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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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besonderen Form von Liquidmetall. Xavius’ Schwarm reagierte darauf: Einige Tausend Mikromaschinen, für das bloße Auge nur als vager Dunsthauch zu erkennen, lösten sich aus der Haut, flogen zu dem Ring und schufen eine Signalverbindung für Analyse und Justierung. Das Ergebnis war, dass Xavius plötzlich den Wunsch verspürte, das Objekt zu nehmen und sich auf den Mittelfinger der linken Hand zu schieben – für den Ringfinger war es ein wenig zu groß.
    »Es ist nicht nur ein Coder mit den auf Ihre Bio- und Schwarm-Signatur abgestimmten Sondervollmachten, sondern auch ein spezieller Verschränker«, erklärte Quiron. »Wir werden in der Lage sein, Mitteilungen auszutauschen, ohne dass Sie die Dienste eines Konnektors in Anspruch nehmen müssen. Und der Ring ermöglicht Ihnen einen Null-Transfer ohne negative Folgen.«
    Xavius betrachtete das silberne Objekt an seinem Mittelfinger. Die Abstimmung war vollzogen; der Ring fühlte sich so vertraut an, als trüge er ihn seit langer Zeit.
    Quiron stand auf, und General Izzad erhob sich ebenfalls. Der tief in ihm verwurzelte Respekt vor den Morti brachte Xavius sofort auf die Beine.
    »Aber …«, sagte er leise, und in diesem einen Wort steckten viele unbeantwortete Fragen.
    »Entlarven Sie die Mörder des Regenten«, sagte der Vorsitzende des Gremiums. »Finden Sie die Hintergründe heraus. Berichten Sie die Wahrheit, packen Sie sie in eine Geschichte, die die Menschen auf den Splitter-Welten wachrüttelt und das Bündnis ermöglicht, das der große Avedis angestrebt hat. Das Vermächtnis des heimtückisch ermordeten Regenten ruht in Ihren Händen, Chronist.«
    In meinen Händen, dachte Xavius mit einer Mischung aus Stolz und Ehrfurcht. Vielleicht sind sie zu klein dafür.
    »Sind Sie bereit, den Auftrag zu übernehmen?«, fragte General Izzad förmlich. Seine Stimme schien weit, weit über Xavius zu erklingen.
    Er starrte noch immer auf den Ring. Die stilisierte Faust vor der Erde fing das Licht des Kommandozentrums ein, das durchs nahe Fenster kam, schien die Finger darum zu schließen und es festzuhalten.
    »Bleibt mir eine Wahl?«, krächzte Xavius.

ZORN
    III
    Es war Technik der Ayunn, die sie zur Erde gebracht hatte, und sie verdankten es der Technik der Ayunn, dass sie nun vor der Stillen Stadt standen, unter einem grauen Himmel, aus dem dicke Regentropfen fielen. Ein Changer hatte sie bis in einen hohen Orbit um die Erde getragen und dort, nur einige Tausend Kilometer vom Habitat mit dem Konklave entfernt, an Bord von neutralen Schleichkapseln abgesetzt, die in der nun hinter ihnen liegenden Wüste zu Dekomposit-Staub zerfallen waren. Und sie verdankten es Phasenmodifikatoren, dass sie durch eine zerstörte Welt wandern konnten, ohne Teil von ihr zu sein und ohne Spuren zu hinterlassen. Abgesehen von geringfügigen Karsow-Emissionen, dachte Mallory.
    »Das Herz des Enduriums«, sagte Loken. »Und sein Gehirn.«
    »Wenn es doch nur möglich wäre, hier einen Kettenbrand auszulösen«, murmelte Althea. Einige Strähnen ihres langen Haars ragten unter dem Helm hervor.
    »Wir sind nicht gekommen, um zu zerstören«, erwiderte Greyhand, Leiter der Einsatzgruppe. »Und selbst wenn wir mit einem KB-Zünder gekommen wären … Die Wächter der Stadt stecken auch im Boden, Thea, klein wie Mikroben. Unser Versuch, einen atomaren Brand auszulösen, würde uns verraten.«
    Althea bemerkte die Strähnen und schob sie unter den Helm zurück. »Mit meiner Isolierung stimmt etwas nicht.«
    »Hauptsache, dein Modifikator funktioniert, Thea. Und dein Orientierungssinn.«
    Wir sind vier, dachte Mallory. Vier Menschen aus dem Magellangraben, die dem Endurium seine Geheimnisse stehlen wollen. Vier von fünf. Hallahan hatte den Sturz der Kapseln durch die immer noch kontaminierte Atmosphäre der Erde nicht überlebt. Seine Leiche – beziehungsweise das, was von ihm übrig war – lag jetzt in giftigem, totem Boden.
    Greyhand war der Anführer, ein gelassener Mann, der immer den Überblick wahrte und nie die Ruhe verlor. Seine Partnerin Althea, einige Jahre älter als er, fungierte als Navigatorin – ihre Symbionten enthielten alle Informationen, die Minerva über die Stille Stadt gesammelt hatte. Loken war der Verteidiger, der Misstrauische und Argwöhnische, der mit seinem Sucher das gesamte elektromagnetische Spektrum erfassen und dort nach Gefahren Ausschau halten konnte. Hallahan der Pilot war nach Erfüllung seiner Aufgabe gestorben, Glück im Unglück.
    Und ich bin der

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