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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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sein.«
    »Die Ermordung des Regenten und anschließend eine Propaganda offensive, indem sie ausgerechnet den Chronisten auf ihre Seite ziehen, der die Mörder entlarven und ihre Schuld beweisen soll? Die Splitter-Menschen können nicht so dumm sein zu glauben, dass einige aufwieglerische Worte und Fragen genügen, Überzeugungen ins Wanken zu bringen, die mich über Jahrzehnte hinweg begleitet haben.«
    »Und wenn die Worte einen versteckten Code enthielten, ein mentales Virus, von Psychomechanikern vorbereitet und genau auf dich abgestimmt?«
    Auf dich, wiederholte Xavius in Gedanken. Der Chronass spricht von mir wie von einer anderen Person. Ich sollte die Trennung beenden.
    Aber eine andere Möglichkeit fiel ihm ein und erschreckte ihn so sehr, dass er für einen Moment erstarrte und so reglos dasaß wie ein Mortus.
    »ID-Viren«, hauchte er und wies seinen Schwarm sofort an, eine Überprüfung vorzunehmen. »Er könnte zu mir gekommen sein, um ID-Viren zu übertragen, auf meine DNS programmiert. Eklige kleine Viecher, die in meine Zellen kriechen, sich in meinem Körper ausbreiten, meine Gedanken übernehmen …« Abscheu ließ ihn zittern.
    Negativ, teilten ihm die Mikromaschinen mit. Keine ID-Viren.
    Der Chronass wanderte durch den grauen Raum und schaffte es, mit jeder Bewegung energische Entschlossenheit auszudrücken. »Wir werden der Sache auf den Grund gehen. Ich werde so viele Daten wie möglich über den Regenten sammeln, natürlich ohne Aufsehen zu erregen, und auch über alle Personen, die im Konferenzzimmer zugegen waren. Ich werde meine Verbindungen im Mesh nutzen, um herauszufinden, ob jemals Verhandlungen mit den Ayunn stattgefunden haben. Ich …«
    »Ich« und »du«, dachte Xavius. Und dann sagte er: »Was?«
    »Das sind die Fragen, die dich am meisten interessieren.« Der Chronass blieb stehen und lächelte. »Mir machst du nichts vor. Ich kenne dich.«
    »Wir haben eine Mission zu erfüllen …«
    Der blaue Mann winkte ab und gab sich zuversichtlich, optimistisch, voller Vertrauen. »Das kriegen wir schon hin. Immerhin kennen wir die Schuldigen. Aber du …«
    Xavius übermittelte seinem Schwarm einen Befehl, und plötzlich stand niemand mehr da. Es sind die Fragen, die dich am meisten interessieren, wiederholte der Chronass, der jetzt kein blauer Mann mehr war. Du hast lange über sie nachgedacht.
    »Nein.« Das Wort kam rau aus Xavius’ Mund. Er räusperte sich. »Schiff?«
    »Zu Diensten«, antwortete die KI des Transporters, und das war sowohl für den Schwarm bestimmt als auch für Xavius’ Ohren.
    »Projektion. Armageddon, Planet.«
    Das Grau verschwand, und auch die Wände schienen sich aufzulösen. Planetare Szenen erschienen und dehnten sich aus, als Xavius den Blick auf sie richtete. Er flog, die Arme ausgebreitet wie Flügel, über die granitenen Rücken einer höllischen Welt, auf der die Temperaturen bis auf hundertzwanzig Grad stiegen und der Wind Geschwindigkeiten von fast fünfhundert Stundenkilometern erreichte. Er hörte das Pfeifen und Heulen, als er sich darauf konzentrierte, wie das Kreischen von Geistern. Langsam, die Arme noch immer ausgebreitet und die Augen halb geschlossen, drehte er sich, und Armageddon drehte sich mit ihm, bis der Stratovulkan in Sicht geriet, den Xavius vor drei Jahren mit einem von General Izzad ausgeschickten Expeditionskorps besucht hatte, wegen des Verdachts, dass die Ayunn eine Changer-Basis auf dem Planeten unterhielten und beabsichtigten, von dort aus einen Schlag gegen den nächsten Superkonnektor bei Kahele zu führen. Von wem auch immer die Informationen stammten: Sie stellten sich als falsch heraus, aber die Ayunn waren auf dem Planeten gewesen, denn im Krater des Vulkans fanden sie einen Impulsgeber von der Art, die der Feind manchmal für Signalbrücken zwischen den Komponenten eines Kollektivs verwendete. Doch diesmal erfüllte er einen anderen Zweck. Als sie sich ihm näherten, entdeckten sie ihn nicht rechtzeitig genug für die Aktivierung und richtige Polarisierung eines Dämmfeldes: Das kleine Gerät, getarnt als ein Brocken Obsidian, sendete den programmierten Impuls, aber es war ein schwaches Signal, nicht für das All bestimmt, nicht für die Koordinierung von Komposit-Befehlssequenzen, sondern für den Obelisken im Schacht.
    Sein Durchmesser betrug genau 6,28318 Meter – eine Zahl, die ziemlich genau dem Doppelten der Archimedischen Konstanten beziehungsweise der Zahl Pi entsprach. Multiplizierte man diesen Wert mit π ,

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