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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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erwiderte Xavius und versuchte, im bleichen Gesicht des Mortus Hinweise darauf zu erkennen, was ihm durch den Kopf ging. »Es könnte mich zu einem geistigen Krüppel machen.«
    »Wenn Sie Widerstand leisten«, sagte der SK-Offizier. »Wenn Sie versuchen, etwas zu verbergen.«
    Furcht regte sich in Xavius, und eine halbe Sekunde später sagte Gladfelter: »Sie fürchten sich. Haben Sie etwas zu verbergen?«
    Dir bleibt keine Wahl, warnte der Chronass. Oder willst du riskieren, dass wir zu geistigen Krüppeln werden?
    »Ich weiß, dass Sie mich bereits mit einem Sifter verbunden haben«, begann Xavius. »Was ich Ihnen jetzt sagen werde, entspricht der Wahrheit …«
    Ein dünnes Lächeln erschien auf den blutleeren Lippen des Offiziers. »Sie geben also zu, dass Sie bisher gelogen haben, Chronist Xavis V Xavius?«
    »Nein, ich gebe nichts dergleichen zu. Ich habe niemanden ermordet, ich … Ich bin in geheimer Mission unterwegs. Der Ring am Mittelfinger meiner linken Hand …«
    »Ja?«
    »Er stammt von Quintus M Quiron, dem Vorsitzenden des Gremiums. Ich habe ihn bei Magrew von ihm erhalten. Er ist das Zeichen meines Auftrags, den ich von ihm persönlich bekommen habe, gewissermaßen sein Siegel. Bitte setzen Sie sich mit Quiron in Verbindung; er wird meine Worte bestätigen.« Xavius seufzte. »Meine physischen und emotionalen Reaktionsmuster werden Ihnen zeigen, dass ich Ihnen die Wahrheit gesagt habe. Und glauben Sie, ich habe Ihnen bereits zu viel gesagt. Dies unterliegt strengster Geheimhaltung.«
    Das bleiche Gesicht mit den kohleschwarzen Augen wich zurück und bekam Proportionen, die besser zum Rest des Körpers passten.
    »Ich ziehe Ihr Anliegen in Erwägung, Chronist Xavius«, sagte Julias M Gladfelter und verschwand im weißen Nichts.
    13
    Vielleicht hatte Xavius geschlafen. Oder das Sicherheitskorps des Superkonnektors von Ratchford-Uyeda hatte sein Bewusstsein ausgeschaltet, um das Gedächtnis ohne die Einmischung störender Gedanken zu siften. Als er die Augen öffnete – nach einigen Minuten, oder nach vielen Stunden –, sagte eine vertraute sanfte Stimme: »Wir haben nicht einen einzigen Hinweis darauf gefunden, dass die Aufzeichnungen manipuliert sind.«
    Xavius saß in einem bequemen Sessel, den Kopf zurückgelehnt, Körper und Geist von einem Desifter-Hormon entspannt, wie ihm der Schwarm mitteilte. Deutlich spürte er die Präsenz des separierten Chronass, der in seinem Teil der gemeinsamen geistigen Sphäre aktiv war, erstaunlicherweise aber zu versuchen schien, seine Gedanken vor ihm zu verbergen.
    »Wie lange …«, begann Xavius und staunte darüber, wie rau und schwach seine Stimme klang, fast wie die eines Mortus.
    Aber nicht wie die des SK-Offiziers, der vorn neben dem kleinen Schreibtisch stand. Julius M Gladfelter benutzte nicht einmal einen Vokalisator, und seinen Worten fehlte die für die meisten Morti typische Heiserkeit. Hinter dem braunen Schreibtisch aus Synthholz – ohne Materialgedächtnis, stellten Xavius’ Mikromaschinen fest – ragte ein Soldat auf, hager und fast so groß wie General Izzad. Die rechte Hand ruhte auf dem Kolben des Pulsers im Halfter, und seine Augen, farblos wie das Gesicht, beobachteten wachsam.
    »Sieben Stunden«, sagte Gladfelter bereitwillig. »So lange hat es gedauert, Ihre Angaben zu überprüfen, Chronist Xavius. Es ging leider nicht schneller. Dies ist ein Superkonnektor, aber seine Verschränker sind vor allem mit den Zentralwelten und den wichtigsten peripheren Planeten verbunden, nicht mit unbedeutenden Außenposten wie Magrew. Es gibt von hier aus keine direkte Verbindung dorthin, und außerdem erfuhren wir nach einigen Stunden, dass die Zerberus sich auf den Weg nach Thivierge gemacht hat. Wir haben sie dort erreicht, und Quintus M Quiron hat bestätigt, dass Sie mit einer wichtigen Mission beauftragt sind. Er wies mich an, Ihr Verhör zu beenden, Sie freizulassen und Ihnen umgehend die Möglichkeit zu geben, die Reise nach Bluestone fortzusetzen.«
    Die Wand hinter dem Schreibtisch enthielt ein großes, gewölbtes Fenster, durch das man den Superkonnektor zwischen den Zwillingsplaneten Ratchford und Uyeda sehen konnte. Der Transferring leuchtete nicht mehr blau und grün, und davor gab es keine wartenden Schiffe mehr. Die großen Rotationselemente drehten sich wuchtig, pumpten Kraft aus dem Nichts, aus der Energiesenke der nahen Quantenanomalie, und luden die Verschränker auf.
    »Ich kann nicht behaupten, dass ich diese Entscheidung

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