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Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Der letzte Regent: Roman (German Edition)

Titel: Der letzte Regent: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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erinnert sich nicht daran, es verübt zu haben.«
    »Was an seiner außer Kontrolle geratenen adaptiven Schizophrenie liegen könnte«, spekulierte Rogge. »Darauf hat Rebecca deutlich hingewiesen. Es gibt einen Faktor in ihm, der ihr verschlossen blieb. Bestimmte Dinge könnten dorthin ausgelagert worden sein. Wer weiß? Vielleicht haben wir es mit einem Trojaner zu tun. Rebecca hat diese Möglichkeit nicht ausgeschlossen.«
    »Nehmen wir einmal an, er hat Salyard wirklich nicht getötet …«, sagte Laurania.
    »Das möchtest du gern glauben, nicht wahr, Laura?«, fragte Denslow, und wieder staunte Xavius darüber, wie sanft dieser Mann sprechen konnte. »Obwohl du ganz zu Anfang von seiner Schuld überzeugt gewesen bist. Nun, seine Ähnlichkeit mit Mallory ist mir nicht entgangen. Es dauert eine Weile, bis man sie erkennt, aber sie ist da, wie ein Schatten, den man nicht immer sieht.«
    »Er ist Xavis V Xavius«, erwiderte Laurania mit fester Stimme. »Er ist der erste Chronist des Enduriums. Deshalb haben wir ihn hierhergeholt. Und deshalb bringen wir ihn nach Bluestone.«
    Nach Bluestone!, dachte Xavius und saugte jedes Wort in sich auf.
    Der Schweber hatte inzwischen die Hälfte des Schmelzwassersees überquert, und das Gerüst an der Felswand war nun deutlicher zu sehen. Es umgab ein matt schimmerndes, scharf begrenztes Rechteck im grauen Fels, wie ein Stück des Sees, das dort aufrecht stand, vom Gerüst gehalten. Rechts und links davon blitzte es immer wieder auf. Mit dem Okularzoom hätte Xavius Einzelheiten erkennen können; ohne es konnte er nur mutmaßen. Es sah, fand er, nach Laserschneidern aus, deren supergebündelte Strahlen sich durchs Gestein der Felswand fraßen.
    »Nehmen wir einmal ein, er hat Salyard wirklich nicht getötet«, wiederholte Laurania.
    »Und nehmen Sie einmal an, dass wir den Regenten nicht getötet haben«, sagte Rogge und richtete die Worte an Xavius. »Wohin führt uns das?«
    »Es würde bedeuten, dass jemand anderer für die Morde verantwortlich ist«, sagte Denslow. In seiner Stirn bildeten sich noch mehr Falten. »Wer steckt dahinter? Und gibt es einen Zusammenhang zwischen beiden Morden?«
    »Mittel, Motiv und Gelegenheit«, murmelte Laurania.
    Xavius fühlte plötzlich alle Blicke auf sich ruhen.
    »Sie waren dabei, Chronist«, stellte Rogge fest. »Beide Male. Sie hatten Gelegenheit und vielleicht auch die Mittel. Bleibt die Frage nach dem Motiv, nach dem Warum.«
    »Was? Wollen Sie damit vielleicht andeuten …« Xavius sah sich selbst an Bord der Zerberus : in der einen Hand einen Phasenmodifikator, in der anderen eine Waffe. Und er hörte eine Stimme, dumpf aus den tiefen Gewölben seines Gedächtnisses. Nein, es war kein Unfall. Es ist sehr schade, dass Sie sich noch immer nicht richtig erinnern. Sie müssen ganz aus der Scheinwelt zurückkehren, die Sie noch immer gefangen hält. Eine Frau hatte diese Worte gesprochen. Marta.
    Xavius stöhnte leise, hätte am liebsten die Augen geschlossen und sich die Hände an die Schläfen gedrückt. »Ich brauche meinen Schwarm zurück«, sagte er und begriff plötzlich, dass dies zu der Idee gehörte, die in ihm gereift war. Er wagte es noch immer nicht, an die Einzelheiten seines Plans zu denken, denn vielleicht lag die Telepathin irgendwo auf der Lauer. »Ich brauche die Mikromaschinen. Sie sind in meinen Organismus integriert; ohne sie funktioniert er nicht richtig.«
    Eine der anderen Personen, eine Frau in mittleren Jahren mit graubraunem Haar und ernstem Gesicht, räusperte sich. »Das stimmt vielleicht, Hektor. Es könnte sogar einer der Gründe für die starke geistige Instabilität sein, die Rebecca bei ihm festgestellt hat. Bei den Vivi im Endurium kann die Integration so groß werden wie bei einer Symbiose, die beide Partner abhängig macht.«
    »Eine Symbiose mit Maschinen …«
    »Ja«, sagte die Frau, die vielleicht Ärztin war, oder Technikerin.
    Xavius erinnerte sich daran, dass jemand von Schwärmen erzählt, ihm tief in die Augen gesehen und nach dem Grund für eine Rettung gefragt hatte. Warum fiel ihm das jetzt ein? Welche Rolle spielte es?
    »Hören Sie mich, Chronist?«
    Xavius merkte, dass er tatsächlich die Augen geschlossen hatte. Aber seine Hände lagen nicht auf den Ohren; er hörte die Stimme, verstand die Worte.
    Er nickte, öffnete die Augen und begegnete Rogges Blick.
    »Wir haben den Regenten tatsächlich nicht umgebracht, Xavis Xavius«, sagte Rogge. »Jemand möchte offenbar, dass alles so

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