Der letzte Regent: Roman (German Edition)
hören?«, erwiderte Xavius und versuchte, nicht auf das stärker werdende Brennen in seiner Brust zu achten. Verursacht wurde es vom Schwarm-Neutralisator, von dem Teil des Wurms, der immer noch in ihm steckte und seine Mikromaschinen blockierte. »Wie wäre es hiermit: Wer von Ihnen hat den Plan ausgearbeitet? Wer hat die Vorbereitungen getroffen, und wie? Und wer hat den Regenten erschossen?«
»Er ist also tot?«
Xavius erstarrte innerlich. »Mir machen Sie nichts vor!«
Rogge schüttelte den Kopf. »O nein, Chronist«, sagte er ruhig. » Sie machen mir nichts vor. Wir wissen, dass Sie Salyard umgebracht haben, und dafür werden wir Sie zur Rechenschaft ziehen. Es sei denn …« Er unterbrach sich und lächelte. »Aber dazu später mehr. Nein, ich meinte Fragen hierzu.« Er deutete in die Dunkelheit. »Zum Attraktor, den Türen und allem anderen.«
Xavius beobachtete, wie sich zwei der Stangen weiter vorn in der zerschmetterten Sektion des Ganges unter dem Gewicht des Heilers bogen, was ihn erneut an die veränderliche Gravitation erinnerte.
»Na schön«, sagte er. Zusätzliche Informationen konnten nicht schaden. »Wo sind wir hier? Was hat dies alles zu bedeuten? Laurania hat behauptet, wir wären dreieinhalb Milliarden Jahre in der Zukunft.« Er deutete auf die Behälter, die Corial, Dworkin, Pribylla und die anderen Minerva-Leute trugen und am Heiler vorbeibugsierten, der sich mit schwerfälliger Geduld von Boris den Weg weisen ließ. »Und was befindet sich da drin?«
Rogge beantwortete die letzte Frage zuerst. »Technische Wunderwerke. Besser und leistungsfähiger als alles, was Menschen je erdacht und konstruiert haben.«
Xavius hatte so etwas geahnt und fühlte, wie seine Sorge wuchs. Der Chronass hätte Rogges Worte vermutlich zum Anlass genommen, einen Bericht zu beginnen, der mit drastischen Worten die möglichen Gefahren beschrieb: hoch entwickelte Technik in den Händen von Splitter-Menschen, noch dazu von Minerva, den Schlimmsten der Schlimmen. Hier wuchs, noch im Verborgenen, etwas heran, das gefährlicher sein konnte als eine dritte Inkursion der Ayunn.
»Sie könnten diese Wunderwerke mit uns teilen«, sagte Xavius vorsichtig und horchte erneut in sich hinein. Seine Mikromaschinen schwiegen noch immer. Der Chronass rührte sich nicht, schien überhaupt nicht mehr zu existieren. Was auch immer Xavius hier herausfand: Er musste alles allein verarbeiten.
Und dies war wichtig, spürte er. Vielleicht so wichtig wie seine Mission.
Rogge lachte. »Teilt das Endurium seine Technik mit uns? Ich meine seine Standard-Technik, zum Beispiel Konnektoren. Wir bekommen kontingentierte Technologie, was bei Konnektoren begrenztes Potenzial bedeutet, ein bestimmtes Transfervolumen. Wenn es erreicht ist, schaltet sich die Anlage ab. Anschließend müssen wir neues Volumen kaufen und teuer mit Handelsware bezahlen, mit Rohstoffen und Halbfertigprodukten für eure Industrien. Und die Verschränker werden natürlich vom Endurium kontrolliert, fast ohne Ausnahme.«
Fast ohne Ausnahme?, dachte Xavius. Ein interessanter Hinweis. War es den Splitter-Leuten gelungen, eigene Verschränker zu konstruieren, unabhängig von denen des Enduriums?
Der Heiler hatte es inzwischen fast auf die gegenüberliegende Seite der Bruchstelle geschafft, wo ihn Boris, Corial, Dworkin und andere in Empfang nahmen. Pribylla stand auf dieser Seite des zerschmetterten Bereichs, und nicht zum ersten Mal bemerkte Xavius, dass sie ihm argwöhnische Blicke zuwarf.
»Oh, natürlich haben wir versucht, eure Technik zu kopieren, und manchmal ist uns das auch gelungen«, fuhr Rogge fort und sprach so ruhig wie ein Professor bei einer Vorlesung. »Aber nur bei einfachen Dingen, die keine große Rolle spielen. Bei allen Geräten und Apparaten, an denen euch etwas liegt, gibt es Sicherungsmechanismen, die mit der Zerstörung von Kernkomponenten auf unsere Versuche reagieren, mehr über die Funktionsweise herauszufinden. Ihr hütet eure Geheimnisse gut, von denen des Regenten ganz zu schweigen. Warum sollten wir dies hier mit euch teilen?«
Der Regent, dachte Xavius, und wieder lag ihm das Wort Mörder auf der Zunge.
Aber er sprach es nicht aus. Stattdessen sagte er: »Sie fallen uns in den Rücken. Sie intrigieren im Verborgenen. Sie üben Verrat und haben sich sogar mit den Ayunn gegen uns verbündet! Was erwarten Sie von uns?«
Rogge schüttelte wie traurig den Kopf. »Sie sind Chronist Ersten Grades, beim Gremium akkreditiert, bis vor
Weitere Kostenlose Bücher