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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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ihnen zögerte; sie alle glaubten sich dem Ziel einer langen Reise nahe und freuten sich auf den Tod.
    Es gab keine Alternativen, und dieser Gedanke schuf Ruhe in Mallory. Wenn er zu fliehen versuchte, gab er sich damit als einer der Eindringlinge zu erkennen. Wenn er die Kognitionssporen einsetzte, würden die Sensoren sie sofort entdecken, und dann fragte man sich im Sicherheitszentrum der Stadt bestimmt, woher die plötzlich erschienenen fremden Lebensformen stammten. Ihm blieb nichts anderes übrig, als seinen chamäloiden Fähigkeiten zu vertrauen und zu hoffen, dass sich auch die Sinne der Soldaten von ihnen täuschen ließen.
    An den ersten beiden kam er vorbei, ohne dass etwas geschah. Doch dann, als er direkt vor dem Eingang der hoch aufragenden Pyramide stand, trat ihm eine Gestalt in den Weg. Mit der einen Hand klappte sie das Visier ihres Helms hoch, und mit der anderen hob sie einen Pulser.
    Mallory sah in die kalten Augen einer jungen Toten.
    »Ich bin Tabatha M Belote und habe dich erkannt«, sagte die Mortus.

Stolpersteine
    12
    Der Mann war ein Mortus und verdiente allein deshalb Respekt, aber Xavius fühlte sich ungerecht behandelt und in einer überaus wichtigen Mission behindert; deshalb erklang in seiner Stimme eine Schärfe, die er sich normalerweise nicht erlaubt hätte.
    »Ich habe niemanden ermordet!«, sagte er, vielleicht zum zehnten Mal.
    »Die Aufzeichnungen behaupten etwas anderes«, erwiderte Julius M Gladfelter, Leiter des Sicherheitskorps des Enduriums im Devos-System: ein kleiner Mann, schmächtig und unscheinbar, das Gesicht fast weiß, die Augen darin groß und dunkel, der Kopf haarlos und von dünnen blauen Adern durchzogen, wie ein Netz ohne Spinne. Kein Mitglied der Sechsundzwanzig Familien, aber jemand, der in der Stillen Stadt gewesen war und dort sein Leben geopfert hatte, um dem Endurium noch länger zu dienen, jahrhundertelang. Zweifellos ein verdienstvoller Mann. »Ich zeige Sie Ihnen noch einmal.«
    »Ich habe sie schon mehrmals gesehen!«
    »Aber vielleicht nicht oft genug.«
    Da war sie wieder, die Szene am hohen Tisch im Gemeinschaftsbereich des Transporters. Xavius sah sich selbst, wie er Aromawasser trank und Eugene Salyard musterte, der sich zu ihm gesetzt hatte. Er erinnerte sich an seine Gedanken zu diesem Zeitpunkt, an den Wunsch, sich die Flugzeit nach Ratchford-Uyeda mit dem attraktiven jungen Mann zu vertreiben. Dass er sich so genau daran erinnerte – an jeden einzelnen Gedanken und auch an seine Lust und die von ihr geschaffenen Vorstellungsbilder –, ärgerte ihn, denn er argwöhnte, dass Gladfelter ihn auf der ersten Stufe siften ließ: Reaktionen auf Fragen und Bemerkungen.
    Wenn er den Sifter auf die höchste Stufe schaltet, erfährt er von dem geheimen Auftrag, und vom Grund dafür, vom Tod des Regenten, sagte der Chronass. Das darf nicht geschehen. Lass dir etwas einfallen.
    »Sie werden nervös«, sagte der SK-Offizier, während weitere Bilder vor Xavius erschienen. »Warum?«
    Xavius konnte den Bildern nicht entkommen, nicht einmal dann, wenn er die Augen schloss, denn sie wurden über seinen Schwarm direkt in den visuellen Kortex geleitet. Das war ein Hinweis auf die Verwendung eines Sifters. Einen anderen, noch deutlicheren, lieferte die Umgebung, das weiße Nichts, das ihn auf allen Seiten umgab, ein Indiz für selektive sensorische Deprivation – er sah und hörte nur das, was er sehen und hören sollte, während ihn Verifikatoren durchleuchteten und seine reaktiven Muster registrierten, dabei lernten, Lüge und Wahrheit immer besser voneinander zu unterscheiden.
    Er saß, so fühlte es sich an, und Julius M Gladfelter stand vor ihm, etwa zwei Meter entfernt, aber nicht immer in den richtigen Proportionen. Wenn er sprach, wurde der Kopf manchmal so groß, dass der Hals eigentlich nicht mehr in der Lage sein sollte, ihn zu tragen. Oder das Gesicht schwoll an, kam näher und löste sich vom Rest, bis es ganz dicht vor Xavius schwebte, sein Blickfeld ausfüllte.
    Diesmal verschwand der Mann vom Sicherheitskorps fast hinter den Bildern, die den Tisch im Gemeinschaftsbereich zeigten, und an ihm zwei Männer, der eine in mittleren Jahren, ruhig und gesetzt, der andere jung, voller Eifer, in seinen Augen ein Zorn, an den sich Xavius so deutlich nicht erinnerte. Und als Eugene Salyard schließlich aufstand und über den Gravitationssteg fortging, beobachtete er, wie der Chronist am Tisch ihm nachsah, dabei voller Abscheu und auch Hass – war das

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