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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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bestimmt enthielten die Datenbanken der Mikromaschinen entsprechende Informationen, aber er hatte noch immer keinen Zugriff darauf –, krochen als große Scheiben über den Himmel.
    Noch etwas anderes bewegte sich an diesem wie überfüllt wirkenden Himmel: ein Zylinder, der gelegentlich aufleuchtete, wenn ihn das Licht der Sonne und das blaue Leuchten des neptunartigen Gasriesen im richtigen Winkel trafen.
    Laurania schien genau zu wissen, wohin Xavius’ Blick ging. Vielleicht enthielt seine Atemmaske einen Aufmerksamkeitssensor, der ihr Daten übermittelte. »Mit über tausend Jahren ist er einer der ältesten Konnektoren, die wir haben. Und mit ›wir‹ meine ich die Splitter-Welten. Seine Technik ist längst überholt, aber das Endurium hat es abgelehnt, ihn zu erneuern, trotz seiner niedrigen Effizienz und der häufigen Defekte bei wichtigen Systemkomponenten. Außerdem bekommen wir nur noch Kontingente von jeweils zwanzig oder dreißig LS-Transfers, die wir auch noch teuer bezahlen müssen. Damit.«
    Sie deutete ins riesige Schürfloch.
    Im Licht von Scheinwerfern arbeiteten Hunderte, vielleicht sogar Tausende von Männern und Frauen auf Terrassen an den steilen Hängen. Mit speziellen Fräsen gruben sie sich in die blaugrünen Archäta-Flöze hinein, die wie dicke Adern durchs Eis reichten. Schwaden aus Eisstaub und Gas – Sauerstoff und Stickstoff – stiegen dort auf, wo Bohrkerne und Fräsen Luftkammern erreichten.
    Xavius schüttelte skeptisch den Kopf. »Was sollte das Endurium mit Archäta anfangen?«
    Wieder ging Laurania nicht auf seine Frage ein. »Die ersten Biologen, die vor anderthalb Jahrtausenden hierherkamen, stuften die Archäi, wie wir sie heute nennen, als Archaeen beziehungsweise Archaebakterien ein, daher der Name. Tatsächlich sind es einzellige Organismen mit einem in sich geschlossenen DNS-Molekül beziehungsweise zirkulären Chromosom. Es gibt bei ihnen kein Cytoskelett und keine Zellorganellen. Später entdeckten unsere Wissenschaftler, dass diese ›Archaeen‹ nicht etwa Methan produzieren, sondern Sauerstoff und andere Gase als Folge eines Stoffwechsels, der sowohl eine besondere Form von Photosynthese als auch die Aufspaltung von Wasser beinhaltet. Ihr Metabolismus enthält auch eine kommunikative Komponente. Man könnte sagen: Die Archäi von Pellegren sprechen miteinander, indem sie Nahrung aufnehmen und verdauen.«
    »Ich nehme an, es gibt einen besonderen Grund dafür, warum Sie mir dies sagen«, kommentierte Xavius, als die junge Minerva-Frau einige Sekunden schwieg. Er beobachtete, wie von der Stadt im Eis auf der anderen Seite des wie ein Krater aussehenden Schürflochs ein Transporter aufstieg, getragen von einem Antigravkissen, und gen Himmel stieg. Er wusste inzwischen, dass die meisten dieser Transporter von Autopiloten gesteuert wurden und Peilsignalen folgend die Orbitalstation ansteuerten. Dort wurde die Fracht gesammelt und zum alten Konnektor gebracht.
    Xavius spürte, wie sich eine Idee in ihm zu formen begann.
    »Die Archäi schmelzen einen Teil des Eises und bewegen sich darin, was zu Vibrationen im Wasser führt. Auf diese Vibrationen reagieren andere Archäi. Es ist eine Art komplexer Tanz, in dem jede einzelne Bewegung eine bestimmte Bedeutung hat. Wir glauben inzwischen, dass die Archäi Schwärme bilden, wie viele Lebensformen, die wir auf anderen Planeten gefunden haben. Ist das nicht interessant? Denken Sie an Ihre Mikromaschinen, die einen Schwarm mit künstlicher Intelligenz bilden.«
    »Ich kann sie noch immer nicht benutzen«, brummte Xavius hinter seiner Maske. Kalte Luft strich ihm über die ungeschützten Stellen seines Gesichts. »Obwohl auch die letzten Reste des Neutralisators aufgelöst sind.«
    Laurania winkte, als wollte sie die Worte beiseitewischen. »Und ist es nicht interessant, dass wir auf vielen Welten kollektive Organismen gefunden haben? Es scheint eine Art Entwicklungstrend zu sein. Vielleicht gibt es so etwas wie eine kosmische Evolution, die zuerst das hervorgebracht hat, was wir heute die ›Alten Zivilisationen‹ nennen. Nach ihrem Untergang schlug das Leben eine neue Richtung ein, und in dem Zeitraum, der heute als ›Lücke‹ bezeichnet wird, nach dem Verschwinden der Letzten Alten, entstanden neue Lebensformen, die schließlich neue Intelligenz ermöglichten.«
    »Sie meinen uns«, sagte Xavius und dachte: Ich lasse mich von ihr ablenken.
    »Ja. Aber wir sind allein, von den Ayunn einmal abgesehen. Wir scheinen eine Art

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