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