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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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faltenlosen Gesicht und wich tiefem Kummer. »Seit Jahrhunderten gibt es im Endurium keine Kunst mehr, Chronist. Haben Sie eine Ahnung, was das bedeutet? Nein, wahrscheinlich nicht.« Er gestikulierte vage. »Seit zweitausend Jahren stirbt das Endurium. Es ist überall erkennbar, aber nur dann, wenn man die Augen öffnet. Die ihren sind geschlossen, Chronist.«
    Er wandte sich halb ab, zögerte und sah Xavius noch einmal an. »Was die Ayunn betrifft … In Ihren Mesh-Berichten verherrlichen Sie immer wieder die Rolle der Streitkräfte … und bitte ersparen Sie mir jetzt das ›Gepriesen sei‹«, fügte Salyard rasch hinzu, als Xavius den Mund öffnete. »Ist Ihnen klar, dass die ›Faust des Regenten‹ fast siebenundvierzig Prozent der Wirtschaftsleistung des Enduriums verschlingt? Und dass dreißig Prozent der Vivi an Bord der militärischen Schiffe das Ende ihrer Dienstverpflichtung nicht erleben? Wohlgemerkt, nicht alle von ihnen sterben im Kampf; manche von ihnen erwachen einfach nicht mehr aus den wiederholten Kryo-Phasen, trotz der speziellen Kompensatoren an Bord der militärischen Schiffe. Die Streitkräfte schützen das Endurium nicht, Chronist, sie fressen es auf .«
    Xavius erhob sich ebenfalls. »Jetzt gehen Sie zu weit, Eugene.«
    »Weil ich die Wahrheit sage? Sie sprechen von Pflicht und Verantwortung, Chronist, und in Ihren Berichten stellen Sie Leute wie General Titus M Izzad als Helden dar, obwohl es die Entscheidungen solcher Generäle sind, die Tausende von rekrutierten Vivi-Soldaten das Leben kosten. Haben Sie sich nie gefragt, warum in all den Jahren niemand versucht hat, mit den Ayunn zu verhandeln? Wie passen Pflicht und Verantwortung hier ins Bild? Zweitausend Jahre Kampf, immer nur Kampf, und niemand versucht wenigstens, mit den Angreifern ins Gespräch zu kommen? Vielleicht liegt es daran, dass die Ayunn gewissen Leuten zu sehr in den Kram passen.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Xavius und hörte in seiner Stimme ein Zischen, das ihn an die Schlange in Quirons Hals erinnerte.
    »Fragen Sie das Ihren Regenten«, erwiderte Salyard, drehte sich um und ging über den Gravitationssteg, der sich vor ihm bildete und in einem Bogen nach unten führte, zum Boden des Gemeinschaftsbereichs.
    Wenn das nur möglich wäre, dachte Xavius.
    10
    »Wird es schwer sein, mit der Last eines Mordes zu leben?«, fragte Xavius nachdenklich.
    »Es kommt auf die Perspektive an«, erwiderte der Mann, der auf seiner Koje lag, die Hände unter dem Kopf gefaltet und die Augen geschlossen. »Und auch darauf, wie viele Leben ausgelöscht werden müssen. Für den Anschlag auf den Regenten ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nur einer der Splitter-Menschen verantwortlich.« Der Mann schüttelte den Kopf und hielt die Lider gesenkt. »Keine leichte Aufgabe, alles andere als das. Ein Vollstrecker trägt große Verantwortung.«
    Verantwortung, dachte Xavius. Und Pflicht.
    »Ich habe ein seltsames Gespräch geführt, mit einem seltsamen Mann«, sagte er.
    »Ich weiß«, brummte der Mann auf der Koje. »Ich war dabei.«
    Das stimmte, denn der Mann, der es sich dort bequem gemacht hatte, war er selbst, eine dreißig Jahre jüngere und idealisierte Version von ihm. Ein Mann voller Tatendrang und Schneid, mit lebhaft glitzernden graugrünen Augen, die jetzt geöffnet waren und ihn ansahen, mit einer geraden Nase und einem Mund, auf dessen Lippen immer ein angedeutetes Lächeln zu liegen schien. Zuversicht umgab ihn wie eine Aura, eine Selbstsicherheit, wie man sie nicht unbedingt bei einem so jungen Mann erwartete. Und das Haar war dicht und braun, nicht dünn und von grauen Strähnen durchsetzt. Der Mann, Xavius’ Chronass, trug eine uniformartige Kombination aus blauer Seide, und er konnte sich ihren fast hautengen Sitz leisten, denn es schien kein Gramm Fett an seinem Körper zu geben.
    So bin ich nie gewesen, nicht einmal zu meinen besten Zeiten, dachte Xavius, der auf einem einfachen Stuhl an einer grauen Wand saß. Alle Wände waren grau, obwohl sie jede gewünschte Szene zeigen konnten, in Details, die alle Sinne für real hielten. Das Grau bedeutete volle elektromagnetische und sensorische Abschirmung. Niemand konnte hören, worüber in diesem kleinen Zimmer gesprochen wurde; es fehlte selbst das Rauschen der lokalen Netze. Wir sind allein, dachte Xavius. Ich bin mit mir selbst allein.
    »Eine schwierige Aufgabe liegt vor uns«, sagte er, denn eigentlich ging es darum, um die Mission, um eine größere

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