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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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längst getroffen hatte. Er warf noch einen Blick durch ihr Visier, an dem Blut und Speichel klebten, sah ihre geschlossenen Lider, die sich überhaupt nicht bewegten, die nicht einmal zitterten, und fragte sich in einer letzten Sekunde des sinnlosen Wartens, ob so der Tod aussah. Nicht der Tod, den man in der Stillen Stadt auf der Erde starb, der Vivi in Morti verwandelte, sondern das endgültige, finale Ende, von dem es kein Zurück gab.
    Dann hob er Laurania an, ihren Körper, der in der Schwerelosigkeit nichts wog, aber noch immer eine Masse hatte, drehte sich um, schätzte sorgfältig die Drehung der Tür ab, streckte im richtigen Moment die Beine und sprang.
    Für einen Sekundenbruchteil leistete das glänzende Grau im schwarzen Rahmen Widerstand, aber dann öffnete es sich wie ein hungriger Schlund und saugte Xavius und Laurania in farblose Tiefe.

ZORN
    VIII
    »Erinnerst du dich an deinen Namen?«, fragte Tabatha und blickte auf den Schläfer im durchsichtigen Sarkophag. So begannen ihre Gespräche oft.
    Ja, ich erinnere mich. Ich bin ProfDr Rudolph Allan Zayac. Dir bleibt noch ein Tag, nicht wahr, Tabatha?
    »Ja«, sagte sie. »Morgen werde ich in die Phalanx aufgenommen.« Sie hob den Blick zum Displayfeld über dem Oval mit den Sechsundzwanzig, codiert in ihren Quantensphären. Wie immer bewegten sich bunte Linien wie Schlangen darin, und Tabatha stellte sich erneut vor, dass nicht nur der Schläfer sie hörte, sondern auch die anderen, körperlosen Überlebenden.
    Freust du dich?
    Freude?, dachte Tabatha und berührte die kühle Stille in ihrem Innern, eine Leere, die von etwas ausgefüllt werden wollte. »Ich bin zufrieden. Es ist der wahre Beginn meines neuen Lebens.«
    Draußen zogen schiefergraue Wolken über die Stille Stadt. Regen fiel, und wie so oft regnete es Säure und auch Dekomposit-Fragmente. Dieser Staub von den vor zweitausend Jahren zerstörten Ayunn-Schiffen schwebte noch immer in der Atmosphäre, bis hinauf zur Mesophäre. Ein Blick hinaus in die Düsternis zeigte Tabatha Lichter – Verteidiger suchten nach weiteren Eindringlingen.
    »Ich möchte dir danken«, sagte Tabatha.
    Wofür?
    »Du hast mir geholfen, den Splitter-Mann zu finden.«
    Ich sehe und höre viel, sagte der Schläfer. Ich sehe und höre, dass es keine weiteren Eindringlinge in der Stadt gibt.
    »Die Verteidiger halten es für besser, trotzdem zu suchen.«
    Ich weiß. Die Verteidiger wollen verteidigen. Es ist ihre Aufgabe.
    Tabatha betrachtete die Reste des Menschen im Überlebensbehälter, der so sehr einem Sarkophag ähnelte, und glaubte, ein kurzes Zucken der Lider zu bemerken. Sie stellte sich vor, wie Zayac die Augen öffnete und sie ansah.
    Bist du neugierig?, fragte der Schläfer.
    Ja, sie war neugierig, das musste sie sich eingestehen, Vielleicht war sie im Tod sogar noch neugieriger als im Leben. Sie blickte sich im Saal der Sechsundzwanzig um – kein anderer Wächter war zugegen. Eigentlich hätte sie ihren Patrouillengang fortsetzen sollen, aber sie gab der Neugier nach.
    »Ja«, sagte Tabatha. »Der Eindringling, den ich mit deiner Hilfe gefasst habe. Was ist mit ihm geschehen?«
    Für einen Moment glaubte sie, so etwas wie Enttäuschung von Zayac zu empfangen, aber sie war nicht sicher, denn Gefühle wurden ihr allmählich fremd.
    Oh, sagte der Schläfer. Der Splitter-Mann. Er ist mit einem Sifter befragt worden.
    »Lebt er noch?«
    Sein Körper ist tot, aber sein Geist befindet sich in einem der Container. Er verdient jetzt seinen Namen, denn von seinem Bewusstsein sind nur Splitter übrig.
    »Ich nehme an, er hat alle Fragen beantwortet«, sagte Tabatha.
    Ihm blieb keine Wahl. Aber was er preisgegeben hat, war falsch. Vorbereitete Lügen. Falsche Informationen. Ein Täuschungsmanöver. Natürlich haben wir es durchschaut.
    Tabatha fragte sich kurz, wen Zayac mit »wir« meinte. Die Phalanx?
    »Warum waren er und die anderen hier?«
    Sie wollten die Geheimnisse des Enduriums in Erfahrung bringen.
    »Wie dumm«, entfuhr es Tabatha. »Es waren Vivi. Nur das Bewusstsein von Morti hat genug Platz für die Geheimnisse. Einige von ihnen sind sogar so groß, dass sie dem Regenten vorbehalten bleiben.«
    Bei den letzten Worten bewegte sich etwas in ihr, wie ein frostiger Wind zwischen erkaltenden Gedanken. Eine Erkenntnis wartete dort, hinter der Grenze, die sie von der Phalanx trennte.
    Der letzte Mann war vorbereitet, erwiderte der Schläfer. Er trug eine zerebrale Erweiterung mit genug Platz für viele

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