Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
fühlte er sich von Argwohn erfasst.
    »Ja?«, fragte er vorsichtig.
    »General …«, sagte Quiron.
    »Sie bekommen einen neuen Auftrag«, ertönte Izzads tiefe Stimme. »Wir hoffen, dass Sie bereit sind, ihn zu übernehmen.«
    »Ja?«, erwiderte Xavius und machte sich auf eine böse Überraschung gefasst.
    »Meine Biografie muss warten, was ich ebenso sehr bedauere wie Sie«, fuhr Izzad fort, und der Vokalisator gab seinen Worten wie so oft den Klang eines Donnergrollens. »Wir schicken Sie nach Bluestone im Magellangraben. Sie sind schon zweimal dort gewesen und haben sogar an einer Sitzung der Permanenten Konferenz teilgenommen, des Parlaments der Splitter-Welten. Man kennt Sie, und Sie wissen, wie es auf Bluestone zugeht.«
    »Ja?«
    »Ihr offizieller Auftrag besteht darin, für das Endurium einen Bericht über die Splitter-Welten zu verfassen, und die Sondervollmachten gewähren Ihnen Zugang zu allen öffentlichen Bereichen.«
    »Und mein inoffizieller, wahrer Auftrag?«
    »Rogge, Denslow und die anderen … Sie werden zu den Splitter-Welten zurückkehren, und zumindest Rogge nach Bluestone, denn immerhin ist er Mitglied des Magellan’schen Zentralrats, der von der Permanenten Konferenz bestimmt wird. Wenn im Endurium Schweigen herrscht über den Tod des Regenten, fragt er sich vielleicht, was an Bord dieses Schiffes geschehen ist. Und er wird früher oder später von Ihrer Präsenz auf Bluestone erfahren und sich daran erinnern, dass Sie bei der Besprechung mit dem Regenten an Bord der Zerberus zugegen waren.«
    Gefahr, warnte Xavius’ Chronass.
    »Ich soll den Köder abgeben«, sagte Xavius schwach, dem klar zu werden begann, worauf Quiron und Izzad hinauswollten. »Ich soll Rogge und die anderen dazu verleiten, sich zu verraten.«
    »Rogge und die anderen wollen vermutlich von Ihnen erfahren, ob ihr Anschlag auf den Regenten erfolgreich war, obwohl es im Endurium keine Nachrichten darüber gibt«, zischte Quiron. »Und Sie werden die Gelegenheit nutzen, die Wahrheit herauszufinden. Decken Sie sie auf, die Verschwörung! Das Bündnis des Zentralrats mit den Ayunn! Seine Absicht, zusammen mit den Fremden gegen uns Krieg zu führen! Nutzen Sie Ihre Möglichkeiten als Chronist, nutzen Sie Ihren Spürsinn und die Vollmachten. Bringen Sie alles ans Licht. Schockieren Sie die Öffentlichkeit der Splitter-Welten damit, dass ihre Regierung plant, mit den Ayunn einen Vernichtungskrieg gegen das Endurium zu führen, das letzte Bollwerk der Menschheit! Sorgen Sie dafür, dass die Wellen der Empörung hoch schlagen! Und dann, wenn diese Empörung den Zentralrat hinwegfegt, ist vielleicht das Bündnis möglich, das der große Avedis vor Augen hatte.«
    »Wir können nur Sie schicken, Xavis Xavius«, fügte Izzad hinzu, als Quiron schwieg. »Sie sind der einzige Vivus, der infrage kommt. Die Splitter empfangen keine Morti, wie Sie wissen.«
    Das beständige Datenflüstern in den Netzen der Zerberus wurde lauter. Xavius nahm es mithilfe der Mikromaschinen seines Schwarms wahr und konnte sogar einen Teil davon deuten – offenbar wurde im Hangar gerade ein Schiff auf den Start vorbereitet. Für mich, dachte er. Ich bin nicht verpflichtet, diesen Auftrag zu übernehmen; ich gehöre nicht zu den Streitkräften. Aber Quiron und Izzad rechnen gar nicht damit, dass ich ablehne. Sie leiten bereits alles in die Wege.
    »Ich bin bei Reisebilanz plus eins«, sagte er. Es war ein letzter Einwand, schwach und halbherzig, wie um sicher zu sein, alles versucht zu haben. Der Chronass frohlockte in Erwartung zahlreicher interessanter Berichte, aber der andere Teil von Xavius schauderte bei der Vorstellung, ins verwirrende, desorientierende Chaos der Splitter-Welten zurückzukehren. »Ich dachte, der nächste Langstreckentransfer bringt mich zu einer der zentralen Welten, vielleicht nach Tibetian. Ich dachte, dort die Biografie des Generals beenden und dem Mesh übergeben zu können.« Ein Seufzen entrang sich ihm. »Die Reise in den Magellangraben bringt mich auf null. Es bedeutet, dass ich mindestens vier Standardmonate auf Bluestone bleiben muss, um wieder Stufe eins zu erreichen und für den nächsten LS-Transfer bereit zu sein.«
    »Sie bekommen das hier.« Quintus Quiron beugte sich vor und schob etwas über den Tisch, das wie ein Ring mit flachem, ziseliertem Kopf aussah, der das Symbol des Enduriums zeigte, eine stilisierte Faust vor dem Hintergrund der Erde.
    Das Objekt fühlte sich weich an und bestand offenbar aus einer

Weitere Kostenlose Bücher