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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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denn der Konnektor über Magrew blieb unerreichbar für sie, erst recht jetzt, nach dem Eintreffen des Geschwaders. Es sei denn …
    Es sei denn, ihnen stand eine andere Möglichkeit zur Verfügung, das Sonnensystem zu verlassen und zum Magellangraben und Schlund zurückzukehren.
    Bündnis!, rief der Chronass in Xavius. Wahrscheinlichkeit hoch! Ereignisse in neuem Licht! Neue Perspektiven, neue Gefahren!
    »Ich muss es Quiron sagen, sofort!«, antwortete Xavius sich. »Ich muss ihm sagen, dass sich die Splitter-Menschen mit den Ayunn gegen das Endurium verbündet haben. Es war alles sorgfältig geplant. Irgendwo in diesem System, vielleicht nur einige Lichtstunden entfernt, wartet ein Changer der Ayunn auf die Mörder, um sie fortzubringen.«
    Er öffnete die Kommunikationsfunktionen seines Schwarms, und im gleichen Moment, bevor er um eine Prioritätsverbindung mit Quintus M Quiron bitten konnte, empfing er eine persönliche Mitteilung vom Vorsitzenden des Gremiums. Sie lautete:
    »Die Zeit des Trauerns ist zu Ende, die des Handelns gekommen. Ich erwarte Sie hier . Jetzt sofort.«
    Das Hier wurde von einigen Daten begleitet, die Auskunft über Ort und Zugangscode gaben.
    Xavis Xavius drehte sich um und lief los, so schnell, dass sich die Tür seines Quartiers gerade noch vor ihm öffnen konnte.
    7
    Der Raum, schlicht und in cremefarbenen Tönen gehalten, befand sich direkt über dem Kommandozentrum der Zerberus , Teil einer für die höchsten Offiziere an Bord bestimmten administrativen Galerie und ausgestattet mit einem Materialgedächtnis, das ihm praktisch jede beliebige Struktur geben konnte. Hier hatte der Regent den Kommandanten empfangen, der nun unten an den einzelnen Stationen entlangging und Statusberichte entgegennahm, davon überzeugt, dass dort oben, hinter den polarisierten Scheiben, noch immer der große Avedis über sie alle wachte. Als Xavius am Fenster vorbeiwankte, atemlos vom Wortschwall, den er an Quintus Quiron gerichtet hatte, fiel sein Blick direkt in die Navigationsmulde des Zentrums, drei Meter tief und ebenso bereit, darin ein blauschwarzer Konus, der wie der erigierte Phallus der Zerberus wirkte. Er enthielt nicht den Samen von neuem, zukünftigem Leben, sondern die Früchte von altem: die Erfahrungen von zwei Piloten, die über Jahrhunderte hinweg Konnektoren zu fernen Welten gebracht und damit neue Verbindungen im Endurium und auch über seine Grenzen hinaus geschaffen hatten. Die Körper dieser beiden Morti ruhten an den Wurzeln des Konus, direkt neben den Verbindungssträngen der primären KI des Flaggschiffs, deren artifizieller Geist zusammen mit den Bewusstseinssphären der beiden Piloten in dem Kegel wohnte. Kein Phallus, sondern ein Gehirn mit drei Seelen, dachte Xavius, als er am Tisch Platz nahm und auf eine Antwort wartete.
    »Wir müssen sofort handeln!«, fügte er hinzu, nachdem Quintus Quiron noch nicht geantwortet hatte. »Wir müssen sofort etwas unternehmen! Jede verstreichende Minute gibt den Splitter-Mördern Gelegenheit, den wartenden Changer der Ayunn zu erreichen!«
    »Sie haben alles gesagt, ich habe alles gehört«, antwortete der Vorsitzende des Gremiums schließlich. Er saß auf der anderen Seite des dunklen, aus dem Boden gewachsenen Tisches, in einen silbergrauen Interface-Anzug gehüllt, der ihn mit den Systemen des Schiffes und über die Verschränker direkt mit dem Mesh des Enduriums verband. Sein Gesicht verbarg sich hinter einem Datenvisier, das fast ebenso dunkel war wie der Tisch; nur das graue Kinn ragte darunter hervor. »Eine Entscheidung ist getroffen, das Notwendige wurde in die Wege geleitet.«
    Seine Stimme klang jetzt anders, fand Xavius, ruhiger und distanzierter als vorher, mehr wie die eines … Regenten.
    Quiron wandte sich an die dritte Person im Interfacezimmer. »General?«
    »Es ist alles erledigt, Vorsitzender«, grollte der neben Xavius sitzende Titus M Izzad. Xavius nahm zur Kenntnis, dass er Quiron gegenüber nicht die Anrede SEE, Seine Erlauchte Exzellenz, verwendete, denn die stand allein dem Regenten zu. Der Vorsitzende des Gremiums führte derzeit zwar die Regierungsgeschäfte und nahm auch die Pflichten des Oberbefehlshabers der Streitkräfte wahr, aber er war kein Regent und konnte es auch nicht werden: Die Bestimmungen der Gründungscharta sahen vor, dass der neue Regent zum Zeitpunkt seiner Wahl ein Vivus sein musste. »Alle anderen Zeugen sind mit dem Sifter behandelt, auch die Vivus, die Balsamiererin. Die Erinnerungen an

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