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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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hinterhältige Art und Weise, während Er in Seiner Großzügigkeit bestrebt gewesen war, die Abtrünnigen in den Schoß der Menschheit zurückzuholen.
    Dann sah er sich selbst, in einem grässlichen Erinnerungsbild, in der einen Hand einen Phasenmodifikator, in der anderen eine Waffe. Er ächzte.
    »Was ist mit General Titus M Izzad geschehen?«, fragte er, um Rogge, Annabel und auch sich selbst abzulenken. »Haben Sie auch ihn entführt, so wie mich?«
    »Interessant, dass Sie diese Frage stellen«, sagte Rogge langsam. »Nein, wir haben ihn nicht entführt, Chronist. Vielleicht erinnern Sie sich an meinen Hinweis, dass die Subs im Innern des Enduriums blockiert sind. Dort können wir niemanden aus dem Transfer holen.«
    »Sie haben mich aus dem Transfer geholt.« Plötzlich fiel Xavis etwas ein, und er war so überrascht, dass er für einige Sekunden das Atmen vergaß. Laurania hatte an Bord des Transferschiffes gesessen, das nach Bluestone im Magellangraben unterwegs gewesen war. Seine Entführung, die Unterbrechung des Transfers, war also schon vor Salyards Ermordung geplant gewesen. Das bedeutete … Die Fanatiker von Minerva hatten es nicht auf ihn abgesehen gehabt, weil sie ihn für den Mörder eines Gesinnungsgenossen hielten, sondern aus einem anderen Grund.
    »Warum?«, fragte er. »Warum haben Sie mich entführt? Was wollen Sie von mir?«
    »Die Wahrheit, Chronist«, sagte Rogge. »Sie fühlen sich doch der Wahrheit verpflichtet, nicht wahr? Im Mesh des Enduriums haben Sie immer wieder darauf hingewiesen. Vielleicht haben wir gemeinsam Gelegenheit, die Wahrheit herauszufinden.«
    Weiter hinten löste sich eine kleine, zarte Gestalt aus den Schatten, und als sie ins Licht trat, wurde rötliches Haar sichtbar, das ein blasses Gesicht umgab.
    »Er verdient eine Chance, Hektor«, sagte Laurania. »Er hat uns beide gerettet. Vielleicht ist er kein hoffnungsloser Fall.«
    Xavius staunte über sich selbst, über seine Freude, Laurania wiederzusehen. Sie hatte sich noch nicht ganz erholt, das war deutlich zu sehen, aber das Krötenwesen schien sie tatsächlich weitgehend geheilt zu haben. An ihrem Hals klebte ein graubrauner Klumpen, vielleicht einer dieser ekelhaften Symbionten, die die Splitter-Menschen so gern benutzten.
    »Transferschocks können sehr schlimm sein«, sagte sie. »Wir sollten versuchen, ihm zu helfen.«
    Hektor nickte und stand auf. Annabel erhob sich ebenfalls. »Kein hoffnungsloser Fall, Laura? Wir wissen, dass er Salyard umgebracht hat. Es besteht kein Zweifel; wir haben die Überwachungsdaten.«
    »Ja«, erwiderte Laurania. »Aber uns hat er nicht umgebracht, obwohl er Gelegenheit dazu hatte.«
    »Genau das könnte einer seiner Tricks sein.« Eine zweite Gestalt kam aus den Schatten. Xavius sah sie mit halb geschlossenen Augen; die Lider wurden schwer. Aber er brauchte sie gar nicht zu sehen, um zu wissen, von wem diese Worte stammten. Stimme und Tonfall nannten ihm einen Namen: Pribylla. »Ich traue ihm nicht.«
    »Warten wir ab, was Rebecca zu sagen hat.« Rogge trat hinter dem Tisch hervor. »In zwei Tagen erreichen wir Pellegren, Chronist. Schlafen Sie; ruhen Sie sich aus.«
    Die Lider wurden so schwer, dass Xavius sie nicht länger oben halten konnte. Bevor er einschlief, dachte er noch einmal an Marta und die blauen Bäume im Park vor dem Hospital.
    25
    »Wozu braucht mich Minerva?«, fragte Xavius, während sie am Rand des Schürflochs entlanggingen, das fünf Kilometer durchmaß und von halbautomatischen Brennern, primitiven Bohrmaschinen und vielen fleißigen Händen ins Eis getrieben worden war. »Warum haben Sie mich entführt?« Seine Stimme klang dumpf in der Atemmaske. Ein integrierter Kurzstreckenkommunikator übertrug die Worte zu allen Empfängern in einer Reichweite von etwa hundert Metern.
    Laurania trug wie er einen mit Synthopelz besetzten Thermoanzug. »Gefällt Ihnen Pellegren?«, erwiderte sie.
    Xavius seufzte. »Es ist kalt hier.«
    »Wir sind ziemlich weit von der Sonne entfernt.«
    Xavius hob den Blick. Ein kobaltblauer Gasriese wölbte sich halb über den Horizont, und sein Ring, von dem derzeit kaum mehr als die Kante zu sehen war, schien eine Erweiterung des gewaltigen Gletschers zu sein, auf dessen Rücken sie standen. Bis zum Zenit wuchs er empor und bildete ein silbernes Band, das im Licht einer kleinen, mehrere Milliarden Kilometer entfernten Sonne glitzerte. Die anderen Monde, deren Namen Xavius ebenso wenig kannte wie den des blauen Glasplaneten –

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