Der letzte Single fangt den Mann
Stimme hinzu.
» Scheiße, das tut mir sehr leid«, sage ich. » Das ist ja schrecklich. Dann machst du wohl einiges durch heute Abend?«
Sie zuckt mit den Achseln und stellt eine riesige Schminktasche auf das Waschbecken. » Ich wusste, dass ich um Mitternacht zu flennen anfange, darum habe ich meine ganzen Schminksachen mitgenommen«, sagt sie und muss lachen und gleichzeitig schluchzen.
» Ich habe Augentropfen«, sage ich hilfsbereit. » Und… Pfefferminz und Puder und Parfum und Highlighter, und, lass mich mal nachschauen…« Ich öffne mein Schminktäschchen und stelle es neben ihres auf das Waschbecken. » Bedien dich. Wenigstens siehst du nicht aus, als würdest du direkt von einem Triathlon kommen so wie ich.«
» Ich habe Grundierung dabei«, sagt sie und grinst mich an. » Und Wattestäbchen für deinen verschmierten Eyeliner.«
Ah, die Macht des Schminkens, die uns Frauen zusammenbringt. Ich will nicht an Robert denken oder an das, was gerade passiert ist oder noch passieren wird. Stattdessen, während wir Rouge und Eyeliner tauschen, gebe ich meiner neuen Freundin Millie Tipps, wie sie ihre Trennung bewältigt. Sie sagt, sie habe es schon die ganze Zeit geahnt, besonders als er ihr zu Weihnachten ein Buch schenkte, auf dem noch ein Button heftete mit der Aufschrift KAUF 3, ZAHL 2.
» Wer hat die anderen beiden Bücher bekommen?«, frage ich.
» Das würde ich auch gerne wissen!«, erwidert sie, und wir brechen in hysterisches Lachen aus.
» Tja, offen gesagt, bist du ohne ihn viel besser dran«, sage ich und gebe ihr das Puderrouge zurück.
» Ich weiß«, sagt sie und gibt mir einen Bronzer. Normalerweise benutze ich nie Bronzer. Aber, hey! Wer A sagt…
» Außerdem«, sage ich einen Moment später zu meinem neuen, gebräunten Spiegelbild, » denke ich, dass du heute Nacht jemanden kennenlernen wirst. Jemanden…« ich mache eine kurze Pause, um weiter an mir zu arbeiten, » …der dich deinen Ex total vergessen lässt.«
» Weißt du, was ich mir wünsche?«, erwidert sie. » Ich wünsche mir eine Affäre. Das waren fünf anstrengende Monate mit diesem Dickschädel. Ich will nichts Festes. Nur viel Sex.«
Ich zögere kurz und sehe sie an. » Dann habe ich genau den Richtigen für dich.«
Gleich darauf gehen wir zusammen die Treppe herunter. Ja, ich werde Robert Millie vorstellen, und das wird ihn glücklich machen. Dann gehe ich nach Hause und, zur Hölle damit, rufe Dave an und sage ihm, dass er mich vermisst hat, ich meine, dass ich ihn vermisst habe, und dass er unbedingt kommen muss und mit mir Sex haben, und dann wird alles wieder gut. Ja. Guter Plan.
Ich schaue in die Ecke, in der Robert auf mich wartet, und sehe meine Schwester und Luke und…
Dave dreht sich um, grinst, packt mich und taucht mich in einen langen Kuss. Sofort ist mein ganzer Körper elektrisiert, als hätte jemand einen Schalter angeknipst. Es kribbelt von Kopf bis Fuß, aber gleichzeitig ist mir schrecklich deutlich bewusst, dass Robert uns beobachtet. Robert, den ich eben noch geküsst habe. O Gott, ist das wirklich passiert? Es kommt mir nicht real vor…
» Frohes neues Jahr, mein Engel«, murmelt Dave, richtet mich wieder auf und sieht mir in die Augen. Heilige blaue Augen. Ob er mir mein schlechtes Gewissen ansieht? Ich blinzle und schaue weg. » Und außerdem wohl auch alles Gute zum Geburtstag. Okay, das wäre erledigt. Ich gehe mal Getränke holen.«
Ich werde sofort von Sophie und Luke, die mir auch zum Geburtstag gratulieren, umarmt. Gleich darauf schimpfen sie über die Horrorfahrt von Bath nach London mit ein paar Boxenstopps in Pubs, und Luke sagt, dass Sophie und Dave nerven, wenn sie betrunken sind, und Sophie sagt, dass Luke nervt, wenn er nüchtern ist.
Ich traue mich nicht, Robert anzusehen. Stattdessen ziehe ich Millie in den Kreis und stelle sie den anderen vor.
Ich bemerke, dass Dave Millies Figur von der Theke aus mit Kennerblick mustert. Ich wünschte, ich hätte mir heute Abend etwas Schärferes angezogen. Ich begehre ihn mehr denn je. Es ist mir sogar egal, warum er zu spät gekommen ist. (Aber bitte, lieber Gott, lass nicht Bella der Grund sein.) Es ist so schön, ihn zu sehen, dass die Erleichterung darüber alles andere überschwemmt …
Ich möchte, dass Millie mit Robert ins Gespräch kommt, aber als ich mich endlich traue, ihn anzusehen, starrt er nur ausdruckslos vor sich hin. Glücklicherweise ergreift Millie die Initiative und legt lächelnd die Hand auf seinen Arm.
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