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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Kurzem einer von dreien. Nach dem … Zwischenfall an Bord der Zerberus hat man Sie zum ersten akkreditierten Chronisten befördert. Von einem Mann wie Ihnen sollte man erwarten, dass er Wahrheit von Propaganda unterscheiden kann. Das Endurium nutzt seine technische Überlegenheit, um uns abhängig zu machen, um uns langsam ausbluten zu lassen.«
    »Sie können froh sein, dass Sie überhaupt etwas von uns bekommen«, stieß Xavius hervor. Er wäre gern ebenso ruhig gewesen wie Rogge, dessen Gelassenheit überlegen wirkte, aber es gelang ihm nicht. Vielleicht lag es am Fehlen des Schwarms oder am Brennen in der Brust, das ihm manchmal bis in den Hals stieg, Kehle und Gaumen trocknete. »Seit zweitausend Jahren lastet die Bürde der Verteidigung auf uns, während die Splitter-Welten …«
    »Ohne uns wäre das Endurium längst unter seinem eigenen Gewicht zusammengebrochen«, sagte Hektor Rogge und wirkte sehr ernst. »Vielleicht schon zur Zeit von Adam Alamus vor sechshundert Jahren, den ihr ›Verteidiger des hundertjährigen Friedens‹ nennt. Er erkannte, dass der ständige Kampf mit all den kleinen Kriegen schließlich zu einer großen Niederlage geführt hätte, nicht einer militärischen, sondern einer ökonomischen. Er war klug, dieser Alamus, das muss man ihm lassen. Mit geschickten strategischen Schachzügen gelang es ihm, die Kämpfe und Scharmützel in den peripheren Sektoren des Enduriums auf ein Minimum zu reduzieren – der sogenannte hundertjährige Frieden –, und er schaffte es sogar, den militärisch-industriellen Komplex des Enduriums geringfügig zu verkleinern und die Ausgaben für die Streitkräfte ein wenig zu senken. Gleichzeitig begann er einen gnadenlosen Krieg gegen die Splitter-Welten.«
    »Unsinn!«, entfuhr es Xavius.
    »Es war kein militärischer Krieg, sondern ein wirtschaftlicher, Chronist. Ökonomische Dominanz, das war Alamus’ Ziel, und er hat es erreicht. Man kann es nicht leugnen.« Rogge winkte zur Bruchstelle. »Seien Sie vorsichtig. Dort gibt es Gravitationsfluktuationen.«
    Pribylla erwartete sie bei den Stangen, eine Frau kaum älter als Laurania. Sie hielt ein Messgerät in der Hand. »Im Augenblick scheint alles stabil zu sein«, wandte sie sich an Rogge und warf Xavius einen kurzen Blick zu. »Wir sollten ihm Fesseln anlegen, Hektor. Ich traue ihm nicht. Wer weiß, vielleicht hat er auch Camaron und Sirte auf dem Gewissen.«
    Xavius öffnete den Mund, aber Rogge kam ihm zuvor. »Er hat Laura das Leben gerettet. Warum sollte er das tun, wenn er Camaron und Sirte getötet hätte?«
    Ein Donnern hallte dumpf durch die Räume und Gänge, von der dünnen, gerade noch atembaren Luft an ihre Ohren getragen. Xavius dachte an die vielen alten Schiffe dort draußen; offenbar war es in der Nähe zu einer Kollision gekommen.
    »Gehen Sie, Chronist, gehen Sie«, sagte Rogge, und Xavius trat auf die erste Stange. Unter ihm gähnte finstere Leere.
    »Diese Dominanz des Enduriums war für uns der Anlass, unsere Biotechnik zu entwickeln«, fuhr Rogge nach einem Moment fort, während Xavius versuchte, nicht auf das Brennen in seiner Brust zu achten und das Gleichgewicht zu wahren. Leichte Gravitationsschwankungen zogen ihn nach rechts und links. »Damals waren wir gezwungen nach Alternativen zu suchen, nach etwas, das uns vom Endurium unabhängig machte. Heute können wir von Glück sagen. Ist es nicht erstaunlich, Chronist, dass Positives aus Negativem erwachsen kann, Gutes aus Schlechtem?«
    »Sie haben tatsächlich den Nerv, in diesem Zusammenhang von etwas ›Gutem‹ zu sprechen?« Xavius war so fassungslos, dass er stehen blieb und sich an einer Stange festhielt, die durch ein gezacktes Loch in der Decke ragte und sich rechts durch die Wand gebohrt hatte. »Sie verschandeln die Menschheit und halten das für positiv? «
    Rogge drehte den Kopf so, dass das Licht seiner Helmlampe auf Xavius’ Gesicht fiel. »Glauben Sie das wirklich, Xavis Xavius? Wissen Sie, ich habe mich oft gefragt, ob Sie wirklich von dem Quatsch überzeugt sind, den Sie in Form von Berichten und Reportagen im Mesh verbreiten.«
    Xavius wies nicht darauf hin, dass Salyard eine ähnliche Frage an ihn gerichtet hat.
    »Es ist die Wahrheit«, sagte er fast trotzig. »Ich bin der Wahrheit verpflichtet.«
    Das Licht glitt fort, richtete sich wieder auf die Bruchstelle. »Das wird sich herausstellen«, entgegnete Rogge. »Hoffentlich schon bald. Wenn Sie mit Rebecca reden.«
    Diese Bemerkung forderte die Frage Wer ist

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