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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Sonderfall zu sein.«
    »Wir kennen nur einen kleinen Teil der Galaxis.«
    »Zugegeben. Aber vielleicht geht die allgemeine Entwicklung in eine andere Richtung. Die weite Verbreitung von Schwarmwesen deutet darauf hin. Einige unserer Wissenschaftler halten es sogar für möglich, dass eine Art ›Große Saat‹ dahintersteckt, vielleicht ein Vermächtnis der Letzten Alten. Vielleicht sahen sie damals ihren Untergang voraus und säten Keime neuen Lebens auf zahlreichen Welten.« Laurania deutete in das riesige Schürfloch. »Eins steht fest: Die Archäi stammen nicht von Pellegren. Ihre biologische Struktur unterscheidet sie von allen anderen Lebensformen auf dieser Welt. Es gibt sogar einige Anhaltspunkte dafür, dass sie künstlichen Ursprungs sein könnten. Wenn beide Theorien stimmen … Es würde bedeuten, dass die Letzten Alten die ›kosmische Evolution‹ nicht nur beschleunigt, sondern ganz bewusst in eine neue Richtung gelenkt haben, mit der Absicht, in ferner Zukunft Schwarmintelligenzen zu schaffen.«
    Fast gegen seinen Willen erwachte Interesse in Xavius. Während ein Teil von ihm darauf wartete, dass die vage Idee in ihm klarere Konturen gewann, fragte er: »Warum der Abbau? Was fangen sie mit den Archäi an? Und warum sollte das Endurium an ihnen interessiert sein?«
    »Uns – und dem Endurium – geht es nicht in erster Linie um die Archäi, sondern um das Archäta. Es ist ein Abbauprodukt und gleichzeitig eine Art Basismasse. Sie dient den jungen Archäi – der jeweils nächsten Generation – als Kraftnahrung und gleichzeitig als Modifikations- und Anpassungsreservoir. Stellen Sie sich Stammzellen vor, die noch nicht auf eine bestimmte Funktion spezialisiert sind. Das Archäta bietet den neuen Archäi so etwas wie genetische Baupläne an, mit denen sie auf Veränderungen in ihrer Umwelt reagieren können. Dadurch wird dieses biologische Material für uns interessant.«
    Laurania zog den oberen Haftverschluss ihres Thermoanzugs auf, und sichtbar wurde ein Symbiont, der wie ein dicker, aufgeblähter Wurm an ihrem Halsansatz klebte. Xavius verzog voller Ekel das Gesicht, obwohl er wusste, dass jenes Geschöpf Wunden heilte.
    »Mit Archäta lassen wir solche Helfer wachsen. Die ›Kröte‹ namens Ocker, die uns beiden geholfen hat, besteht zum größten Teil aus Multifunktions-Archäta, das sich gut mit anderem Biomaterial verbinden lässt – der Assimilationsfaktor ist sehr groß. Seit vierzig Jahren produzieren die Brüter unserer Bioingenieure eine Archäta-Variante, die billiger ist, sich aber leider nicht für jeden Zweck verwenden lässt. Das Endurium akzeptiert unsere Variante, wenn sie mindestens vierzig Prozent Pellegren-Archäta enthält.«
    »Sie wissen genau, dass wir nichts von Biotechnik halten!«, entfuhr es Xavius. »Wir …«
    »Sie verwenden das Archäta für semiorganische Schaltkreise bei Ihren leistungsfähigsten künstlichen Intelligenzen. Ich meine die KIs, die vor allem Ihren Morti zur Verfügung stehen.«
    »Unsinn! Davon habe ich noch nie etwas gehört.«
    »Unglücklicherweise lassen sich die Ayunn nicht auf einen solchen Kompromiss ein. Sie verlangen reines Archäta, ohne jegliche Beimischungen.«
    Sie waren langsam am Rand des Kraters entlanggegangen, und nun blieb Xavius abrupt stehen. Der Wind wehte etwas stärker, schien ihm dort Nadeln aus Eis ins Gesicht zu bohren, wo es nicht von der Atemmaske bedeckt war. Tief unten auf den Terrassen brummten Bohraggregate und Transporter. Oben zogen die Monde des blauen Gasriesen ihre Bahn, begleitet vom Zylinder des alten Konnektors.
    »Die Ayunn?« Xavius verschluckte sich fast an dem Wort. »Sie geben es also zu? Sie arbeiten mit den Ayunn zusammen?«
    »Wir verhandeln mit ihnen«, erwiderte Laurania geduldig. Der Wind zupfte an einer Strähne ihres rötlichen Haars, die unter der Kapuze des Thermoanzugs hervorlugte. »Besser gesagt, wir verhandeln mit den Castoe und Vassur, zwei Aggregationen der Ayunn. Seit fast hundert Jahren verhandeln wir mit ihnen und kommen nur langsam voran; die Ayunn scheinen ein anderes Zeitempfinden zu haben als wir. Manchmal beantworten sie unsere Fragen erst nach Jahrzehnten. Seltsam, sie unterscheiden nicht wie wir zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Vielleicht stimmt es, dass es eine Verbindung zwischen ihnen und den Tunneln durch Raum und Zeit gibt. Hat Hektor Ihnen von den Vermutungen einiger unserer Xenotechniker erzählt, wonach die Subs von den Ayunn geschaffen wurden und die

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